Alpen Eindrucksvoller Akt des Willkommens

Alpen · Erstes Treffen des Arbeitskreises Flüchtlingshilfe zeugt von großer Hilfsbereitschaft. Viele wollen etwas tun.

 Bürgermeister Thomas Ahls war nach eigenem Bekunden "überwältigt", wie viele Alpener seiner Einladung zur Wiedergeburt des Flüchtlingskreises ins Rathaus gefolgt waren und ihren Willen zu helfen zum Ausdruck brachten.

Bürgermeister Thomas Ahls war nach eigenem Bekunden "überwältigt", wie viele Alpener seiner Einladung zur Wiedergeburt des Flüchtlingskreises ins Rathaus gefolgt waren und ihren Willen zu helfen zum Ausdruck brachten.

Foto: Armin Fischer

Die Resonanz war überwältigend. Das erste Treffen des Arbeitskreises Flüchtlingshilfe platzte aus allen Nähten. Die Teilnehmer hatten ein erklärtes Ziel: Sie wollen Flüchtlingen, die aus den bekannten Kriegsgebieten nach Alpen kommen, helfen. Wie diese Hilfe konkret aussehen kann, wurde jetzt im Rathaus erörtert.

Aktuell sind rund 60 Flüchtlinge mit 17 Nationalitäten in Alpen untergebracht. Eine zwar recht stabile Zahl, so Ludger Funke vom Fachbereich Soziales. "Aber wir können nicht abschätzen, wie viele Menschen uns noch zugewiesen werden. Das kann sich täglich ändern. Wir kriegen kurzfristig die Information und müssen Unterbringungsmöglichkeiten vorhalten."

Das Thema sei drängend, so Bürgermeister Thomas Ahls. "Wir fühlen uns in vielerlei Hinsicht überrollt und müssen mit der Bevölkerung klären, wie sich bei uns die Dinge entwickeln." Über 40 Personen tauschten sich aus und berichteten über erste Kontakte.

Pia Hoffmann ist eine, die sich kümmert und bei einer Flüchtlingsfamilie nach dem Rechten sieht. Sina-Marie Barka reagierte direkt. "Auf dem Eulenhof in Menzelen-Ost könnten wir ein junges Paar unterbringen", sagte sie. Im Verlauf der Diskussion stellte sich schnell heraus, wo die Knackpunkte sind: Kommunikation und Koordination der Hilfsangebote. So berichteten Ehrenamtler der Tafel, dass die Verständigung schwierig sei. Erläutert werden müsse, weshalb ein Kunde der Tafel mit mehr bekommt oder ob die ausgegebenen Lebensmittel Schweinefleisch enthalte. "Das können wir zeitlich nicht leisten. In der Schlange warten rund 250 Menschen", hieß es. Schwierig seien auch Arztbesuche. Fragen nach Vorerkrankungen seien kaum zu klären, wie Pia Hoffmann erzählte. Aus der Runde wurde die Idee entwickelt, ein Merkblatt zu entwickeln. Manche sprechen weder Englisch noch andere gängige Sprachen. Mosaikstein um Mosaikstein wurde zusammengetragen. Pia Hoffmann: "Ich kenne einen syrischen Kinderarzt, den ich um Hilfe bitten werde." Bei der Winterkleidung, so Pfarrer Dr. Hartmut Becks, sei die Versorgung gesichert. Aktuell müsse man den Bedarf ermitteln. Möbel würden derzeit nicht benötigt.

Das Ergebnis des Erstreffens kann sich sehen lassen. Die Teilnehmer wollen Patenschaften übernehmen, um Kontinuität in der Betreuung zu sichern. Praktisch bedeutet das Begleitung bei Amtsgängen, Arztbesuchen, alltägliche Hilfe wie Dolmetschen. Auch die Annahme von Dingen des täglichen Bedarfs wie Haushaltsgeräten wird organisiert. Um die Angebote zu koordinieren, wurden E-Mail-Adressen ausgetauscht. Die Verwaltung wird auf kurzem Weg in Rundmails über alles informieren. Funke: "Wir richten eine zentrale E-Mail-Adresse, damit keine Information versandet."

Nächste Woche sind die drei Wohnungen gegenüber der Evangelischen Kirche in Bönninghardt bezugsfertig. "Wir versprechen uns davon, Konfliktpotential auszuschalten", sagt Ahls, der zum Ende dankbar feststellte: "Ich bin einfach überwältigt." Die Gemeinde lädt für den 16. Januar Einheimische und Flüchtlinge zum Fest der Begegnung. Zu Weihnachtszeit werden in privaten Initiativen Flüchtlinge eingeladen. Erfahrungen vor Ort aus den 90er Jahren machen Mut. "Integration hat da geklappt, wo man sich gekümmert hat", so Ahls.

Informationen bei Ludger Funke unter Tel. 02802 912510.

(sabi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort