Alpen Erster Patient bleibt für Dialyse zu Hause

Alpen · Benjamin Bongarts aus Alpen braucht eine Spenderniere. Die bis dahin lebensnotwendige Blutwäsche kann er jetzt zu Hause durchführen. Er ist der erste Patient am Gelderner Nierenzenrum, der dieses Verfahren testet.

 Dialyse-Patient Benjamin Bongarts mit Lebensgefährtin Katja Kawohl, die für Notfälle immer vor Ort sein muss, wenn er sich an das Gerät "anschließt".

Dialyse-Patient Benjamin Bongarts mit Lebensgefährtin Katja Kawohl, die für Notfälle immer vor Ort sein muss, wenn er sich an das Gerät "anschließt".

Foto: Privat

Seit acht Jahren wartet Benjamin Bongarts (25) aus Alpen auf eine neue Niere. Er ist Dialysepatient. Das heißt: Seine Nieren arbeiten nicht mehr richtig. Regelmäßig muss er sich einer Blutwäsche unterziehen. Das ist sehr aufwendig und für Betroffene eine große Einschränkung ihrer Lebensqualität: Mehrmals in der Woche verbringen sie Stunden beim Arzt oder in der Klinik, angeschlossen an Geräte.

Doch Benjamin Bongarts, Patient am KfH-Nierenzentrum im Gesundheitszenrum am St.-Clemens-Hospital in Geldern, hat sich jetzt eine neue Selbstständigkeit erobert. Als erster Patient des Zentrums kann er die sogenannte Hämodialyse dauerhaft zu Hause durchführen. Ihm bedeutet das viel: "Endlich eine deutliche Verbesserung meiner Lebensqualität", sagt er.

Dreimal wöchentlich, insgesamt 13 Stunden, aktiviert der Bürokaufmann nach Feierabend das komplexe Gerät, eine Leihgabe des Nierenzentrums. Einige Monate lang hat er die nötigen Abläufe trainiert. Verbrauchsmaterial wie Kanülen, Verbandszeug, Schläuche oder Konzentrat bekommt er regelmäßig als Vorrat geliefert. Allerdings: Ohne seine Freundin Katja Kawohl wäre die Heim-Hämodialyse nicht möglich. "Ich kann ja nicht reagieren, während das Blut durch die Maschine läuft", erklärt Bongarts in seinem Krankenbett. Katja Kawohl bleibt deshalb immer in Reichweite - für den Fall eines Falles.

"Das Gerät schlägt schon bei plötzlichen Bewegungen Alarm oder bei Blutdruckabfall, und ich bin zum Entfernen der Schläuche da", erzählt die zahnmedizinische Fachangestellte. Sie weiß, wann sie eingreifen soll. Auch ein Notfall-Telefon liegt immer am Bett.

Seit acht Jahren steht Benjamin Bongarts auf der Warteliste für eine Nierentransplantation. "Die durchschnittliche Wartezeit auf ein Organ ist bei mir überschritten", stellt er fest. "Aber wir werden sehen, wann es so weit ist." Mit seiner Erkrankung setzt er sich verantwortungsvoll auseinander. Das sei neben - körperlichen Voraussetzungen - die Bedingung dafür, dass die Verantwortlichen im KfH-Nierenzentrum eine Heim-Hämodialyse befürworten könnten, sagt Chefarzt Dr. Andreas Fußhöller: "Wir müssen dem Patienten vertrauen, dass er sorgsam mit sich und seiner Krankheit umgeht."

Das sei bei Benjamin Bongarts absolut gegeben. Das Ärzte- und Pflegeteam sieht den Patienten monatlich zu Kontrolluntersuchungen. Einmal im Quartal muss Benjamin Bongarts noch zur Dialyse ins KfH-Zentrum, weil unmittelbar danach frische Blutwerte analysiert werden.

Der 25-Jährige und seine Freundin waren selbst die treibende Kraft hinter dem Schritt zur Dialyse zu Hause. Sie hatten im Internet recherchiert, hatten Berichte über Heim-Hämodialyse gefunden und waren damit an das Nierenzentrum herangetreten. "Da bin ich dem Ärzte- und Pflegeteam mit Clemens Nabbefeld, Winfried Joosten und Dorothee Kosmalla sehr dankbar für die Unterstützung", sagt Benjamin Bongarts.

So hat er heute mit seiner Erkrankung deutlich mehr Freiheit im Alltag. Und er hofft auf den Moment, in dem die Nachricht über eine geeignete Nierenspende eintrifft.

(RP)
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