Rheinberg Er spielt Hendrix, aber nicht wie Hendrix

Rheinberg · Der Weltklasse-Gitarrist Thomas Blug gastierte erstmals im Schwarzen Adler. Aber nicht alles war top an diesem Abend.

 Zu Beginn des Konzerts rockte Thomas Blug noch auf einer roten Fender Stratocaster. Später griff er zu seiner crèmefarbenen "Strat" des Baujahrs 1961. Eine Stradivari für Gitarristen, könnte man sagen.

Zu Beginn des Konzerts rockte Thomas Blug noch auf einer roten Fender Stratocaster. Später griff er zu seiner crèmefarbenen "Strat" des Baujahrs 1961. Eine Stradivari für Gitarristen, könnte man sagen.

Foto: otto woyczieniuk

Hört man Thomas Blug Gitarre spielen, möchte man die Unesco einschalten und dem Musiker das Etikett "Weltkulturerbe" anheften. Oder gleich das achte Weltwunder ausrufen. Denn was der 1966 geborene Musiker auf dem Griffbrett seiner 61er Fender Stratocaster veranstaltet, sucht seinesgleichen. Da hat jeder Ton sein eigenes Sounddesign, jedes Riff und jedes Solo spielt der kleine Riese aus Saarbrücken mit Sinn, Verstand und viel musikalischer Ästhetik. Kein Wunder also, dass Blug als Studio-Musiker ebenso gefragt ist wie als Live-Attraktion.

Jetzt trat der weltweit tätige Künstler mit seiner Band erstmals im Schwarzen Adler auf. Mit dem Programm "Blug plays Hendrix", mit dem er seit einigen Jahren eine rockige Alternative zum Fusion-Sound der Thomas Blug Band bietet. Bei aller Wertschätzung für die an spielerische Perfektion grenzende Vorstellung der Musiker war diese Show in Vierbaum allerdings ein teilweise zweifelhaftes Vergnügen.

Gitarrist Thomas Blug, Drummer Manni von Bohr (unter anderem Birth Control, Randy Hansen), Bassist Raoul Walton (ex-Westernhagen) und Sänger Rick de Soto überzogen den seinerzeit als extrem experimentell angelegten Blues-Rock des Guitar-Heroes Jimi Hendrix mit einem harten Rock-Guss. Sehr dominant war der etwas angestaubte Fett-Drum-Sound von Manni von Bohr. Der trommelte mit doppelter Bass-Drum und einer Festung aus Toms und Becken alles in Grund und Boden, während sich Rick de Soto mit Achtziger-Jahre-Whitesnake-Attitüde durch die Songs rockte. Beides war nicht das, was man sich als Hendrix-Fan wünschte. Immerhin: Der bestens aufgelegte Fünf-Saiten-Bassist Raoul Walton groovte durch den Abend wie ein Weltmeister.

Und Thomas Blug? Der machte alles richtig, erweckte nicht eine Sekunde lang den Anschein, sich zum Hendrix-Epigonen aufzuschwingen. Er spielt Hendrix, aber er spielt nicht wie Hendrix. Seit 25 Jahren pflegt und entwickelt dieser Wahnsinns-Gitarrero seinen eigenen Stil. Die Songs des 1970 viel zu früh gestorbenen Gitarren-Revoluzzers aus Seattle bildeten an diesem Abend nur den Rahmen für eine Thomas-Blug-Show. Der Musiker mit der Traum-Gitarre ließ das Tier von der Leine.

Von Beginn an ging es stramm zur Sache. Leider litt zumindest das erste Set unter einem viel zu Schlagzeug-lastigen und wenig differenzierten Sound. "Are you experienced?" war der Auftakt-Titel. Die Antwort lautete: wenig Experiment, viel Mainstream. Bei "Crosstown Traffic" animierte Rick de Soto das über alle Maßen begeisterte Publikum bereits zum Mitklatschen und Mitsingen. Aus "Hey Joe" formte die Band eine originelle, zeitgemäße Version. Um später mit "Fire", "Foxy Lady", "Puple Haze" oder am Ende mit Bob Dylans "All along the Watchtower" richtig vom Leder zu ziehen. Dabei verstieg sich das Quartett immer wieder zu Song-Zitaten, baute mal "Lucy in the Sky" von den Beatles ein, rutschte mal gut gelaunt in ein "Relax" von Franky goes to Hollywood oder spielte mit dem Groove von Michael Jacksons "Billy Jean". Einmal führte der Hendrix-Pfad schnurstracks in einen Durchlauf von Led Zeppelins "Whole Lotta Love". Also dahin, wo richtig harter Bluesrock hingehört.

Großartig war dieser Abend immer dann, wenn Blug sich mit Raoul Walton oder auch Rick de Soto duellierte oder wenn er die Musik anklingen ließ, die er üblicherweise spielt. Wer wissen möchte, wie sich das anhört, der sollte sich das 1997-er Album "Electric Gallery" von Thomas Blug anhören. Das ist noch immer eine Blaupause für den Sound dieses deutschen Weltklasse-Gitarristen.

Im "Adler" wollte der Applaus nicht enden. Es gab Zugaben. Das Publikum war begeistert und förmlich berauscht von der Spielkunst des sympathischen Saarländers.

(up)
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