Der Traum von der eigenen Tribüne Der "Block 13" jubelt für Deutschland

Rheinberg · Michael Braun aus Borth ist Architekt seiner eigenen Tribüne und lädt seine Nachbarn bei den Spielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in sein Stadion ein. Das füllt den Platz in seiner Garage. Am Sonntag ist wieder volles Haus.

 Fußball-Fan Michael Braun hat seine Tribüne in seiner Garage, die zum EM-Stadion mutiert ist, mit viel Liebe zu Detail gebaut.

Fußball-Fan Michael Braun hat seine Tribüne in seiner Garage, die zum EM-Stadion mutiert ist, mit viel Liebe zu Detail gebaut.

Foto: JUB

Schwarz-rot-goldene Streifen bestimmen das Bild. Graue Sitze in exakter Anordnung in Zweier- und Dreierreihen auf drei Ebenen mit dem Emblem des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ziehen das verwunderte Auge des Betrachters magisch an. "Mein Traum war es immer, eine eigene Tribüne zu bauen", erzählt Michael Braun (45), der leidenschaftlich gerne Fußball schaut. Nun hat er in der Garage sein eigenes Stadion gebaut.

Seit zehn Jahren richtet er seine Garage her, um hier mit Nachbarn und Freunden die großen Turniere der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu verfolgen und im kleinen Rudel mitzufiebern. "Alles hat 2006 mit dem Sommermärchen bei der heimischen WM angefangen. Ich habe mir einen Beamer gekauft und eine große Leinwand gebaut. Dann gab es Public Viewing in unserer Garage", berichtet der Borther.

Sitze gehörten einst zum Nürburgring-Museum

Beim Stöbern im Internet stieß er auf Stadionsitze, die einst zum Inventar des alten Nürburgring-Museums gehörten. Er griff zu und kaufte die Sitzschalen. Nachdem er sie in der Eifel abgeholt hatte, fing er an, sein "Stadion" zu planen. Nach drei Wochen Arbeit war seine Tribüne vollendet. Der handwerklich begabte kaufmännische Angestellte besorgte Hölzer und Balken, die er alle passend zugeschnitten hat. Michael Braun schraubte sie zusammen, Bretter folgten, bis endlich die erste Bank in Rohform fertig war. Die Stühle bekamen ihren Feinschliff durch das DFB-Logo und die Sitznummern - stilecht wie in einer richtigen Fußball-Arena. Als die Bänke viele Male den Stabilitätstest bestanden hatten, begann der Stadionbauer mit den Malerarbeiten. Die Nationalfarben dominieren in dem sonst eher farblosen Stadion. Eine Wimpelkette von oben, mehrere Fahnen und eine Lichterkette sorgen für EM-Atmosphäre.

Michael Braun weihte niemanden darüber ein, was er in seiner Garage werkelte. "Ich wollte die Nachbarn überraschen", erklärt er. "Meine Tochter Johanna musste sogar mit dem Fahrrad durchs Haus in die Garage, damit geheim blieb, was hinter dem Tor entstand", erzählt er mit einem breiten Grinsen. Die Geheimniskrämerei hat sich gelohnt. Die Nachbarn waren sehr beeindruck, als sich die Pforten zur "Südtribüne Borth" geöffnet haben. 15 Sitzplätze sind zu vergeben, weitere Stehplätze sind verfügbar. Die Anfragen auf Sitzplatzreservierungen haben seit dem Auftaktspiel deutlich zugenommen, das EM-Studio war stets "restlos ausverkauft".

Braun tippt auf 3:1 für Deutschland

Bier kommt vom Fass, jeder Fan bringt eine Kleinigkeit mit. Wenn Jogis Jungs eine Chance vergeigen, geht ein Raunen durch "Block 13", wie der Architekt seine Tribüne getauft hat. Ausgelasse Jubelschreie ertönen, wenn die Deutschen treffen.

"Ich hoffe sehr, dass Deutschland Europameister wird, weil wir dann möglichst lange gucken können", sagt der Herr über das Stadion. Das ist morgen wieder ausverkauft. Gegen die Slowakei tippt der Gastgeber ein 3:1 für Deutschland. Dann bleibt keiner ruhig auf den grauen Sitzen. Und dann kommen die Spanier - oder die Italiener.

(RP)
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