Rheinberg Hausleitung ist im Dialog mit Anwohnern

Rheinberg · 232 Flüchtlinge leben momentan in der ZUE Orsoy. Gestern Abend gab es im Pfarrheim Altes Zollhaus wieder ein Treffen für die Nachbarn. Es ging um Sauberkeit und das Benehmen mancher Bewohner. Bald bekommt das Haus WLAN.

 Andreas Stomps leitet die ZUE.

Andreas Stomps leitet die ZUE.

Foto: Armin Fischer

Weil die Malteser das Deutsche Rote Kreuz als Verantwortliche für die Sozialbetreuung abgelöst haben, ist die Zentrale Unterbringungs-Einrichtung in Orsoy (ZUE) ins Gerede gekommen. Der Wechsel erfolgte zum 1. Februar. Das Unternehmen IPG, Vertragspartner des Landes, liegt mit dem DRK im Clinch (wir berichteten). Das alles hält den Leiter der ZUE, Andreas Stomps von der Bezirksregierung Düsseldorf, und sein Team nicht davon ab, in unregelmäßigen Abständen Info-Abende für die Anwohner des alten Hospitals anzubieten. "Wir möchten mit Ihnen ins Gespräch kommen, wir möchten wissen, was wo nicht gut läuft und wo wir etwas verbessern können", sagte er. Der Einladung zur Versammlung gestern Abend im Pfarrheim Altes Zollhaus in Orsoy waren rund 30 Frauen und Männer gefolgt. Neben dem Leitungsteam der ZUE standen auch Vertreter der Malteser und der IPG Rede und Antwort.

Mit 232 Bewohner ist die Flüchtlingseinrichtung derzeit nur etwa zur Hälfte belegt. 37 dieser Menschen leben länger als drei Monate dort. Der überwiegende Teil kommt nach höchstens einem Quartal in eine kommunale Einrichtung. Syrer, Afrikaner, Iraker, aber auch Chinesen, Serben, Türken oder Tadschiken haben in Orsoy eine vorübergehende Bleibe gefunden. "Der älteste Bewohner ist 87 Jahre alt, der jüngste wurde am 1. Februar geboren", sagte Andreas Stomps.

Alte und junge Menschen, schwarze und weiße, Christen und Muslime, gute und schlechte, kriminelle und ehrliche - so unterschiedlich wie die Bewohner sind auch ihre Lebensweisen. Das bringt am Ort natürlich spürbare Veränderungen mit sich. Wobei gestern kein einheitliches Bild der Befindlichkeiten in Orsoy zu erkennen war. Einige sagten, sie fühlten sich unsicher, hätten sogar Angst und ärgerten sich über Müll und Dreck, den die ZUE-Bewohner verursachten. Andere unterstrichen, dass sie auf der Seite der Flüchtlinge seien und die Einrichtung etwa durch ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützten. Wirklich gravierende Verfehlungen und Gesetzesverstöße hat es - so konnte man der Runde entnehmen - bisher so gut wie keine gegeben.

Aber viele Kleinigkeiten, über die man reden muss. Darüber etwa, dass sich viele Bewohner in der Nähe der Sparkasse und der Bushaltestelle aufhalten, weil man dort WLAN hat und trocken stehen kann. Dann liegt da Müll rum. Damit es dort künftig ordentlicher zugeht, werden mehr Abfallbehälter aufgestellt. Und die Installation eines WLAN-Netzes steht kurz bevor. Stomps: "Der Kostenvoranschlag ist da, wir haben konkrete Zahlen, ich nehme an, dass das bald was wird." Momentan gebe es kein WLAN im Haus, sagte der IPG-Mitarbeiter.

Maren Gockel, die Leiterin der Malteser-Sozialbetreuung im Haus, berichtete von einigen Neuerungen. So mache sich jeweils montags und freitags ein Säuberungstrupp (Bewohner) auf den Weg durch Orsoy, um Müll einzusammeln. Insbesondere rund um den Kuhteich - eine private, aber nicht eingezäunte Fläche eines Angelvereins - gibt es immer wieder Ärger. Als störend empfinden es einige Orsoyer, dass Bewohner mitunter in der Öffentlichkeit Alkohol trinken. In der Einrichtung ist es ihnen untersagt. Unmöglich sei, wenn junge Kerle Frauen angrabschten. Sorgen bereitet auch, dass es eine Menge dummer und populistischer Hetze auf Orsoyer Facebook-Seiten gebe. Das meiste stimme nicht, verbreite sich aber und werde geglaubt. Typisch sei es, dass kein einziger dieser Facebook-User sich zu sinnvollen Veranstaltungen wie der im Alten Zollhaus komme und Farbe bekenne.

"Sprechen Sie uns bitte an, wenn es etwas zu klären gibt", empfahl Andreas Stomps. Das Notdienst-Telefon der Malteser ist unter der Nummer 0151 61183488 rund um die Uhr geschaltet und erreichbar.

(up)
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