Rheinberg Die "Zauberlehrlinge" rocken Rheinberg

Rheinberg · Das 18. MAP-Festival ist nach zwei tollen Konzertabenden am Pulverturm vorbei. Die Bilanz fällt positiv aus: Es gibt viel Zuspruch für die Kunstaktion "Marktlon" am Alten Rathaus und der Poetry-Slam-Abend im Gymnasium war ausverkauft.

 Mit Kult-Charakter: Die MAP-Unterstützer-Bändchen.

Mit Kult-Charakter: Die MAP-Unterstützer-Bändchen.

Foto: uwe plien

Mit dem MAP-Festival ist das so ähnlich wie mit dem Schützenfest oder dem Rosenmontagszug: Wenn sie stattfinden, kehren viele "ausgewanderte" Rheinberger in ihre Heimatstadt zurück, weil sie dabei sein wollen. So auch Thomas Nickenig. Der Bruder von Zauberlehrling-Sänger Christian "Cheese" Nickenig lebt seit zehn Jahren in Berlin. Am Freitagabend besuchte er mit seiner Familie das Treiben am Pulverturm. "Muss sein", sagte Thomas Nickenig - und kaufte Töchterchen Martha ein MAP-18-T-Shirt in der kleinsten Größe als Andenken. Ehrensache.

Nicht nur mit dem Kauf von T-Shirts unterstützt man das ehrenamtlich organisierte Festival. Auch die Supporter-Bändchen sind wichtig. Für drei Euro pro Stück gab es sie am Merchandise-Stand - und sie gingen weg wie warme Semmeln. Auch Ehrensache.

 18 MAP-Festivals, 18 Zauberlehrling-Konzerte: Auch diesmal spielte die Band wieder vor einer beeindruckenden Kulisse am Pulverturm.

18 MAP-Festivals, 18 Zauberlehrling-Konzerte: Auch diesmal spielte die Band wieder vor einer beeindruckenden Kulisse am Pulverturm.

Foto: Armin Fischer

Der Freitagabend ist normalerweise ein bisschen das Stiefkind des MAP. "Zauberlehrling" als Publikumsmagnet spielt am Samstag, und da füllen sich die Ränge am Abend vorher oft nur mäßig. Das war diesmal anders. Deutschrock-Bands wie "Finka" aus Hagen und "Was Wenns Regnet" aus Moers lockten eine Menge Zuhörer an und sorgten für eine schöne Atmosphäre beim 18. Music-Art-Project-Festival seit dem Debüt im Jahr 2000. Am Samstag füllte sich der Platz rund um den Pulverturm nach und nach, bis er letztendlich rappelvoll war. Ältere wie Jüngere freuten sich auf den Abschluss des MAP-Spektakels.

Was für sie das MAP ausmacht, das wusste die Rheinbergerin Bärbel Kloting sofort zu sagen: "Die Zauberlehrlinge - das ist die Faszination für mich", sagte sie wie aus der Pistole geschossen. "Die Atmosphäre, immer neue Bands, die Zauberlehrlinge mit dem Hüpfen zwischendurch und dass es generationenübergreifend ist", machte der Budberger Thomas Brinkmann deutlich. Die beiden Rheinbergerinnen Yvonne Dunker und Anja Sundermann waren mit ihren Kindern da. "Dass ich meine Kinder ohne Sorgen zu einem Rockkonzert vor der Haustür mitnehmen kann", begeisterte die 41-jährige Yvonne Dunker. "Dass wir als Familie was zusammen tun können, was uns allen gefällt", ergänzte ihre Freundin.

Betreuer Sebastian Geßmann war mit ein paar Bewohnern des Caritas-Hauses am Außenwall gekommen. "Das macht den Leuten Spaß hier - und die Bewohner mit Down-Syndrom sind offen für alles und haben ihre Freude dabei", beschrieb der 27-jährige Rheinberger die Reaktion auf die Musik.

Sie alle wurden Zeuge eines besonderen Konzertabends, an dem "Zauberlehrling"-Sänger Michael Meininghaus seinen 48. Geburtstag feierte. "Eine schöne Erfahrung", sagte er. Später auf der Bühne verursachte er mit "Use somebody" ein kollektives Mitsingen. Bevor die "Zauberlehrlinge" loslegten, gaben sich noch einige andere Bands die Ehre. So etwa das junge Weseler Trio "The Shed", das seine Musik als "Classic Rock und Rock'n'Roll mit Funkeinschnitt" bezeichnete. Jan Hartmeyer, Nikolas und Felix Winkelmann waren kurzfristig als Opener eingesprungen - und machten ihre Sache recht gut.

Atmosphärischer Synthie-Popsound mit Gitarren folgte dann mit der Bochumer Indie-Formation "The Gadgets", bevor "Minor Cabinet" aus Krefeld nach 2015 erneut die MAP-Bühne enterten. Um 22 Uhr betraten dann die "Zauberlehrlinge" die Bühne, gaben sofort Vollgas und boten ein Rock- und Partygewitter allererster Güte mit Zug, Energie, Vielfalt und Power.

Mackelmores "Can't hold us" zum Auftakt klang bereits wie eine ekstatische Zugabe am Ende eines Konzerts, "GO" von den Chemical Brothers funktionierte als fetziger Rocksong genauso gut wie die Steckdosen-Drei-Akkordnummer "American Idiot" von Green Day.

Überhaupt kamen die neuen Songs flüssig und kompakt rüber - ob nun das eher soulige "Wär er Superstar", "Hit me one more time" von Britney Spears als Rockabilly-Variante mit Kai Skroch oder das sich stark entfaltende "Teardrop" von Massive Attack. Den Vogel schoss die Combo aber mit einem "Pump um the jam"-Neunziger-Jahre-Medley ab, bei dem fast alle auf dem Platz die Arme in die Luft warfen und tanzten. Yvonne Rüllers grandiose Stimme durfte dann Songs wie "Crazy in love" oder "Count to ten" veredeln, ehe das Finale mit Eminems "Lose yourself" und Farins "Zehn" hüpfend den Platz erbeben ließ.

Die Rheinberg-Hymne "Empire steht am Rhein" beendete das zweistündige Konzert. "Wir hätten noch Bock, aber ihr kennt das Spiel", sagte Sänger Philipp Rott. Um Mittermacht muss Schluss sein. Vorher schoss die Band aber noch ein Jubel-Bild mit dem Publikum.

(aflo)
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