Rheinberg Flüchtlingshilfe braucht neuen Schwung

Rheinberg · Für die Betreuung werden Ehrenamtliche gesucht. Es sollen neue Möglichkeiten der Begegnung geschaffen werden.

 Beim gemeinsamen Spielen ins Gespräch kommen: Maxi Decker und Linda Ingenerf spielen mit Beane Kazim und Anwar Hamo aus dem Irak (v.r.).

Beim gemeinsamen Spielen ins Gespräch kommen: Maxi Decker und Linda Ingenerf spielen mit Beane Kazim und Anwar Hamo aus dem Irak (v.r.).

Foto: Armin Fischer

Die Flüchtlingshilfe verändert sich. "Vor einem Jahr war das Thema noch sehr präsent, in den Medien wurde tagtäglich darüber berichtet", sagt Maxi Decker, seit Juni vergangenen Jahres Ehrenamtskoordinatorin des Caritasverbandes Moers-Xanten. "Da ging es um die Dinge, die am Anfang geregelt werden müssen: Unterkünfte für die Menschen zu finden, die erste Hilfe zu koordinieren. Inzwischen sind wir einen Schritt weiter. Jetzt steht die eigentliche Integrationsarbeit im Vordergrund."

Auch die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer verändert sich. Einige sind nach der ersten Euphorie abgesprungen. Maxi Decker: "Es gab in Rheinberg mal 100 Freiwillige, momentan sind es noch ungefähr 70." So wird im Arbeitskreis Asyl, der sich regelmäßig trifft, überlegt, neue Wege zu gehen und neue Projekte zur Integration einzurichten.

Ein ganz einfaches Beispiel: Spieleabende. Der erste hat gerade erst stattgefunden, im Versammlungsraum der städtischen Flüchtlingsunterkunft am Melkweg. Mit guter Resonanz: "Alte" und "neue" Rheinberger kommen zusammen und bekommen Kontakt zueinander. Zum Beispiel bei einer Runde "Mensch ärgere dich nicht". Ein Spiel, das Beane Kazim bisher gar nicht kannte. Die 23-jährige Irakerin lebt seit etwas mehr als einem Jahr in Deutschland ebenso wie ihr 16-jähriger Neffe Anwar Hamo. Der Junge spricht schon richtig gut Deutsch und übersetzt gerne für seine Tante, die sprachlich noch unsicher ist.

Aber beiden wird schnell klar: Es geht beim Spieleabend nicht in erster Linie darum, wer bei "Mensch ärgere dich nicht" gewinnt. Es geht darum, mit anderen ins Gespräch zu kommen. So spielen die beiden mit der 20-jährigen Linda Ingenerf und dem 58-jährigen Jürgen Schiller. Beide helfen Flüchtligen in ihrer Freizeit.

Linda, die eine Ausbildung zur Ergotherapeutin absolviert, sagt: "Eigentlich habe ich gar keine Zeit. Aber ich wollte etwas tun und habe mich im Januar einfach mal bei der Arbeit gemeldet, bin einfach mal hingegangen und habe mir angehört, was man so machen kann."

Inzwischen betreut sie eine Flüchtlingsfamilie, kümmert sich insbesondere um den elfjährigen Sohn, der Nachhilfe benötigt. "Ich sammle dabei wichtige Erfahrungen, die auch mich weiterbringen", erzählt Linda Ingenerf, "und den zeitlichen Aufwand kann ich selbst bestimmen."

Jürgen Schiller geht das ähnlich. Er ist voll berufstätig und bekam über seine Arbeitsstelle in Duisburg erste Kontakte zu einer Flüchtlingsfamilie in Marxloh. Inzwischen kümmert er sich zusammen mit seiner Frau in Rheinberg um eine afghanische Familie. Dabei gehe es nicht nur um Sprachunterricht", sagt er. "Man ist Mädchen für alles. Es ist wichtig, dass die Leute einen Ansprechpartner haben. Jemanden, der mal für sie bei einer Behörde anruft oder einen Brief schreibt. Es geht gar nicht darum, dass man möglichst viel Zeit investiert. Vieles kann man zwischendurch mit einem Telefonat regeln."

Bei einem Spieleabend pro Monat soll es nicht bleiben. "Wir wollen verschiedene Orte und Räume schaffen, wo man sich begegnen kann", sagt Maxi Decker. Deutschkurse sind weiterhin sehr gefragt. Auch gemeinsame Kochaktionen sind geplant. "Vielleicht machen wir auch einfach ein Café, damit auch andere mal dazu kommen", so Peter Mokros, einer der Ehrenamtlichen. "Durch Begegnungen entsteht ein anderes Feeling." Das sieht auch Martin Tomberg vom Fachbereich Soziales und Jugend der Stadt so. "Nur durch Begegnung kann man Hemmschwellen abbauen." Er würde es begrüßen, wenn es Veranstaltungen auch mal außerhalb der Einrichtung am Melkweg gebe. Vielleicht im Pfarrheim St. Peter.

Klar ist: Es werden noch Ehrenamtliche gebraucht. Menschen, die Paten werden möchten. Maxi Decker: "Das ist zum Teil sehr konkret. Wir haben zum Beispiel einen 26-jährigen Iraner, der den Schulabschluss schaffen möchte und jemanden braucht, der ihm Nachhilfe erteilt."

Wer helfen möchte, kann am Mittwoch, 22. März, 17 Uhr, zum nächsten Austauschtreffen aller Ehrenamtlichen beim Caritasverband in der Goldstraße 17-19 in Rheinberg kommen. Oder man wendet sich an Maxi Decker unter Telefon 02843 971059 oder oder per Mail unter Maximiliane.Decker@caritas-moers-xanten.de.

(up)
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