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Rheinberg-Vierbaum Ein großartiger Abend mit Mitch Ryder im "Adler"

Rheinberg-Vierbaum · Fünf, sechs Mal ist Mitch Ryder in den vergangenen zwölf Jahren mindestens schon im Schwarzen Adler aufgetreten.

 Mitch Ryder.

Mitch Ryder.

Foto: privat

Aber noch nie lagen die Faszination des Vergangenen und die Kraft des Gegenwärtigen so eng beieinander wie jetzt beim ausverkauften Konzert drei Tage vor dem 69. Geburtstag des legendären Rock-Sängers aus Detroit. So gut hat man Ryder und seine Berliner Langzeit-Europa-Band "Engerling" noch nie erlebt. Ein großartiger Abend.

Seit genau 20 Jahren tourt Ryder - Markenzeichen: Hut, Sonnenbrille, Reibeisenstimme - nun schon mit "Engerling" durch die Lande. Eine tolle Band mit hervorragenden Musikern. Boddi Bodag (Keyboards, Bluesharp), Manne Pockrandt (Bass), die Gitarristen Heiner Witte (der viel Slide spielte) und Pitti Piatkowski sowie der von "Silly" für diese Tour ausgeliehene Drummer Ronny Dehn machten es ihrem Bandleader leicht.

Mit einer solchen Band im Nacken kann nichts schief gehen. Die Herren beherrschen den fetten Rock-Sound der 70-er Jahre perfekt: groovende Midteampo-Beats, zweistimmige Gitarren-Passagen, schwere Rock-Riffs. Ein Genuss. Dazu die von tausenden Konzerten zerschriene, von Alkohol, Nikotin und Drogen geschundene Stimme des Altmeisters. Ryder verließ zwischendurch die Bühne, um dahinter Blut zu spucken, wie er begleitet von einem makaberen Lachen gestand: "Aber das ist keine große Sache. Das passiert andauernd. Die Show geht trotzdem weiter."

Mitch Ryder schonte sich nicht in diesem Best-of-Programm. Bei vielen seiner Parade-Songs wie "Freezin in Hell", "Ain't Nobody White" oder die stramme Bob-Dylan-Hommage "Wicked Messanger" verlangte er seiner Stimme alles ab. Ryder war gut aufgelegt und erzählte viel. Die Songs "War" und "Terrorist" stellte er in einen politischen Kontext. "Bei uns in den USA haben wir immer eine Lösung, wenn die Wirtschaft am Boden liegt: Dann ziehen wir in den Krieg", kritisierte er und machte deutlich, dass es für ihn keinen Unterschied mache, ob ein Amokläufer in einem Einkaufszentrum unschuldige Menschen töte oder ob Frauen und Kinder im Krieg getötet werden. Beides lehne er ab. "Aber", so Ryder, "das eine heißt bei uns Terrorismus und das andere Regierung."

Dass Mitch Ryder auch die sanften Töne beherrscht, bewies er mit "Heaven Takes You Back" vom 2008-er Album "You Deserve My Art", bei dem Witte und Piatkowski ihn auf akustischen Gitarren begleiteten. An seine Frühphase erinnerte der Detroiter mit dem 1965 erstmals aufgenommenen Rock'n'Roller "Too Many Fishes In The Sea". Ein umjubeltes Bass-Solo von Manne Pockrandt über das Motiv von Alexandras "Zigeunerjunge" mündete in das von den teilweise weit angereisten Fans sehnsüchtig erwartete Finale: "Soul Kitchen" von den "Doors". Zugabe!

Er liebe diese "marvelous band", lobte Mitch Ryder. Und er wisse es zu schätzen, dass das deutsche Publikum ihn seit 35 Jahren auf Armen trage. "Vielleicht sieht man sich wieder. Wer weiß", sprach's und verschwand. Welch schöner Zufall, dass das WDR-Fernsehen im Anschluss an das Konzert Mitch Ryders legendären Rockpalast-Auftritt von 1979 wiederholte. Da schloss sich ein Kreis.

(RP)
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