Rheinberg Gute Künstler, aber nur wenig Publikum

Rheinberg · Auch bei der dritten "neuen" Blues-Party ließen sich nur etwa 200 Besucher in der Rheinberger Stadthalle blicken. Veranstalter Sami Durak will das "Niederrhein Blues Festival" aber auch im nächsten Jahr durchführen.

 Gitarrist Zed Mitchell ließ seinen erst 22-jährigen Sohn Todor Manojlovic mitspielen. Zu diesem Zeitpunkt waren schon viele Besucher gegangen.

Gitarrist Zed Mitchell ließ seinen erst 22-jährigen Sohn Todor Manojlovic mitspielen. Zu diesem Zeitpunkt waren schon viele Besucher gegangen.

Foto: A. Fischer

"Wir haben in etwa soviele Karten im Vorverkauf abgesetzt wie im vergangenen Jahr", konstatierte Konzertveranstalter Sami Durak vor Beginn der dritten "Rheinberger Blues Party", die erstmals unter dem Signet "Niederrhein Blues Festival" in der Stadthalle lief. Am Ende zählte man vielleicht 200 Gäste - nahezu genau so wenige wie im Vorjahr. Der Harp-Workshop mit "Big Pete" in der Moerser "Röhre" am Sonntag war mangels Interesse gestrichen worden, Moderatorin Stephanie Haydamowicz hatte abgesagt. Die Fotoausstellung von Klaus B. Paul erinnerte im Foyer an viele der früheren Helden wie Luther Allison, die bei der damaligen "Blues Party"-Serie in den 90er Jahren zu Gast waren, und anderer Größen wie B.B. King, John Mayall oder Joe Cocker.

Im Foyer jammte in den Pausen auch die in Jam-Session-Manier zusammengewürfelte Combo um den Gitarristen Michael Vieth, die erstmals in dieser Besetzung zusammenspielte. "Sehr gut", wie der Münsterländer nach drei Pausendurchgängen Autogramme gebend feststellte.

Die nicht deutlich definierte Uhrzeit für den Beginn des Konzerts sorgte für Irritation bei Besuchern, die bereits um 18 Uhr vor verschlossenen Türen standen. Durak versprach, dass beim nächsten Mal "besser zu kommunizieren". Zum Auftakt hatte der Moerser mit Lars Winning und Christian Noll alias Jake und Elwood Blues als "The Orange Whips" eine halbe Stunde Blues Brothers mit Musik-Playback gesetzt. "Eine verlorene halbe Stunde", war der Eindruck eines Zuhörers aus Moers, der auch die späte Werbung für das Festival monierte. Danach sorgte der niederländische Bluesharpspieler "Big Pete" mit seiner Band für den soliden Einstieg in das Hauptprogramm. Dabei überzeugte er mit gutem Harpspiel - und die Band mit fast psychedelischen Slow-Blues-Nummern wie "Red headed woman" oder swingenden Songs wie "Chromatic crumbs" . Danach durfte die 74-jährige US-Sängerin Janice Harrington, die schon mit Blues- und Showbiz-Größen wie Sammy Davis jr., Buddy Guy oder Lionel Hampton auf der Bühne stand, für mehr Bewegung sorgen.

Erstmals trat die kleine, aber noch stimmgewaltige und agile Dame mit der Band "Still a fool" mit der solistisch starken, so noch nie vorher zusammen arbeitenden Combo auf. "Wir hatten nur fünf Stunden Probe heute", gestand Harrington dem Publikum gegenüber ein.

Dafür boten Frank Mellies (Schlagzeug), Jochen Eminger (Bass), Daniel Sok (Keyboards) und vor allem das energetische Gitarrenspiel von Martin Hötte das teilweise sehr knackig rockige, soulorientierte Fundament für ein unterhaltsames und hörenswertes Konzert. Gemeinsam boten sie hüftbewegende Versionen von "C.C. Rider" , "Route 66" und "Got my mojo working". Dazu kamen schöne Harrrington-Kompositionen wie "Million dollar secret". Später kam für einen Song noch Harpspieler Christian Noll dazu. Der Titel "Ain't doin too bad" passte zu dem knapp einstündigen Auftritt.

Am Ende verfolgten nicht einmal mehr die Hälfte der Gäste die Performance des serbischen Gitarristen Zed Mitchell mit zeitgemäßem, sehr eigenständigen, klar strukturiertem und modern klingenden Bluesrockmaterial.

Zwischenzeitlich durfte er als Gast den Begründer der legendären "Blues Company", Todor "Tosho" Todorovic, begrüßen. Im brillanten Gitarrendialog mit Mitchells starkem, erst 22-jährigen Gitarristen Todor Manojlovic interpretierten sie Songs wie "Everyday I have the blues" , den Junior-Wells-Klassiker "Messin with the kid" oder Songs wie "Nobody knows me like you do". Ein würdiger Höhepunkt.

Sami Durak befand den Abend als "musikalisch gelungen". "Die, die da waren, sind belohnt worden", konstatierte der Veranstalter. Die Veranstaltung sei in den Zeitungen und der social media überall angekündigt gewesen, man wolle aber noch früher mit den Bands, die kommen, in die Werbung gehen. Anvisiert ist auch eine Ausweitung des Festivals mit Gospel-Konzerten sonntags in den Kirchen, Workshops und Warm-ups in Kneipen.

(aflo)
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