Rheinberg Frauen behaupten sich im Männerberuf

Rheinberg · Jeder dritte technische Produktdesigner bei Aumund ist weiblich. Das Unternehmen setzt auf ihr Fingerspitzengefühl.

 Gruppenleiterin Anne Passen (rechts) mit ihren Mitarbeiterinnen Jana Bobeck, Susanne Tomasik, Julia Devers und Tanja Matter (von links nach rechts). Es fehlen auf dem Foto Jasmin Göde und Violetta Torno.

Gruppenleiterin Anne Passen (rechts) mit ihren Mitarbeiterinnen Jana Bobeck, Susanne Tomasik, Julia Devers und Tanja Matter (von links nach rechts). Es fehlen auf dem Foto Jasmin Göde und Violetta Torno.

Foto: Aumund

Die Statistik spricht Bände: Trotz der durchschnittlich besseren Schulabschlüsse entscheiden sich Mädchen bei ihrer Ausbildungs- und Studienwahl in der Regel für "typisch weibliche" Berufsfelder. Mehr als die Hälfte der Mädchen wählt aus nur zehn verschiedenen Ausbildungsberufen im dualen System und entscheidet sich für eine kaufmännische Ausbildung in Büro, Einzelhandel oder Arztpraxis. "Mädchen und junge Frauen schöpfen damit ihre Berufsmöglichkeiten nicht voll aus", sagt Franz-Walter Aumund, geschäftsführender Gesellschafter in der Aumund-Unternehmensgruppe.

In dem weltweit operierenden Fördertechnik-Unternehmen setzt der Unternehmer zunehmend in der Konstruktion seiner Maschinen nicht nur auf technisches Know-How, sondern auch auf weibliches Fingerspitzengefühl. Der "Technische Zeichner" von früher heißt heute "Technischer Produktdesigner", das große Zeichenbrett musste im digitalen Zeitalter längst leistungsstarken Rechnern Platz machen.

Inzwischen sind in zwei der vier Konstruktionsgruppen Frauen in der Überzahl, rund ein Drittel der Belegschaft in der Konstruktion ist weiblich. Die Leitung einer Konstruktionsgruppe liegt in den Händen von Anne Passen: Die Technikerin hat im Jahr 1978 ihre Ausbildung im Haus begonnen, vor rund 21 Jahren die Gruppenleitung übernommen und betreut seit 1999 mit Thomas Keip die Auszubildenden.

Mit Violetta Torno, Jasmin Göde, Tanja Matter, Susanne Tomasik sowie den beiden Auszubildenden Julia Devers und Jana Bobeck sind die Damen in ihrer Gruppe in der ersten Etage in der Überzahl. Die ehemalige Auszubildende Jasmin Göde hat sich inzwischen als Technikerin für Maschinenbau und Wirtschaftstechnikerin weitergebildet und ist selbst Ausbilderin. "Ich finde es nach wie vor prima, dass wir Dinge konstruieren, die zu greifen sind und die für unsere Kunden einen hohen Nutzen haben", so Jasmin Göde. Wem der Praxisbezug im Büro nicht reicht, der kann mit dem Beifall der vorwiegend männlichen Belegschaft unten in der Produktion erleben, was ganz konkret aus den vorliegenden Entwürfen für Bänder und Förderer wird.

Einen schönen Beleg für die hervorragende Qualität der Ausbildung und das Engagement der beteiligten Damen und Ausbilder gab es gerade noch: Jana Bobeck und Julia Devers, beide seit August 2014 in der Ausbildung zur Technischen Produktdesignerin, haben zuletzt den ersten Teil ihrer Abschlussprüfung bestanden. In der Ergebnisliste standen die beiden Aumund-Auszubildenden damit unter 18 Prüflingen bei der Industrie- und Handelskammer ganz oben.

Anne Passen freut sich mit den Kollegen und den Auszubildenden über die Prüfungsergebnisse, sieht aber augenzwinkernd noch Möglichkeiten in der Berufsschule: "Auf dem Zeugnis neben den Einsen auch ein paar Zweien, da besteht noch Optimierungspotenzial", sagt Anne Passen und lacht.

Chef Franz-W. Aumund hat so viel Engagement bereits anerkannt: Die beiden jungen Damen haben nach bestandener Abschlussprüfung einen unbefristeten Arbeitsvertrag sicher. Außerdem darf sich bereits jetzt Marvin Brand (derzeit noch im dualen Studium) nach seinem Abschluss Anfang nächsten Jahres über einen unbefristeten Arbeitsvertrag freuen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort