Rheinberg Deutsch für Syrer - heute ist Prüfung

Rheinberg · Barbara Ettwig hat in einem VHS-Kurs in Ossenberg mit vier Flüchtlingen für die Sprachprüfung A 1 gebüffelt.

 Barbara Ettwig (links) bereitet die Flüchtlinge auf ihre Deutschprüfung vor, die heute stattfindet.

Barbara Ettwig (links) bereitet die Flüchtlinge auf ihre Deutschprüfung vor, die heute stattfindet.

Foto: Armin Fischer

"Stellen Sie sich bitte vor, erzählen Sie, wo sie herkommen und wo Sie jetzt wohnen", fordert Barbara Ettwig ihre Schüler auf. Sorgsam wählt Delber Jaltak die Worte für ihre Antwort und richtet die Frage dann an Hussein Alali, der ebenfalls antwortet.

So geht es reihum. Auch Hassan Mohamad und Mohamad Mohamad stellen sich vor, erzählen von Familie und Hobbys. Kursleiterin Barbara Ettwig ist stolz auf "ihre" Schüler. Die 67-Jährige, pensionierte Gymnasiallehrerin, weiß, wie schwierig Aussprache und Grammatik sind. In nur fünf Monaten haben die vier Syrer die Grundlagen der deutschen Sprache in einem VHS-Kurs erworben. Das Einstiegsangebot richtete sich an Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive (aus Syrien, Iran, Irak und Eritrea) und wird von der Bundesagentur für Arbeit finanziert.

Heute gilt es für die Kursteilnehmer nun, ihre Kenntnisse unter Beweis zu stellen: Sie legen alle die erste Sprachprüfung A1 ab. "Das ist eine Prüfung nach internationalem Standard", informiert Barbara Ettwig. Geschenkt wird den Prüflingen also nichts. Abgefragt werden die Fähigkeiten in den Bereichen Sprachbausteine, Hörverständnis, Hören und Antworten, Lesen sowie Schreiben.

Ganz langsam macht sich bei allen Nervosität breit. Aber sie sind zuversichtlich. Schließlich haben sie fünf Monte lang "gebüffelt". Auch zu Hause spreche die Familie schon ein bisschen Deutsch, erzählt die 33-jährige Delber Jaltak. Sie freut sich darüber, dass ihre Kinder sich hier wohlfühlen, mit Begeisterung zur Schule gehen und schnell neue Freunde finden.

"Wenn ich meine Tochter aus dem Kindergarten abhole, möchte sie manchmal gar nicht mit nach Hause", schildert auch Hassan Mohamad und lacht. Viel lieber wolle die Kleine mit anderen Kindern spielen. Seiner Tochter eine unbeschwerte Kindheit und eine Perspektive bieten - das ist es, was sich der gelernte Koch wünscht. Und Deutsch lernen die Kinder durch den Kontakt mit anderen Kindern ganz spielerisch. Vor etwa acht Monaten kamen Delber Jaltak, Hussein Alali, Hassan Mohamad und Mohamad Mohamad aus ihrer vom Krieg gebeutelten Heimat nach Deutschland. Die Familie von Maschinenbau-Ingenieur Hussein Alali lebt nach wie vor in Aleppo. Telefonisch hält er Kontakt. "Die Familie flieht vor den Bomben von einem Ort zum nächsten", berichtet er. Wenn alle endlich Papiere haben, will er versuchen, sie nach Deutschland zu holen.

So unterschiedlich ihre Geschichte ist, alle eint ein Wunsch: endlich ankommen in Deutschland. Da die Sprache der Schlüssel zu jeder Gesellschaft ist, wollen die vier Syrer unbedingt weiter lernen.

"Wir werden nach den Sommerferien Integrationskurse anbieten", informiert VHS-Leiter Dr. Jens Korfkamp. Der richtet sich nicht nur an Flüchtlinge, deren Asylantrag genehmigt wurde. "Auch diejenigen, die noch auf einen Bescheid warten, können einen Antrag auf Teilnahme an einem Integrationskurs stellen", informiert Korfkamp. Flüchtlingshelfer und Mitarbeiter der Integration Points helfen dabei. Integrationskurse werden von verschiedenen Einrichtungen angeboten.

(RP)
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