Rheinberg Fluchen macht Timo Wopp gelassen

Rheinberg · Begeisterung: Der Berliner Kabarettist trat in der Rheinberger Stadthalle auf.

Existentielle Gedanken gut verpackt brachte der Kabarettist Timo Wopp mit in die Stadthalle. Im Programm "Moral - Eine Laune der Kultur" stellte er sich und dem Publikum bissige Fragen und gab auch Antworten. Eine Anregung zum besseren Verständnis anderer und sich selber - mit viel Humor.

Digitale Spuren, Zigeuner, Flüchtlinge, Dieter Bohlen und Elternzeit: Vor kaum einem Thema machte Wopp halt. Und bei allem kann er mitreden, zum Teil so schnell, dass einem die eine oder andere Spitze zu entgehen droht. Jetzt, da er nach der Elternzeit ("zwei Monate, es war die Hölle!") wieder auf der Bühne steht, quillt er förmlich über vor Wissen. Zum Beispiel, dass manche Kinderbücher nur geschrieben wurden, damit es zu häuslicher Gewalt kommt. Oder, dass eine Gleichstellungsbeauftragte für zu Hause ein sicherer Weg zum Familienglück ist. Denn irgendwie hat er das Gefühl, dass seine Frau, die er aus gegebenem Anlass "Putina" nennt, zu oft die Oberhand hat. Doch einer muss sich schließlich unterordnen. Also bringt er widerstandslos den Müll raus, steht nachts um vier Uhr auf und unterhält sich mit anderen Eltern über Impfungen. "Ich glaube, ihr würdet alle mal gerne meine Frau kennenlernen", schließt Timo Wopp aus den Reaktionen des Publikums. Als Vater am Prenzlauer Berg hat er viel gelernt, was er an das Publikum weitergibt: "Die geschlechterneutrale Erziehung ist die größte Lüge seit Erfindung der Laktose-Intoleranz."

Sein Erfolgsrezept für Gelassenheit: kräftig fluchen. Dass politisch korrekter Sprachgebrauch zu sozialem Verhalten führt, sei ohnehin fraglich. Wenn er sich daran hielte, wäre er als Künstler aufgeschmissen. Denn "was darf man auf der Bühne überhaupt noch sagen?" So legt er los: Zigeuner und Diebstahl fasst er in einem Satz zusammen, genauso Priester und Pädophile. Worauf es ankommt: "Diskriminierung ist auf der Bühne okay, wenn man alle gleich diskriminiert."

Für den Verfall der guten Manieren hat er den Schuldigen ohnehin schon lange ausgemacht: Dieter Bohlen. Obwohl er andere Dimensionen kennt, gefällt ihm Rheinberg richtig gut: Nur schade, dass die Handtücher im neuen Hotel am Fischmarkt so dick und flauschig sind, dass sie gar nicht in seinen Koffer passen.

(bil)
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