Rheinberg Der kälteste Arbeitsplatz in Rheinberg

Rheinberg · Am bislang heißesten Tag des Jahres bietet ein Mega-Kühlschrank eine schöne Alternative: In der Tiefkühlzone des Havi-Logistikzentrums herrschen 22 Grad minus. Die Mitarbeiter tragen Thermojacken und -hosen, Mütze und Handschuhe.

Ohne Thermokleidung läuft hier nichts: Havi-Mitarbeiter Baris Tav bei der Arbeit in Rheinbergs XXL-Tiefkühltruhe.

Ohne Thermokleidung läuft hier nichts: Havi-Mitarbeiter Baris Tav bei der Arbeit in Rheinbergs XXL-Tiefkühltruhe.

Foto: Armin Fischer

Die Sonne brennt gnadenlos. 35 Grad zeigt das Thermometer an der Rheinberger Sparkassen-Filiale gestern in der Mittagszeit. Am bisher heißesten Tag des Jahres. Abkühlung erwünscht - aber wo? Wir haben die Kälte gesucht - und gefunden. Im vermutlich größten Kühlschrank am Niederrhein. In den Hallen von Havi-Logistics in Rheinberg. Seit einem Jahr ist das Logistikzentrum an der Straße Minkeldonk zwischen Amazon und dem Total-Autohof in Betrieb.

 Michael Wintjes (links) und Dirk Laurenat im mit 18 Grad vergleichsweise warmen Trockenbereich von Havi-Logistics in Rheinberg.

Michael Wintjes (links) und Dirk Laurenat im mit 18 Grad vergleichsweise warmen Trockenbereich von Havi-Logistics in Rheinberg.

Foto: Fischer Armin

Michael Wintjes, Chef der Havi-Standorte Duisburg und Rheinberg, und der Rheinberger Standortleiter Dirk Laurenat, empfang den RP-Gast, der ein leichtes T-Shirt trägt, mit einem Schmunzeln im Gesicht. "Gleich sollten Sie sich besser eine dicke Jacke anziehen", lautet der Ratschlag. Kein schöner Gedanke bei dieser Bullenhitze.

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12.000 Quadratmeter groß ist das Logistikzentrum, und schon beim Schritt in den Trockenbereich wird's deutlich kühler. Unmengen von Cola- und Limo-Kästen lagern dort unter anderem. "Hier haben wir 18 bis 20 Grad", informiert Dirk Laurenat. Richtige Erfrischung im Hochsommer stellt man sich anders vor. Im Frischebereich kommen wir der Sache schon näher. Plus zwei Grad zeigt die Quecksilbersäule in diesem Teil der Hallen.

Dann wird es ernst. Zuvorkommend hält Dirk Laurenat die transparenten Kunststoffstreifen am Übergang zum Tiefkühlbereich zur Seite. Eis hängt an diesen Streifen. Und jetzt versteht man auch das Angebot mit der Jacke. Minus 22 Grad - das darf man Kälte nennen!

Es ist wie ein Schritt in die Iceage-Filmwelt. Und Mitarbeiter Baris Tav sieht aus, als trainiere er für eine Antarktis-Expedition. Er trägt Wollmütze, Thermojacke, dicke Hose mit Thermounterwäsche drunter, Spezialsocken und Handschuhe, während er ein Paket nach dem anderen verfrachtet. "Zwei bis drei Stunden, länger können wir hier bei dieser Kälte nicht arbeiten", erzählt der junge Mann. "Dann muss man erst mal Pause machen."

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Foto: dpa/Oliver Berg

Von 35 Grad Außentemperatur runter auf 22 Grad minus. Da spürt man, wie das Herz schneller schlägt. Später, bei der Rückkehr in wärmere Gefilde, beschlagen die Brillengläser für gut zehn Minuten.

Havi-Logistics beschäftigt in seinem Rheinberger Kühlschrank rund 50 Mitarbeiter. Bis zu 100 sollen es werden. "Wir suchen noch Leute für unser Lager", unterstreicht Michael Wintjes. Rheinberg diene als Zentrallager: "Hier wird die Ware kommissioniert und auf unsere Niederlassungen Hamburg, Berlin, Duisburg, Gera, Bingen, Ilsfeld und Günzburg verteilt. Von dort aus geht es zu den Kunden." Die Kunden, das sind zum Beispiel die Restaurant-Ketten Kentucky Fried Chicken und Vapiano.

Unmengen gekühlter und tiefgekühlter Waren stehen in Rheinberg. Rund 10.000 Paletten à 600 bis 700 Kilo, so Michael Wintjes. Pro Tag docken an den Ladeschleusen des Logistikzentrums im Schnitt 30 Lkw an. Den Standort nahe der Auffahrt zur A 57 beschreibt der Logistiker als "Traum": "Günstiger kann man es gar nicht antreffen."

Inzwischen hat sich der Gast wieder klimatisiert und kehrt zurück in die Mittagshitze. Hat gut getan, der kleine Abstecher in Rheinbergs Mega-Tiefkühlschrank. Aber auf Dauer würde man vermutlich doch ein wenig Sonne vorziehen. Es müssen ja nicht gleich 35 Grad sein.

(up)
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