Rheinberg Die neue Lust, politisch aktiv zu werden

Rheinberg · Fünf Jugendorganisationen der Parteien stellen sich Schülern des Rheinberger Amplonius-Gymnasiums vor.

 Lena Reimann und Philipp Richter von den Jusos gehörten zu den Müllsammlern im Stadtpark. Die Jusos gestalten gerade eine Projektwoche zum Thema Abfall.

Lena Reimann und Philipp Richter von den Jusos gehörten zu den Müllsammlern im Stadtpark. Die Jusos gestalten gerade eine Projektwoche zum Thema Abfall.

Foto: Armin Fischer

Die Rheinberger Jusos waren der Stein des Anstoßes. Die Vorsitzende Hannah Bollig, die selbst am Amplonius-Gymnasium ihr Abitur abgelegt hat, hatte die Idee. Die 22-jährige Studentin regte an, dass sich politische Nachwuchsorganisationen aus Rheinberg den Gymnasiasten vorstellen sollten.

In Politik-Lehrer Fatih Yangin fanden die Jusos jemanden, der ein offenes Ohr für diesen Plan hatte. Denn lange waren die Zeiten nicht so gut für Jungpolitiker wie momentan. Ob CDU (mit der JU), SPD (mit den Jusos), Grüne (mit der Grünen Jugend), FDP (mit den JuLis) oder "Die Partei" - sie alle sind Jugendparteien oder sind in der Stadt mit Jugendabteilungen vertreten.

Vor rund 100 Neunt- und Zehntklässlern stellten sie sich nun im Amplonius-Forum vor. Nicht im klassischen Sinne auf einem Podium wie im politischen Frontalunterricht, sondern eher wie bei einem Speed-Dating. So präsentierten sich die Jugendpolitiker an Stehtischen. Jede Partei an ein einem anderen. Im Zehn-Minuten-Rhythmus hopsten Gruppen von zehn, elf Schülern von einem Partei-Tisch zum nächsten. Die Jungpolitiker stellten sich und ihre Vereinigung vor und ließen sich Löcher in den Bauch fragen. Wie die jungen Grünen denn zu G 8 und G 9 stehen, fragte ein Schüler. Ausgedacht habe sich die Partei das Thema nicht, die letzte Landesregierung habe es von CDU und FDP "geerbt", argumentierte Grünen-Mann Micha Thölke. Grundsätzlich sei man für längeres gemeinsames Lernen als nur bis zur vierten Klasse. Am Tisch auf der anderen Seite des Raums ging Benedik Durben in die Vollen. Der Vorsitzende der Jungen Union erklärte die demokratischen Entscheidungswege von der parteilichen Vorarbeit über die Ausschüsse bis in den Rat. Der 25-Jährige ist schon länger im Politik-Geschäft und sitzt als Sachkundiger Bürger in Ausschüssen.

Jüngster im Bunde war Daniel Köllmann. Er ist selbst noch Schüler des Amplonius-Gymnasiums, macht im nächsten Jahr Abi. Seit kurzem ist er Vorsitzender der FDP-Nachwuchs-Organisation Jungliberale, kurz JuLis genannt. "Auch wir verfolgen den liberalen Grundsatz, dass wir jeden Menschen so wenig einschränken wollen wie möglich", erzählte der 17-Jährige.

Und nannte ein Beispiel, bei dem die JuLis ihre Mutterpartei zum Umdenken gebracht haben: "Die Liberalisierung von Cannabis", so Köllmann. "Warum soll man sich nicht einen Joint drehen dürfen, wenn man auch Alkohol trinken darf?" Weitere Juli-Themen, die zur Sprache kamen, waren die Verbesserung des Nahverkehrs und auch hier die Diskussion um G 8 und G 9.

Unterdessen hakte bei Juso-Chefin Hannah Bollig ein Schüler ein und erkundigte sich danach, was der SPD-Nachwuchs davon hält, dass Schwarz/Gelb die Landtagswahlen gewonnen haben. "Begeistert waren wir natürlich nicht", gab die Studentin zu. "Aber immerhin konnten wir im Wahlkampf unsere Themen ganz gut platzieren."

Stirnrunzeln schließlich am Tisch der "Partei", wo neben Kai Oczko auch Lennart Holzum und Renan Cengiz Auskunft gaben. Eine Satire-Partei - das macht schon der Titel des Partei-Programms deutlich: "Inhalte überwinden", heißt es da. So richtig kam der Witz bei den Schülern nicht an. "Wir wollen alles, was das Volk will", sagte der 26-jährige Oczko. "Und wir sind dafür, dass alle Lkw-Fahrer ihre Fahrzeuge durch Millingen schieben müssen." Von Schüler Felix kam der Ratschlag: "Ihr sollt nicht da hinspringen, wo die Wähler sind. Ihr sollt eine eigene Meinung haben."

Politik ist durchaus ein Thema für Jugendliche und junge Erwachsene - das hat diese Veranstaltung deutlich gemacht. "Mischt euch ein", rieten die Akteure den Schülern.

(up)
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