Rheinberg Die Hütte voll und mal richtig Dampf ablassen

Rheinberg · Der parteilose Bürgermeisterkandidat Jürgen Rützel stellte sich gestern Abend im Millinger Sportheim 40 Gästen vor.

 Jürgen Rützel in Aktion: Selbstbewusst stellte er gestern seine Themen vor, mit denen er bei den Wählern punkten möchte.

Jürgen Rützel in Aktion: Selbstbewusst stellte er gestern seine Themen vor, mit denen er bei den Wählern punkten möchte.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Jürgen Rützel trifft einen Nerv. Der parteilose Bürgermeisterkandidat mit dem Slogan "Einer von euch" mobilisiert Menschen, die mit Politik und Parteien bisher nicht viel am Hut hatten. Auch gestern Abend: Da stellte er im Millinger Sportheim seine Themensammlung vor, mit der er bei der Wahl am 13. September bei den Rheinbergern punkten möchte. Lockten Vertreter etablierter Parteien kaum mehr als ein Dutzend Zuhörer in den Raum an der Jahnstraße, so hatte der 43-jährige Hausmeister die Hütte voll. Knapp 40 Frauen und Männer waren seiner Einladung gefolgt. Und es wurde schnell deutlich: Rützel lädt die Menschen ein, mal richtig Dampf abzulassen, über Politik und Verwaltung zu schimpfen und sich den Frust von der Seele zu reden: über "schandalige" Stadtfeste, zu selten gemähte Grünstreifen am Straßenrand, leerstehende Geschäfte und - na klar, schließlich war man beim SV Millingen zu Gast - über die Diskussion der drohenden Sportanlagenschließungen.

Jürgen Rützel trat selbstbewusst ans Rednerpult, hielt sich mit seiner persönlichen Vorstellung nicht lange auf und legte gleich los. Rheinberg müsse attraktiver werden, brauche eine Freilichtbühne, und eine behindertengerechte Toilette am Markt, der Stadtpark müsse schöner und die Stadt sauberer werden. "Wir hatten bisher nur Bürgermeister, bei denen die Politik dahinterstand", argumentierte der Millinger. Er möchte mehr Bürgerbeteiligung, mehr Transparenz, möchte eine städteübergreifende Bürger-App fürs Smartphone, über die die Menschen allerlei Themen abstimmen sollen. Zum Beispiel über ein Bürgerhaus für Millingen: "Wir sind die Bürger, wir leben hier, und deshalb müssen wir entscheiden können, ob und wohin ein solches Bürgerhaus kommt", sagte er. Und man glaubt es ihm gerne, wenn er hinzufügt: "Ich möchte den Rheinbergern helfen, wo ich kann und bin bereit, als Bürgermeister 60 bis 80 Stunden pro Woche dafür zu arbeiten."

Zugegeben: Manche von Rützels Ideen haben Charme. Sie wurden allerdings in völliger Missachtung jedweder Sachkenntnis, ohne Rücksicht auf gesetzliche Vorgaben ungeprüft in den Raum gestellt.

Auf die Frage, wie er alles das zu finanzieren gedenke, sagte der kandidat: "Es ist genug Geld da, es muss nur anders verteilt werden. Wir Bürger sind es jedenfalls nicht schuld, dass die Stadt im Haushaltssicherungskonzept steckt. Das hat die Politik zu verantworten." Für solche Sätze gibt es Applaus. Wer so argumentiert, muss sich jedoch auch Populismus vorhalten lassen.

(RP)
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