Rheinberg Flüchtlingsfest unter dem Tannenbaum

Rheinberg · Ehrenamtler feierten in der städtischen Asylunterkunft am Melkweg in Rheinberg mit den Bewohnern. Obwohl die allermeisten Muslime sind, zeigten sie sich offen für die christliche Weihnachtstradition. Viele Spenden eingesammelt.

Auf den ersten Blick wirkt es fast wie ein verspätetes Sommerfest. Denn das Wetter spielt mit und fast alle Aktivitäten finden draußen statt. Syrer feiern mit Irakern, Nordafrikaner mit Albanern sowie Kurden mit Deutschen. Rund 300 Bewohner und Gäste aus 30 Nationen erleben in der Asylunterkunft am Melkweg in Rheinberg eine Weihnachtsfeier der etwas anderen Art, auf die Beine gestellt von ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern. Rund um das Gebäude wird geredet, gegessen und gelacht. Im Hintergrund läuft Musik. Die Kinder haben Spaß beim Backen und Malen. Und ein geschmückter Tannenbaum erinnert daran, dass das Weihnachtsfest vor der Tür steht.

Höhepunkt der Feier ist jedoch der Besuch des Weihnachtsmannes. Der hat gleich säckeweise kleine Geschenke mitgebracht. Mehr als 300 Präsente haben die Ehrenamtlichen zusammengetragen.

"Es ist toll, dass uns so viele Menschen unterstützen", freut sich Leonie Jordan aus Rheinberg über die Spendenbereitschaft. Neben einigen Firmen haben auch wieder zahlreiche Privatpersonen jede Menge Süßigkeiten oder Hygieneartikel abgegeben. Als Dank reichen der Organisatorin der Veranstaltung da schon die strahlenden Augen der Flüchtlinge.

Das sah bei ihrem ersten Besuch in der Unterkunft noch anders aus. "Als ich im September 2015 Lebensmittel abgegeben habe, konnte ich viel Elend sehen", erinnert sie sich. "Da kann man nicht einfach wegschauen, sondern muss etwas machen." Die Betreiberin eines Kiosks im Underberg-Freibad hat etwas gemacht. Zunächst organisierte sie eine Halloweenparty und einen Martinsabend, denen ein Kennenlernfest im Sommer folgte. "Wir wollen niemandem unsere Religion aufzwängen", sagt Jordan, wohlwissend, dass etwa 90 Prozent der Flüchtlinge Muslime sind. "Wir sind eher für den Spaß zuständig, um die Leute ein wenig aus ihrem Alltagstrott zu holen."

Einer ihrer Mitstreiter ist Jussef Jussef. Der gebürtige Syrer lebt seit 35 Jahren in Deutschland und ist ehrenamtlich als Dolmetscher, Betreuer und Berater aktiv: "Ich versuche, auf meine Art für Völkerverständigung zu sorgen. Das Miteinander und Füreinander ist für mich eine Herzensangelegenheit."

Zuspruch bekommt die Gruppe der Ehrenamtlichen, zu der auch Leonie Jordans Tochter Silke Jordan gehört, auch aus Reihen der Kommunalpolitik. Ulla Hausmann-Radau, Ratsfrau der Grünen, hat neben einer Sachspende noch eine Obstschale mitgebracht, "damit die Flüchtlinge auch ein wenig von unserer Esskultur kennenlernen." Die städtische Beigeordnete Rosemarie Kaltenbach schaut privat vorbei: "Solche Veranstaltungen sind für beide Seiten wichtig. Die Ehrenamtlichen sehen, dass ihre Arbeit angenommen wird." Ein Beispiel dafür ist Kenan Alhugali. Der Syrer lebt mit seiner Familie seit 15 Monaten in Deutschland. Obwohl er bereits eine eigene Wohnung hat, kommt er gern zu den Veranstaltungen in der Flüchtlingsunterkunft: "So eine Feier ist einfach wunderbar."

(RP)
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