Alpen Diebe erbeuten zwei Bienenvölker

Alpen · Tatort an der Lindenallee: Hobby-Imker André Deckers beklagt mehr als den materiellen Verlust von rund 1000 Euro.

 Hobby-Imker André Deckers inspiziert die Holzbauten. Die hat der Tischlermeister als ambitionierter Bienenzüchter, eigenhändig für seine einst zwölf Völker gezimmert.

Hobby-Imker André Deckers inspiziert die Holzbauten. Die hat der Tischlermeister als ambitionierter Bienenzüchter, eigenhändig für seine einst zwölf Völker gezimmert.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Die Tatort bietet ein trauriges Bild. Versteckt am Fuß der Lindenallee stehen vor einem kleinen Unterstand mehrere solide gezimmerte Holzkisten ungeordnet über- und nebeneinander, unter Bäumen und im Gestrüpp, wo winterliches Grau noch sämtliches Grün übertüncht. Über das verborgene Fleckchen am Dorfrand hat sich ein kalter Nebelschleier gelegt. Die Holzbauten hat Tischlermeister André Deckers (50) eigenhändig angefertigt. Als komfortable Behausungen, in denen seine Bienenvölker gut über den Winter kommen und in deren Umfeld sie im Frühling und Sommer reichlich Nahrung für süßen Honig finden sollten.

Am Donnerstagmorgen wollte der Hobby-Imker nach seinen beiden noch verbliebenen Bienenvölkern schauen, die hier über den Winter stationiert waren. Dabei stellte er mit Schrecken fest, dass die zwei Kisten mit der lebendigen Fracht verschwunden waren. Unbekannte hatten mehr als 30 000 Bienen samt Behausungen mitgehen lassen. Die Metallverschlüsse und Scharniere der anderen acht Holzbauten - Imker nennen sie Beuten - waren fachmännisch abmontiert.

Sie aber waren schon vorher leer, sollten jetzt im Frühjahr, wenn die Königinnen ihre Eierproduktion hochfahren, neu bevölkert werden. Das wird nun nicht so einfach. Denn André Deckers sind von seinem ursprünglich einem Dutzend Völker nur noch zwei geblieben. Die summen in Xanten. Denn auch die kalte Jahreszeit hat ihn getroffen. Acht Völker haben den Winter nicht überstanden.

Dafür macht der 50-Jährige aber nicht andere verantwortlich, sondern in erster Linie sich selbst. Er räumt "imkerliche Fehler" ein - nennt ausdrücklich nicht die Varoamilbe, die als der Bienenkiller gilt und ganze Völkerscharen dahinrafft. Doch zusammen mit seinen natürlichen Ausfällen trifft Deckers der Diebstahl seiner beiden Völker besonders hart. "Wenn man nur zehn Euro hat, ist jeder Euro besonders wertvoll", so seine Rechnung. Er beziffert seinen materiellen Schaden auf rund 1000 Euro.

Die Preise für Bienenvölker gingen nun aufgrund der winterlichen Ausfälle im Steilflug nach oben: Bis zu 200 Euro koste inzwischen ein neues Volk, sagt der Hobby-Imker. Das könnte ein Motiv sein für den Bienenklau, denkt er. "Es spricht eigentlich alles dafür, dass hier Fachleute am Werk waren", sagt André Deckers. Der Diebstahl von ganzen Völkern sei beileibe kein Einzelfall, gerade am Ende des Winters, wenn die Verluste groß sind und Nachschub vor der ersten Blüte dringend Not tut.

Deckers, der ökologisch wertvoll nach strengen Demeter-Kriterien züchtet, braucht mindestens drei neue Völker, um seine zehn leeren Holzbauten mit fleißigen Honig-Produzenten zu bestücken, die sich, sobald es wärmer wird, rasant vermehren. Hier im Wäldchen am ehemaligen Kiesloch, das der Gemeinde gehöre, fänden Bienen ideale Bedingungen. "Es gibt hier praktisch keine Trachtenlücken", sagt der Bienenversteher. Übersetzt heißt das: Irgendein Pflänzchen im Umfeld blüht immer, so dass den Bienen kein Nachschub-Schock droht.

Den Vorzug des Standortes schätzt ein weiterer Imker. Seine Styropor-Beuten sind unberührt.

(RP)
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