Alpen Hähnchenschenkel sind Flüchtlingen sehr beliebt

Alpen · Für rund 700 Menschen wird in der Zentralküche täglich gekocht - Essen für Alpen, Kamp-Lintfort und Moers.

Besucher müssen erst einen weißen Plastikkittel anziehen und ihre Straßenschuhe mit speziellen Schutzhüllen bedecken - Hygiene ist wichtig in der Kamp-Lintforter Caritas-Zentralküche, in der derzeit täglich für rund 700 Menschen das Mittagessen zubereitet wird. Es klappert, es zischt, der aromatisch-intsive Geruch von Kohlrouladen steigt in die Nase. Eindeutig. Küchenleiter Stefan Klaaßen, in weißer Kochjacke mit roten Knöpfen, bestätigt: "Kohlroulade steht heute auf dem Menüplan unserer Senioreneinrichtungen."

In einer anderen Ecke der Küche sind währenddessen zwei Mitarbeiter damit beschäftigt, Reis und Gemüse in Portionsschalen aus Aluminium zu füllen, anschließend wird ein Decker aufgepresst. Die Menge in den großen Töpfen reicht für rund 200 Menschen - es ist das Mittagessen für Flüchtlinge in Moers, Kamp-Lintfort und in Alpen. "Die Anzahl der Essen variiert ständig", erklärt Klaaßen.

In Spitzenzeiten waren es 400 Essen, die er und sein Team zusätzlich gekocht haben. Dabei musste Klaaßen anfangs lernen. "Rosenkohl ist in der Heimat vieler Flüchtlinge unbekannt, Möhren mögen sie überhaupt nicht", hat er herausgefunden. Stattdessen stehen Zucchini, Gurken, Tomaten, Reis, Kartoffeln ganz hoch im Kurs. Und Hähnchenschenkel. "Die sind der Renner", sagt Klaaßen und lacht. Ein Syrien-Kenner hat ihm erklärt, dass Hähnchen dort ein Zeichen für Wohlstand sind. Ein weiterer Vorteil des Geflügels sei, dass es ,halal' ist, also den islamischen Speisevorschriften entspricht.

Was Klaaßen ebenfalls lernen musste: Reis ist nicht gleich Reis. "Bei uns wird er eher fest gekocht, die Flüchtlinge mögen ihn ganz weich lieber." Logistisch ist das zwar etwas mehr Arbeit, da der Reis für die Asylbewerber anders gekocht werden muss als für die Seniorenheime, aber Klaaßen und sein Team bemühen sich, auf möglichst viele Wünsche einzugehen. Dazu hat sich der Küchenleiter sogar von Fachleuten beraten lassen. "Über einen Flüchtlingshelfer habe ich Kontakt zu zwei Köchen aus Syrien und dem Irak bekommen", erzählt er.

Die beiden Männer lud er kurzerhand nach Kamp-Lintfort ein, zeigte ihnen seine Küche, sprach über Rezepte, Ideen und kochte schließlich Probe-Essen. Aber er sagt auch klar: "Wir können uns nicht auf jeden Einzelnen einstellen." Platz für Sonderwünsche gibt es nicht, zumal die Kosten nicht aus dem Blick verloren werden dürfen. Denn die Caritas bezahle ihr Personal nach Tarifvertrag und das Essen solle eine gute Qualität haben. "Geld zu verdienen, steht nicht im Fokus, bei uns steht die ordentliche Versorgung im Vordergrund", erklärt Klaaßen, der zwischenzeitlich 35 neue Mitarbeiter einstellen musste, um die Herausforderungen der Flüchtlingsversorgung zu meistern.

Für ihn hält jeder Tag neue Überraschungen bereit. Gibt es neue Flüchtlingszuteilungen in den betreuten Aufnahmestellen, dann kann es sein, dass am nächsten Tag plötzlich 100 Menschen mehr versorgt werden müssen.

"Unsere Vorräte haben wir dementsprechend aufgestockt", sagt Klaaßen, "und ein Anruf beim Großhändler genügt, und ich habe am nächsten Tag mehr Ware. Die Versorgung aller Flüchtlinge ist zu jeder Zeit sichergestellt."

(RP)
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