Rheinberg Die Orgel schwebt im Schwalbennest

Rheinberg · Orsoy feiert heute die neue Orgel in der evangelischen Kirche. Pfarrer Klein ist stolz auf ein einmaliges Instrument.

 Ralf Müller (l.), Inhaber der Orgelbau-Firma Speith aus Rietberg und Pastor Uwe Klein präsentieren das Schmuckstück, das heute erstmals öffentlich erklingt. Das gläserne Geländer schmücken die Noten des Lutherliedes.

Ralf Müller (l.), Inhaber der Orgelbau-Firma Speith aus Rietberg und Pastor Uwe Klein präsentieren das Schmuckstück, das heute erstmals öffentlich erklingt. Das gläserne Geländer schmücken die Noten des Lutherliedes.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Heute hören Orsoyer und Besucher aus dem Umland erstmals die restaurierte Kirchenorgel, wenn in der evangelischen Kirche um 17 Uhr das Orgelfest startet. Nach fünf Jahren wird die ehemalige Peter-Orgel, die nun eine Speith-Orgel ist, ihren Dienst aufnehmen. Orgelbau Speith aus Rietberg hat das alte Instrument Orgel im Prinzip komplett umgebaut, wie Pfarrer Uwe Klein sagte. Von der Orgel, die Willi Peter 1964 in Köln errichtet hatte, ist nicht viel geblieben. "Außer dem Pfeifenbestand, der aus 17 Registern besteht und dem barocken Weidmann-Prospekt, dem äußeren Erscheinungsbild der Orgel, ist alles neu", so Uwe Klein.

Die Pfeifenbestände wurden auf 21 Register aufgestockt, so dass nun rund 1500 Orgelpfeifen ertönen. 2010 hatte Ralf Müller, Inhaber der Firma Orgelbau Speith, die Orgel in der Kirche auseinandergesägt und mit nach Rietberg genommen. Nun wurde das Prunkstück wieder eingebaut. Unter dem Dach schwebt es in einem "Schwalbennest". Das heißt, die Orgel steht nicht auf einer Empore, sondern schwebt s dank einer Konstruktion, die eigens installiert wurde, unterm Kirchendach.

"Das Schwalbennest trägt zwölf Tonnen. Die Orgel wiegt sechs", erklärte der Pfarrer. Die Kosten der Konstruktion lagen im unteren sechsstelligen Bereich. Seit dem Beginn der Kirchbausanierung, die in drei Abschnitte eingeteilt worden war, sind 2,2 Millionen Euro ausgegeben worden, rund eine Million über Plan. Jetzt fehle nur noch frische Farbe.

Anlass für die tiefgreifende Operation war das Ziel, die Bausubstanz der Kirche zu erhalten, die andernfalls aufgrund von Feuchtigkeit massiv gefährdet wäre. Klein: "Die Kirche wäre zusammengefallen." Es folgten weitere Maßnahmen zur Verbesserung des gotischen Gotteshauses. Nun scheint das Ziel bald erreicht. Pfarrer Uwe Klein ist stolz auf die Orgel: "Die sucht ihresgleichen im Rheinland." Die Brüstung wurde aus satiniertem Glas hergestellt - einem speziellen Klarglas, das unter anderem sehr lichtdurchlässig ist. Das Glas schmücken Noten des Lutherliedes.

Aber nicht nur auf die Orgel ist Klein stolz, sondern auch auf die Helfer und Spender. "Allein 600 000 Euro haben wir mit Spenden finanziert." Geld sei nicht nur aus Reihen der evangelischen, sondern auch von katholischen oder nichtchristlichen Mitbürgern gekommen. Die Kirchbausanierung in Orsoy habe gezeigt, wie gut gelebte Ökumene funktioniere. Als die Kirche jahrelang eine Baustelle war, durfte Klein ohne Probleme alle Gottesdienste in der St.-Nikolaus-Kirche abhalten. "Wir waren willkommen in der katholischen Kirche." Auch Gemeinschaften seien entstanden. "Die Sanierung hat klare Zeichen nach außen gesendet: Dass Ökumene in Orsoy funktioniert und dass die Bürger sehen, da passiert was, daran hat man Spaß und kann Teil des Ganzen sein", sagte Uwe Klein. Des Pfarrers Empfehlung: Diesem Beispiel sollten andere Gemeinden folgen. Orsoy hat insgesamt 1600 evangelische Gemeindeglieder.

(RP)
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