Rheinberg Harter Rock hinter Gefängnismauern

Rheinberg · Die Rheinberger Band "Gringo Mortale" spielte live beim Sommerfest im Hof des Dinslakener Frauengefängnisses.

 Die Band "Gringo Mortale" beim Auftritt im Gefängnishof. Im Hintergrund sind einige Justizvollzugsbeamte zu sehen. Die inhaftierten Frauen durften nicht fotografiert werden.

Die Band "Gringo Mortale" beim Auftritt im Gefängnishof. Im Hintergrund sind einige Justizvollzugsbeamte zu sehen. Die inhaftierten Frauen durften nicht fotografiert werden.

Foto: Uwe Plien

/ Dinslaken Sänger Kai Skroch, Gitarrist Ralf Simon, Bassist Rüdiger Müller und Schlagzeuger Markus Dobersalsky von der Rheinberger Band "Gringo Mortale" haben schon auf vielen Bühnen gestanden. Erst vor wenigen Tagen waren sie beim MAP-Festival in Rheinberg zu hören (die RP berichtete). Das Konzert, das sie jetzt gaben, werden die vier ganz sicher nicht vergessen: "Gringo Mortale" spielten beim Sommerfest im Innenhof des Dinslakener Frauengefängnisses.

Bevor man zur Live-Musik vordringt, muss man als Gast zunächst eine Reihe von Stahltüren - und -toren hinter sich lassen. Erst die Sicherheitsschleuse, dann nimmt die freundliche Dame am "Empfang" den Personalausweis in Verwahrung und empfiehlt, Handy, Portemonnee und Schlüssel in einem Spind zu deponieren. "Man weiß ja nie", sagt die Justizvollzugsbeamtin.

Dann übernehmen zwei Kollegen und führen den Gast von draußen durch typische Gefängnisgänge, bevor es wieder an die frische Luft geht. Im Innenhof herrscht trotz der mehrere Meter hohen Mauern eine gelöste Stimmung: Die inhaftierten Frauen sitzen auf Holzbänken oder haben sich an Stehtische gelehnt. Die Mitarbeiterinnen der Gefängnis-Küche - ebenfalls Inhaftierte - backen Waffeln oder geben Getränke aus. Für die 72 "Bewohnerinnen" ist dieses Sommerfest etwas Besonderes, denn Live-Musik haben sie hier nicht alle Tage.

Unterdessen unterhalten "Gringo Mortale" unter einem Zeltpavillon die Damen. Die Band, bekannt und geschätzt für harte und originelle, selbst komponierte Rocksongs und für eine exzellente Spieltechnik, kommt gut an und bekommt Applaus. Als Sänger Kai Skroch später als Zugaben noch "two more songs" ankündigt, fangen einige Frauen sogar an zu tanzen.

"Wenn die Frauen applaudieren, ist das für sie schon eine heftige Reaktion, dann sind sie begeistert. Schließlich befinden sie sich hier in einer extremen Situation, da ist so etwas nicht selbstverständlich", sagt Mareike Ullrich. Die Rheinbergerin arbeitet in der Gefängnisverwaltung und hat den Kontakt zu "Gringo Mortale" hergestellt.

"Wir fanden die Idee, im Gefängnis zu spielen, gut", sagt Bassist Rüdiger Müller. "Das war schon eine ungewöhnliche Situation für uns", gesteht Drummer Markus Dobersasalsky. Und Sänger Kai Skroch wundert es, dass die Frauen so aus sich herausgingen: "Ich hatte erwartet, dass ihnen unsere Musik eher egal sein würde", sagt er.

Von Anstaltsleiter Raimund Kintrup und seinem Stellvertreter Burkhard Lange gibt es viel Lob für die Band: "Tolle Musik und danke für die Unterstützung", sagen sie. Dr. Ludger Dücker, bis vor kurzem Direktor des benachbarten Amtsgerichts, sagt sogar: "Wir haben heute einen Gitarristen von Weltformat gehört." Das freute Gringo Mortales" Saitenhexer Ralf Simon.

(RP)
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