Rheinberg Eine musikalische Reise in die Gefühlswelt des Barock

Rheinberg · Der Altar von Colijn de Coter zeigt den Leidensweg Jesu, wie er vor Pilatus geführt wird, wie er sein Kreuz trägt und wie er schließlich selbst am Kreuz hängt, um den Tod zu überwinden. Abgrundtiefer Schmerz und triumphale Freude hat der "Master of Orsoy" gleichzeitig in das Holzkunstwerk der frühen Renaissance geschnitzt, das seit dem vierten Advent in der evangelischen Kirche in Orsoy "vorübergehend" an seinen Ursprungsort zurückgekehrt ist. Abgrundtiefer Schmerz und triumphale Freude konnten auch die Besucher spüren, die am späten Sonntagnachmittag in das evangelische Gotteshaus zu einem Barockkonzert gekommen waren.

Zu diesem war Dirk Wittfeld in seinen Geburtsort Orsoy zurückgekehrt, wo er Pfarrer Uwe "Vatter" Klein genauso kennt wie Organistin Simone Döring. Der Trompeter aus Repelen hatte seine Bekannte Judith Hoffmann als Sopranistin mitgebracht, die gesanglich zeigte, warum sie sonst beispielsweise bei der Staatsoper Hannover oder der Kölner Philharmonie singt.

Begleitet wurden die beiden von Simone Döring, die mit ihrer Königin der Instrumente leise und zurückhaltend den Hintergrund untermalte. Schmerzlich und schwer klangen zum Beispiel das Stück "Seufzer, Tränen, Kummer, Not" von Johann Sebastian Bach, das Grave von Arcangelo Corelli oder das Allegro in g-Moll von Mathew Camidge. Freude und Triumph erfüllten das spätgotische Gotteshaus unter anderem bei der Arie "Ich weiß, dass mein Erlöser lebt" aus dem Oratorium Messias von Georg Friedrich Händel. Das Präludium Voluntary von Simon Stubley oder die Trompeten-Arie aus dem Stück "The Indian Queen". Fröhlich ging es auch bei der Sonate in D-Dur für Trompete und Orgel von Georg Philipp Telemann zu.

120 Besucher reisten mit den drei Musikern durch die barocke Gefühlswelt. Nach gut einer Stunde bedankten sie sich das erste Mal bei Dirk Wittfeld, Judith Hoffmann und Simone Döring, die von Uwe Klein vor den Passionsaltar von Colijn de Coter geholt wurden, um dann zurück auf die Bühne der Schwalbennestorgel zu klettern.

Im Finale gaben die drei Musiker dort das Stück "Domine Deus" aus der "Missa de Gloria" von Antonio Vivaldi. Als der Applaus nicht abebbte, verlängerten sie es mit triumphalen "Sound the Trumpet" von Henry Purcell.

(RP)
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