Alpen/Weeze Hausbesuch bei Findelschwein Herbert

Alpen / Weeze · Ein zahmes Minischwein, das in Kalbeck eingefangen wurde, wird nun in einer Alpener Tierpension aufgepäppelt. Viele Haustiere streifen herrenlos herum und rufen die Behörden auf den Plan. Von Hamstern bis zu ausgebüxten Ziegen.

 Ein zahmes Minischwein, das in Kalbeck eingefangen wurde, wird nun in einer Alpener Tierpension aufgepäppelt.

Ein zahmes Minischwein, das in Kalbeck eingefangen wurde, wird nun in einer Alpener Tierpension aufgepäppelt.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Herbert ist ziemlich abgemagert. Ansonsten aber gesund. Das hat der Tierarzt festgestellt, den Gudrun Groß gerufen hat, nachdem die Gemeinde Weeze ihrer Tierpension ein zugelaufenes Hausschwein anvertraut hatte. Das ist anders als nach ersten Darstellungen wohl kein Hängebauchschwein, sondern eher ein "Münchner Troll" oder eine Mischung dieser Rasse mit einem Wildschwein.

Jedenfalls ist Gudrun Groß dieser Ansicht, seit sie ein Schweine-Fachbuch studiert hat. Der Tierarzt hält "Herbert", wie ihn sein neues Frauchen nennt, für etwa zehn Jahre alt. Ein ziemlich betagtes Schwein also. Schon deshalb argwöhnt Groß, dass den Burschen auch jemand ausgesetzt haben könnte.

Die Tierfreundin aus dem Kreis Wesel kümmert sich um Fundtiere aus Xanten, Sonsbeck, Kevelaer und Weeze. Sie führt kein Tierheim, wie sie betont, sondern eine Tierpension, in der Menschen ihre Lieblinge während der Ferien betreuen lassen. Und zudem nimmt sie herrenlose Tiere auf. "Wir hatten schon alles Mögliche. Natürlich Hunde und Katzen, aber auch Vögel, Ratten, Hühner, Kaninchen, Hamster und Schildkröten", sagt die Alpenerin. Keine Reptilien und anderen Exoten — "damit habe ich es nicht so".

"Herbert" hingegen sei nett. Für die tierärztliche Untersuchung musste er zwar ruhig gestellt werden, ansonsten lasse er sich jedoch gerne anfassen. "Ihm schmecken Möhren und Kartoffeln, Getreide und Obst, und er hat es sich in seinem Gehege auf einem Bett aus Nadelbaumzweigen gemütlich gemacht", erklärt seine "Pflegemutter". In Weeze hatte er sich nicht ganz so gut benommen. Da mussten die Männer, die ihn einfingen, schon ganz schön kämpfen, damit er nicht entkam. Der (unkastrierte) Eber, der etwa 50 Kilo wiegt, war von einem Jäger in den Park des Schlosses Kalbeck getrieben und dort gepackt worden. "Herbert" ist deutlich größer als ein Hängebauchschwein, aber nicht so groß wie ein Wildschwein.

Mit dem hat er jedoch bis auf den breiteren Rüssel ziemlich viel Ähnlichkeit. Gut, dass der Jäger, der ihn in Kalbeck entdeckte, gut hinsah, denn Wildschweine sind hierzulande außerhalb des Reichswaldes nicht gern gesehen. Und schmackhaft. Auch in Weeze gibt es eine Auffangstation für hilfsbedürftige Tiere, dort geht es allerdings um Wildtiere — auch um verletzte Greifvögel. "Wir werden vom Kreisveterinäramt gerufen, wenn es um Füchse, Marder, Waschbären oder Nutrias geht, aber auch oft bei Haustieren wie Ziegen und Schafen oder sogar Enten und Gänsen", erzählt Wilhelm Schnabel. Häufig kämen Tiere zu ihm, die aus illegaler Haltung stammten und von den Behörden beschlagnahmt worden seien. Seine Greifvogelstation neben dem Weezer Tierpark wird vermutlich ab Mai öffentlich sein.

(RP/rl)
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