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Rheinberg Ein Stück Schulgeschichte geht zu Ende

Rheinberg · Heute werden die letzten 29 Schüler der Maria-Montessori-Förderschule Rheinberg verabschiedet, dann wird die Schule geschlossen. Rektorin Irene Opgen-Rhein geht in den Vorruhestand, ihre Kollegen wechseln an andere Schulen.

 Schulleiterin Irene Opgen-Rhein vor der Maria-Montessori-Förderschule: Die 60-Jährige geht in den Vorruhestand. Nach den Ferien zieht die Jahrgangsstufe 5 der Europaschule für ein Jahr in das Gebäude an der Kurfürstenstraße.

Schulleiterin Irene Opgen-Rhein vor der Maria-Montessori-Förderschule: Die 60-Jährige geht in den Vorruhestand. Nach den Ferien zieht die Jahrgangsstufe 5 der Europaschule für ein Jahr in das Gebäude an der Kurfürstenstraße.

Foto: Armin Fischer

Irene Opgen-Rhein muss packen. Alles muss raus. Was wichtig ist, hat sie fest im Blick. Die Schulchronik, alte Portobücher und Nachweise über vor Jahrzehnten geführte Telefonate etwa - alles das wurde früher fein säuberlich in Kladden geschrieben und aufbewahrt. "Das gebe ich jetzt ans Stadtarchiv", so die Leiterin der Maria-Montessori-Förderschule. "Denn unsere Schule wird ja aufgelöst, existiert nach den Sommerferien nicht mehr."

Damit endet ein Stück Schulgeschichte, das 52 Jahre währte. 1963 wurde die damalige "Hilfsschule" gegründet und nahm ihren Betrieb im Anbau der ehemaligen Paul-Gerhardt-Grundschule an der Schulstraße auf. Nur wenige Jahre später folgte der Umzug an die Kurfürstenstraße, in das Gebäude der alten St.-Peter-Volksschule. Werner Hüppe war der erste Schulleiter, im ersten Jahr besuchten 34 lernschwache Kinder die Schule.

"Kinder mit Lern- und Entwicklungsstörungen", so wird präzise umrissen, welche Jungen und Mädchen hier unterrichtet und in aller Regel auf einen beschwerlichen Weg ins Berufsleben vorbereitet wurden. Irene Opgen-Rhein: "Später hieß es nicht mehr Hilfs-, sondern Sonderschule, dann wurden wir fünf Jahre von 2009 bis 2014 eine Pilotschule als Kompetenzzentrum für sonderpädagogische Förderung." Im letzten Jahr lief die Schule als Förderschule. Heute nun wird im St.-Peter-Pfarrheim der letzte Jahrgang verabschiedet. 29 Schüler verlassen die Schule.

Und mit ihnen das sechsköpfige Kollegium. "Das ist schon ein seltsames Gefühl", gesteht Irene Opgen-Rhein. "Denn wir haben sehr lange zusammengearbeitet." Am vergangenen Wochenende unternahmen die Lehrer und Lehrerinnen einen Segeltörn auf dem Ijsselmeer in Holland - als Abschiedsfahrt. "Jetzt werden die Kollegen auf verschiedene Schulen verteilt", so die Rektorin. Sie selbst geht wie ein weiterer Lehrer in den Vorruhestand. Ein Abschied in mehrfacher Hinsicht also. Auch das sei ein merkwürdiges Gefühl - die aktive Berufszeit zu Ende, die Schule geschlossen, und möglicherweise wird bald sogar das Gebäude abgerissen. Von Verbitterung darüber könne allerdings keine Rede sein, unterstreicht die 60-Jährige: "Die Schullandschaft verändert sich sehr stark, das sind Entwicklungsprozesse."

Der offizielle Grund für die Schließung der Rheinberger Förderschule sei die vom Land NRW veranlasste Änderung der Schulgrößenverordnung. Demnach müssen Schulen mit weniger als 72 Kindern geschlossen werden. Hauptgrund sei aber die Inklusion: Lernschwache und verhaltensauffällige Jungen und Mädchen werden fortan an Regelschulen wie der Europaschule unterrichtet, wo sie auf alle Klassen eines Jahrgangs verteilt werden.

Irene Opgen-Rhein hält das Konzept der Förderschule keinesfalls für überholt. Die starke Handlungsorientierung, das lebenspraktische Lernen in kleinen Gruppen und Arbeitsgemeinschaften, intensive Praktika und eine gute Berufsvorbereitung, die Zusammenarbeit mit anderen Schulformen - das alles habe seine Berechtigung gehabt. Dass rund ein Drittel der Schulabgänger den Hauptschulabschluss geschafft habe und Ausbildungen beginnen konnte, spreche für sich.

Irene Opgen-Rhein will im Ruhestand erst einmal Abstand gewinnen. 1994 kam die Sonderschullehrerin an die Rheinberger Schule, 2002 wurde sie als Nachfolgerin von Manfred Becker Rektorin. Künftig will die zweifache Mutter viel mit ihrem Mann unternehmen und sich um ihren großen Garten mit Hühnern, Hund und Katze an ihrem Haus in Wesel-Perrich kümmern. Langweilig, so versichert sie, werde es ihr ganz sicher nicht.

(RP)
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