Rheinberg Flüchtling schmiedet an seiner Zukunft

Rheinberg · Der 26-jährige Nigerianer Elijah Otutuh lebt am Melkweg in Rheinberg. Bei der Firma Metallbau Geßmann bewährt er sich als Schlossergehilfe.

 Gut gelaunt bei der Arbeit: Clemens Geßmann präpariert Elijah Otutuh für den Schweißeinsatz in der Wagenbauhalle der Rhinberkse Jonges.

Gut gelaunt bei der Arbeit: Clemens Geßmann präpariert Elijah Otutuh für den Schweißeinsatz in der Wagenbauhalle der Rhinberkse Jonges.

Foto: Armin Fischer

Irgendwie ist Elijah Otutuh angekommen. Endlich, nach fünf Jahren Aufbruch, Flucht, Ungewissheit und zahlreichen Ortswechseln. Der Nigerianer (26) lebt in der städtischen Flüchtlings-Unterkunft am Melkweg. Als Asylbewerber anerkannt ist er noch nicht, aber er hat eine Perspektive. Denn er hat Arbeit. Bei der Firma Metallbau Geßmann absolviert er ein Praktikum. Vielleicht wird er bald als Schlossergehilfe fest angestellt.

2011 hat Elijah ("Elias") sein Heimatdorf im Süden des westafrikanischen Landes verlassen. Um den Tod seines Bruders Simon rankte sich ein familiärer Glaubenskonflikt. Elijah schlug sich auf die Seite seiner christlichen Mutter. Er musste um sein Leben fürchten und entschied sich zu fliehen.

Mit einem Lkw-Track fuhr er zunächst ins völlig zerrüttete Libyen. Dort lebte er fast zwei Jahre, fand eine, Job als Schweißer. 2013 entschied sich der junge Afrikaner dann, über das Meer nach Italien überzusetzen. "Wir waren 80 Leute auf einem total überfüllten Boot", erzählt der sympathische Elijah. "Wir haben Glück gehabt, es ist niemand ertrunken."

Die Flucht sei schrecklich gewesen: Zwei Tage auf dem Mittelmeer, Landung auf Lampedusa - so, wie man es aus dem Fernsehen kennt. "Danach habe ich eineinhalb Jahre auf Sizilien gelebt, teilweise auf der Straße übernachtet", so der junge Nigerianer, der perfekt englisch spricht. "Mein Ziel war aber immer Deutschland."

Seit April lebt er am Melkweg, ist regelmäßig zu Gast in der Evangelischen Kirchengemeinde und dort als engagiert und aufgeschlossen bekannt. "Pastor Otten hat mich angesprochen und mich gefragt, was ich arbeiten könnte", so Elijah. "Als er hörte, dass ich schweißen kann, ist er mit mir zu Clemens Geßmann gegangen und hat nach einem Praktikum gefragt."

Im Januar trat er seine Stelle an der Moerser Straße an. Firmenchef Clemens Geßmann ist schwer begeistert: "Elijah macht seine Sache gut. Unser Geselle Peter Weis kümmert sich um ihn und lernt ihn an. Aber er geht auch mit allen anderen auf die Baustellen."

Elijah lernt schnell, ist hilfsbereit, macht sich nützlich und kann anpacken. Kollege Weis ist begeistert: "Mit dem Jungen kann man was anfangen. Er will arbeiten!" Täglich von 7.30 bis 16 Uhr gibt der Schwarze im Geßmann-Blaumann alles. Für Clemens Geßmann und Frau Ute war es eine christliche Pflicht, dem jungen Mann eine Stelle anzubieten. "Man kann nicht immer nur darauf warten, dass andere etwas tun", so Geßmann. "Arbeit ist der beste Weg, sich zu integrieren."

Sobald Elijah als Asylbewerber anerkannt sei, werde er ihn einstellen, versichert der Unternehmer. "Für mich ist das auch ein Signal. Wenn ein dunkelhäutiger Flüchtling auf einer Baustelle für jeden sichtbar arbeitet, heißt das: Seht her, die sitzen nicht nur rum, die tun was."

Die Kollegen halten große Stücke auf den Neuen. Elijah fühlt sich wohl. Jetzt muss er nur zusehen, dass er schnell deutsch lernt. Einmal pro Woche büffelt er Vokabeln und Grammatik mit einem Freund. Etwas "crazy" findet Elijah Otutuh den Karneval. Clemens Geßmann, in der Freizeit Präsident der Rhinberkse Jonges, hat den 26-Jährigen mitgenommen in die Wagenbauhalle an der Xantener Straße. Dort hat er an den Motivwagen der Jonges mitgeschweißt. Geßmann: "Unsere Jungens haben zuerst ein wenig komisch geguckt. Aber nachher waren alle begeistert."

Und Elijah Otutuh? Der gewöhnt sich allmählich auch an den Karneval. Wenn in Rheinberg jetzt gefeiert wird, will er auf jeden Fall mit dabei sein.

(up)
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