Rheinberg Gedenken an das Unglück vor 100 Jahren

Rheinberg · Bei einem Wassereinbruch in Schacht Wallach II des Salzbergwerks kamen 1916 acht Bergleute ums Leben. Gestern Morgen wurde in einem ökumenischen Gottesdienst der Toten des Unglücks gedacht.

 Zum ökumenischen Gottesdienst gedachten auch die Knappenvereine jener Männer, die vot 100 Jahren im Schacht Wallach II des Salzbergwerks ums Leben gekommen waren.

Zum ökumenischen Gottesdienst gedachten auch die Knappenvereine jener Männer, die vot 100 Jahren im Schacht Wallach II des Salzbergwerks ums Leben gekommen waren.

Foto: Armin Fischer.

"Ich habe bei einem Vortrag von Anja Rupprecht davon erfahren, dass es vor 100 Jahren in Wallach ein schweres Grubenunglück gab und daraufhin diese Gedenkfeier organisiert", sagt Ulrike Thölke gestern. Erste Recherchen führten die Pfarrerin zu Sabine Sweetsir ins Stadtarchiv. Aber die Archivarin konnte als einzige Aufzeichnung aus dieser Zeit nur einen dreizeiligen Artikel aus der Zeitung "Aus Stadt und Kreis" vorweisen, in dem von einem Schwimmsandeinbruch im Schacht Wallach II die Rede ist, bei dem acht Menschen ums Leben kamen.

Gemeindemitglied Ronald Hoffmann konnte aufgrund seiner Tätigkeit beim Salzbergwerk Licht ins Dunkel bringen: "Am 29. April 1916 kamen die Bergleute in einer Tiefe von 463 Metern ums Leben. Der Wasserdurchbruch geschah ohne die geringsten Vorzeichen. Mit dem Wasser kam auch sehr viel Sand, der den Schacht bis auf eine Tiefe von 422 Metern verfüllte."

Die Menschen im Land bekamen davon kaum etwas mit. "Man stelle sich ein solches Unglück heute vor, es würde ganze Zeitungsseiten füllen. Doch 1916 war eine andere Zeit, das Unglück geschah mitten in den Wirren des Ersten Weltkriegs, da hatte man andere Sorgen", erklärt die Pfarrerin. Erst sechs Wochen nach dem Unglück wurden die Opfer damals für tot erklärt. "Der für den Prozess des Trauerns so wichtige Abschied am Grab war den Angehörigen nicht möglich. Beim Blick in die Sterberegister stellt man fest, dass es zwei Jahre gedauert hat, bis Ehefrauen und Kinder, Eltern und Geschwister ihre Lieben zu Grabe tragen konnten", so Thölke. An dem ökumenischen Gedenkgottesdienst unter der Leitung von Ulrike Thölke und Pastoralreferent Georg Welp nahmen neben den Knappenvereinen aus Kamp-Lintfort und Xanten auch einige Nachfahren der Opfer teil.

Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst in der vollen evangelischen Kirche Wallach vom Rheinpreußenorchester Kamp-Lintfort. Bürgermeister Frank Tatzel wies darauf hin, dass bei diesem und einem weiteren Unglück im Wallacher Schacht, das sich im Jahre 1924 ereignete, insgesamt 13 Familien nicht nur ihre Väter und Ehemänner, sondern auch den Ernährer verloren hatten. "Das war damals so, weshalb die Familien zusätzlich in wirtschaftliche Not gerieten und auf die Hilfe von Freunden und Nachbarn angewiesen waren." Tatzel zog aber auch einen positiven Aspekt aus dem schrecklichen Unglück: "Wir sind dankbar, dass uns die Toten die Warnung mit auf den Weg gegeben haben, dass es sich nicht lohnt, für den Profit Menschenleben zu gefährden." Im Gottesdienst wurde namentlich an die Opfer erinnert. Dabei handelte es sich um Betriebsführer Hermann Settler, Steiger Hermann Schmidtlein, Drittelführer Wilhelm Berends, Hauer Anton Kosinc sowie die Schlepper Bernhard Berns, Anton Korting, Johann Mons und Wilhelm Peters. Mit dem gemeinsam gesungenen Steigerlied endete die Gedenkveranstaltung.

(erko)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort