Rheinberg Flüchtlingsunterkunft in Orsoy: DRK kündigt Vertrag mit Investor

Rheinberg · 55 Mitarbeiter des Landesverbandes stellen bisher die Sozialbetreuung sicher. Malteser übernehmen.

 Das ehemalige Marien-Hospital in Orsoy ist seit November 2015 eine Zentrale Unterbringungs-Einrichtung des Landes für Flüchtlinge.

Das ehemalige Marien-Hospital in Orsoy ist seit November 2015 eine Zentrale Unterbringungs-Einrichtung des Landes für Flüchtlinge.

Foto: Arnulf Stoffel (Archiv)

Momentan leben rund 400 Flüchtlinge in der Zentralen Unterbringungs-Einrichtung (ZUE) des Landes im ehemaligen Orsoyer Marien-Hospital. Sie werden seit der Eröffnung der Einrichtung im November 2015 von 55 Mitarbeitern des DRK-Landesverbandes Nordrhein betreut. Genauer: von der Betreuungsgesellschaft für soziale Einrichtungen, einer DRK-Tochter. Sie bekochen die Menschen und stellen die soziale Betreuung sicher. Allerdings nur noch bis zum 31. Januar. Dann übernimmt eine Gesellschaft der Malteser. Das DRK hat den Vertrag mit der in Berlin ansässigen Betreibergesellschaft IPG des Investors Jörg-Richard Lemberg gekündigt.

"Wir haben zum 28. Februar dieses Jahres gekündigt, um einen besseren Übergang zu ermöglichen", sagte DRK-Pressesprecherin Stefanie Kutschker gestern auf Nachfrage der Rheinischen Post. "Die IPG hat das Vertragsverhältnis daraufhin bereits zum 31. Januar für beendet erklärt. Und das ist rechtmäßig."

 Die Mitarbeiter der DRK-Betreuungsgesellschaft sorgen unter anderem dafür, dass die Bewohner der ZUE mit Essen versorgt werden.

Die Mitarbeiter der DRK-Betreuungsgesellschaft sorgen unter anderem dafür, dass die Bewohner der ZUE mit Essen versorgt werden.

Foto: ARFI (Archiv)

Als Grund für die Kündigung nannte die Sprecherin erhebliche Zahlungsrückstände der IPG. Sie sprach von einer siebenstelligen Summe, die inzwischen aufgelaufen sei. Nach Informationen der RP handelt es sich um 4,5 Millionen Euro. Stefanie Kutschker: "Die IPG ist mittlerweile seit vier Monaten mit den Zahlungen im Rückstand. Wir haben versucht, das so lange wie möglich aufzufangen, aber das ist nicht mehr möglich."

Betreiber der ZUE in Orsoy ist das Land Nordrhein-Westfalen. Nachdem die IPG das ehemalige Orsoyer Hospital von der St.-Josef-Krankenhausgesellschaft Moers gekauft hat, schloss sie einen Vertrag mit dem Land. Die IPG wiederum ist Vertragspartner der DRK-Gesellschaft, die sich um die Menschen in der Einrichtung kümmert. Wie eine Sprecherin der zuständigen Bezirksregierung Düsseldorf sagte, sei das Land inzwischen dazu übergegangen, die Verträge direkt mit den betreuenden Organisationen zu schließen.

"Wir müssen die Einrichtung schweren Herzens aufgeben", unterstrich DRK-Sprecherin Stefanie Kutschker. "Die Betreuung in Orsoy läuft fantastisch, es hat sich ein tolles Netzwerk entwickelt." Wie es nun dort weitergehe, könne man noch nicht sagen. Die Belegschaft ist in einer Betriebsversammlung über die Umstände informiert worden. Was mit den Mitarbeitern, die zum größten Teil für die Arbeit in der ZUE Orsoy eingestellt worden seien, passiere, stehe noch nicht fest. Stefanie Kutschker: "Die Gespräche laufen." Möglicherweise ergebe sich durch den Trägerwechsel eine Möglichkeit, dass sie von einer Malteser-Gesellschaft übernommen werden. Der DRK-Landesverband Nordrhein war für die Sozialbetreuung in insgesamt vier Einrichtungen verantwortlich. Die ZUE in Duisburg-Neumühl ist zum 31. Dezember 2016 geschlossen worden. Das Engagement in Orsoy endet nun Ende Januar. Zudem ist das DRK in Häusern in Weeze und in Bonn aktiv.

IPG-Chef Jörg-Richard Lemberg äußerte sich nur knapp zu den Vorwürfen. "Ich möchte im Moment eigentlich nicht viel dazu sagen. Es ist nicht unser Stil, in der Öffentlichkeit schmutzige Wäsche zu waschen. An dem, was das DRK sagt, ist allerdings nichts dran", sagte er unserer Redaktion gestern Abend. Das Rote Kreuz sei jedenfalls "völlig überbezahlt".

(up)
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