Rheinberg Gesellschaftskritisches Kabarett auf der Couch

Rheinberg · Christian Ehring, Melanie Haupt und Heiko Seidel vom Düsseldorfer "Kom(m)ödchen" gastierten in der Stadthalle.

Christian ist genervt. Der Kabarettist soll ein witziges Programm für seinen Auftritt beim "Verband kritischer Metzger" schreiben, aber seine Nachbarn lassen ihm keine Ruhe. Statt die Große Koalition aus der Sicht einer Leberwurst zu schildern oder den Unterschied zwischen der Kanzlerin und BSE zu erklären, muss sich Christian den diversen Problemen und Schrullen der ungebetenen Gäste widmen, die auf seiner Couch Platz nehmen.

Das weiße Möbel stand nicht nur auf der Bühne im Mittelpunkt. "Couch - Ein Heimatabend" lautete der Titel des Kabarettprogamms, mit dem das Düsseldorfer "Kom(m)ödchen" jetzt in der Stadthalle die Lacher auf seiner Seite hatte. Freunde des sarkastischen und zuweilen absurden Humors waren am richtigen Ort. Mehr als 80 000 Zuschauer haben das Programm bereits gesehen, zu dem es noch zwei Fortsetzungen gibt. Dank des Einbaus vieler neuer Gags hat das Stück nichts von seiner Aktualität eingebüßt.

Christian Ehring, Heiko Seidel und Melanie Haupt, die Maike Kühl während ihrer Babypause vertritt, schlüpften in sieben verschiedene Rollen und boten eine turbulente Mischung aus Kabarett, Theaterstück und Sitcom. Die Rahmenhandlung ist trotz ständiger Aktualisierungen dieselbe geblieben: Während Christian verzweifelt versucht, seinen kabarettistischen Text zu Papier zu bringen, mit dem er in zwei Stunden vor den Metzgern auf der Bühne stehen soll, herrscht in seiner Wohnung ein ständiges Kommen und Gehen.

Da ist zum Beispiel Jana, die Langzeitstudentin und Kellnerin, die ihren Job in einer Cocktail-Bar kündigen will, zuvor aber vom Chef gefeuert wird. Micha, arbeitsloser Philosoph und Hausmeister, borgt sich seinen Strom von Christian, um von den Energiekonzernen unabhängig zu sein, und wittert überall Verschwörungen. Isabell, Ex-Staranwältin und jetzt vierfache alleinerziehende Mutter, sehnt sich nach neuer Zweisamkeit. Egomane Elmar fällt allen mit seiner ständigen Selbstbeweihräucherung auf den Wecker. Und dann sind da auch noch Klaus und Manu, bei deren Erscheinen stets drohend die Geigen aus "Psycho" erklingen.

Neben den persönlichen Schicksalen der verkorksten Hausbewohner erlebten die Zuschauer politisches und gesellschaftskritisches Kabarett vom Feinsten. Ein Tag im Leben von Ursula von der Leyen gehörte mit zu den skurrilsten Einfällen des Trios. Schließlich tauchte auch noch eine Leiche auf - ein wahrhaft mörderischer Spaß für das Publikum.

Den zweiten Teil der Kabarett-Trilogie des Düsseldorfer Kom(m)ödchens mit dem Titel "Sushi. Ein Requiem" wird im nächsten Jahr am 22. Mai 2015 in der Stadthalle Rheinberg zu sehen sein. 2016 folgt dann Teil drei "Freaks. Eine Abrechnung".

(krsa)
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