Rheinberg Heiligenfigur taucht nach 45 Jahren wieder auf

Rheinberg · Ein Mönch findet einen Koffer mit sakraler Kunst, die in den 1970er Jahren gestohlen wurde. Eine Spur führt nach St. Peter.

 Der Hochaltar von St. Peter mit je sechs Aposteln zur Seite von Gottvater und Christus. In der linken Altarhälfte ganz rechts steht das Duplikat.

Der Hochaltar von St. Peter mit je sechs Aposteln zur Seite von Gottvater und Christus. In der linken Altarhälfte ganz rechts steht das Duplikat.

Foto: P. meulmann

Joachim Knop (79) kann's gar nicht glauben. "Wenn das stimmt, wär's eine Sensation." Dieser Begriff kommt dem Oberstudiendirektor i. R. nicht gerade inflationär über die Lippen. Auch wenn Zweifel bleiben, ist er zuversichtlich, dass sich die seit mehr als 40 Jahren klaffende Wunde im Hochaltar der Kirche St. Peter bald schließt.

Der Grund für die Zuversicht des Rheinberger Kunsthistorikers fand sich, wie sich jetzt herausstellte, bereits Ende Februar im Benediktinerkloster Maria Laach in der Eifel und bedeutet das vorläufige Ende einer Serie von lange zurückliegenden Kriminalfällen. Dabei hatten es die bis heute nicht ermittelten Täter Anfang der 70er Jahre auf kirchliche Kunstschätze abgesehen.

Das Bundeskrimanalamt (BKA) veröffentlichte gestern die Erfolgsmeldung, dass neun damals erbeutete sakrale Figuren ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgeben wurden, darunter eine Figur, die vor gut 40 Jahren aus einer Kirche in Rheinberg verschwunden war.

Die BKA-Ermittler hatten die Spur wieder aufgenommen, als Ende Februar ein Benediktinerbruder zwei Reisegepäckstücke gefunden hatte, die von Unbekannten über die Klostermauern geworfen worden waren. Sie enthielten zudem elf sakrale Reliefs ohne Hinweise zur Herkunft.

Die BKA-Spezialisten konnten durch Vergleichsermittlungen in nationalen und internationalen polizeilichen Verlustdateien für Kunstgegenstände die Herkunft der über 500 Jahre alten, kunsthistorisch wertvollen Sakralfiguren aufklären.

Zwei davon stammen vom Niederrhein, teilte das BKA mit: eine aus einer Kirche in Kleve, die andere aus einer Kirche in Rheinberg. Über die genaue Herkunft und die Art der Figuren schweigt das BKA. "Wir wollen nicht, dass Diebe angelockt werden, wenn bekannt wird, dass die Figuren wieder an ihrem Platz stehen", sagte eine BKA-Sprecherin auf Anfrage. Auch das Bistum Münster wusste gestern nicht mehr. Dort beließ man es bei dem Hinweis, dass der Xantener Weihbischof Wilfried Theising hocherfreut sei, "dass die Heiligenfiguren nach so langer Zeit wieder zurückkehren in ihre Heimatkirchen in Rheinberg und Kleve".

Ältere Rheinberger indes erinnerten sich - zunächst vage - daran, dass vor etwa vier Jahrzehnten einer der zwölf Apostel aus dem spätgotischen Hochaltar von St. Peter verschwunden war. "Man vermutete damals einen gezielten Auftragsdiebstahl", so Norbert Ricking (84). Er denke, dass es Petrus getroffen habe. Nicht ganz richtig, korrigiert Joachim Knop. Er hat mehrere Aufsätze über den Hochaltar veröffentlicht. "Gestohlen wurde Apostel Nr. 6 links neben der Expositionsnische." Die Figur aus dem 15. Jahrhundert sei nicht eindeutig zu identifizieren. Daher die Nummer. Dass sie gestohlen worden sei, sei absolut richtig. Er weiß es deshalb so genau, weil er zu seinem 50. Geburtstag die Holzfigur, die Dechant Höh als Duplikat hatte anfertigen lassen, im Konzert der anderen Apostel golden kolorieren ließ. Das ist schon fast 30 Jahre her. Nach dem Diebstahl waren alle Apostel fest verankert worden. Zur Zeit befinden sie sich nach dem Wasserschaden im Herbst beim Restaurator. Wenn alle zurück sind, wäre ein Apostel übrig - ein Glücksfall und eine Sensation zugleich.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort