Rheinberg Grüne analysieren die Wahlniederlage

Rheinberg · Im Schwarzen Adler in Vierbaum hat der Ortsverband seine Wunden geleckt. Fraktionsvorsitzender Bartsch: "Eine Aufbruchsstimmung halte ich mit unserem Spitzenpersonal nicht für möglich." Aber: Nicht alles sei schlecht gelaufen.

 Peter Mokros

Peter Mokros

Foto: Grüne

"Wir treffen uns hier, um Wunden zu lecken und uns zu fragen, was wir bei der Bundestagswahl besser machen können. Falls wir überhaupt Fehler im Wahlkampf gemacht haben", erklärte Peter Mokros von Rheinbergs Grünen in der Vierbaumer Gaststätte "Schwarzer Adler". Für Dagmar Krause-Bartsch, zusammen mit Mokros Sprecherin des Ortsverbands, war klar, warum ihre Partei über 40 Prozent der Stimmen eingebüßt hat: "Das Spitzenpersonal, allen voran Sylvia Löhrmann und Johannes Remmel, konnte nicht überzeugen. Dagegen können wir als Wahlkämpfer nichts ausrichten." Immer wieder mussten sich Rheinbergs Grüne im Wahlkampf Kritik an der Schulpolitik anhören. Luise Theile findet das ungerecht: "Sylvia Löhrmann hat unsere Politik gut umgesetzt. Unmut bei den Lehrern gab es, weil die Umstellung zu schnell ging und Personal fehlt. Dafür sind wir abgestraft worden, aber das wären wir sowieso, denn ein Bildungssystem kann man nicht ändern, ohne dass es Ärger gibt."

Ärger, der sich an der Wahlurne entladen hat. Davon ist nicht nur Ernst Barten überzeugt: "Die Hälfte unserer Wähler sind Lehrer. Die haben die Auswirkungen der Schulpolitik hautnah mitbekommen und sind weg." Schuld daran, dass es in den Schulen des Landes vor allem im Bereich der Inklusion hakt, sei der zu geringe Etat. "Das Bildungssystem optimieren und gleichzeitig sparen funktioniert nun mal nicht. Vielleicht hat man es auch organisatorisch verbockt, indem man sich zu viel vorgenommen hat", meint Ralf Winstroth. Jürgen Bartsch bemängelte die Außendarstellung der grünen Spitzenpolitiker im Landtag: "Von Johannes Remmel kommt zu wenig, und Sylvia Löhrmann schaltet zu oft in den Verteidigungsmodus. Wenn man das, was man geleistet hat, positiv kommuniziert hätte, wäre das nicht passiert. Eine Aufbruchsstimmung halte ich mit unserem Spitzenpersonal nicht für möglich." Dabei war man sich einig, dass durchaus genügend Argumente für eine breite Brust im Wahlkampf vorhanden waren.

Die allerdings konnten dem Wähler nicht gewinnbringend vermittelt werden. "Barbara Steffens zum Beispiel hat sehr gute Arbeit geleistet, man denke nur an den Nichtraucherschutz. Aber es interessiert keinen", so Barten. Als weiteren Grund für das schlechte Abschneiden bei der Landtagswahl nannte Ralf Winstroth zu frühe Koalitionsansagen: "Die Partei hat sich ja praktisch mit der SPD verheiratet, damit schließt man von vorneherein Wähler aus. Wenn wir davon nicht wegkommen, hängt uns das bei der Bundestagswahl wie ein Klotz am Bein."

Was die künftige Ausrichtung der Partei betrifft, gingen die Meinungen auseinander. Die Ansicht von Bartsch, man müsse sich beliebt machen, um gewählt zu werden, teilte Luise Theile ganz und gar nicht. "Wir haben viele gute Sachen auf den Weg gebracht. Ich finde, wir sollten eine Politik machen, mit der wir zufrieden sind. Und wenn wir dann mal vom Wähler abgestraft werden, müssen wir das aushalten."

(erko)
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