Alpen Für Landwirte war das alte Jahr verlustreich

Alpen · "Es kann nur besser werden": Veener Ortsbauernschaft zieht Bilanz - Unwetter und Preissturz für Produkte drücken auf die Stimmung.

 Veens Ortsbauer Johannes Paaßen appellierte an die Berufskollegen, sich bei der Milchproduktion zurückzuhalten.

Veens Ortsbauer Johannes Paaßen appellierte an die Berufskollegen, sich bei der Milchproduktion zurückzuhalten.

Foto: Fischer

Das alte Jahr wirkt nach. Das war beim Treffen der Ortsbauern in Veen deutlich zu spüren. Die Wunden nach den extremen Starkregenfällen im Frühsommer, dem Preissturz bei Milch, Schweinen, Bullen und Getreide sind längst nicht verheilt. So waren die Landwirte gespannt, was Guido Lohmann, Vorstand der Volksbank Niederrhein, ihnen zu sagen hatte. Er präsentierte sich als verlässlicher Partner der Landwirte - auch und gerade in der Krise. Der Satz, mit dem Johannes Paaßen, Vorsitzender der Ortsbauernschaft, den Gast im gut besetzten Saal "Zur deutschen Flotte" vorstellte, war beredt: "Viele haben die Bank zuletzt mehr beansprucht als ihnen lieb war." Perspektive für 2017, so Paaßen: "Es kann nur besser werden."

 Der Starkregen hat auch Äcker in Veen unter Wasser gesetzt und massive Schäden verursacht. Nur Hilfe vom Land blieb hier aus.

Der Starkregen hat auch Äcker in Veen unter Wasser gesetzt und massive Schäden verursacht. Nur Hilfe vom Land blieb hier aus.

Foto: Ekkehart Malz

"Der Starkregen war das bestimmende Ereignis im vergangenen Jahr", sagte Johannes Leuchtenberg, Vize-Vorsitzender der Kreisbauernschaft. Den Schaden allein im Kreis Wesel, wo 4600 Hektar für Wochen unter Wasser gestanden haben, bezifferte er auf rund 4,5 Millionen Euro. Ärger und Wut sind immer noch groß, weil Bauern in Veen und auf der Bönninghardt beim Soforthilfe-Programm des Landes leer ausgegangen sind. Alle Bemühungen, an den Nottopf zu gelangen, waren vergeblich.

Einen "frechen Treppenwitz" nannte Bürgermeister Thomas Ahls, den Ausschluss der Veener Landwirte aus der Förderkulisse - nur weil die Zahl der Feuerwehreinsätze in Alpen nicht ausreichend hoch gewesen sei. Damit sprach er den Landwirten aus der Seele, auch wenn 5000 Euro Soforthilfe für Betroffene "ein Tropfen auf dem heißen Stein" gewesen wären. Auch Alpener Bauern müssen Schäden in sechsstelliger Höhe verkraften.

Der Vize-Kreislandwirt erklärte die Bereitschaft der Landwirte, zur Abfederung gravierender Folgen durch Regenfluten ihren Beitrag zu leisten. Voraussetzung sei allerdings eine angemessene Entschädigung. Als positives Beispiel nannte er die Stadt Hamminkeln, wo die Issel wütend über die Deiche getreten war und Landwirte in existenzielle Not gebracht habe. Die Ausleichszahlungen für als Flutungsflächen bereitgestellte Äcker und Wiesen seien zügig erfolgt. "Mit der Lösung in Hamminkeln sind wir sehr zufrieden", so Leuchtenberg.

Nicht nur die aus den Fugen geratene Natur, sondern auch der Markt hat den Bauern 2016 zugesetzt. Der erzielte Preis für die Milch habe sich in den zurückliegenden zwei Jahren "fast halbiert", so Leuchtenberg. Ortsbauer Johannes Paaßen, selbst Milchviehhalter, mahnte seine Berufskollegen und ihren Verband (DLV), nicht nur auf den Handel zu schimpfen, sondern die eigenen Möglichkeiten zu nutzen. Paaßen mahnte, auf den Höfen nach den Gesetzen des Marktes zu produzieren und diesen nicht zu überfüttern. "Wir dürfen uns nicht kaputtmelken", sagte der Ortslandwirt. Devise: Weniger ist mehr.

Volksbank-Vorstand Lohmann stimmte zu: "Wird die Menge zu groß, brechen die Preise weg." Neue Märkte für landwirtschaftliche Produkte könne auch er nicht ausmachen. Dann trat er eine politische Weltreise an. Die führte ihn über London (Brexit), Washington (Trump) und Berlin (AfD) zurück nach Veen. Beifall zeigte, dass die Landwirte dem Banker und seiner besorgten Einschätzung der weltpolitischen Lage gern gefolgt waren.

(RP)
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