Rheinberg Höchste Zeit für Optimismus

Rheinberg · Sebastian Pufpaff unterhielt das Publikum im gut besetzten Stadthaus prima.

Was nimmt man/frau mit nach Hause, wenn der Abend mit Sebastian Pufpaff zu Ende ist? Die Erkenntnis, dass es höchste Zeit ist, zum Anfang zurückzukehren und der digital vernetzten Welt die Stirn zu bieten - oder für den Glauben daran, dass schon alles gut wird, dass man nur mit genügend Humor an die fundamentalen Probleme herangehen muss.

"Für unter der Woche gar nicht verkehrt, oder?", begrüßte der Kabarettist sein Publikum im sehr gut gefüllten Stadthaus, bat VW-Fahrer, sich zu outen, fragte sich, wie man Terrorist wird, und gab zu, dass es bei ihm eher mäßig sei, von der Laune her. Weil: In letzter Zeit werde er von Veranstaltern vermehrt in Romantik-Hotels untergebracht. "Plüschig, kitschig, wie ein Puff, nur ohne Flecken ..." Gute zwei Stunden stand der 39-Jährige auf der Bühne, neben sich eine kleine Flasche Wasser, die er gar nicht anrührte. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, Krawatte, Turnschuhe, grau meliert mit Seitenscheitel. Ein Mann, der pausenlos erzählte - besser: nörgelte. Und der stinksauer wird, wenn er auf Krawall gebürstet ist und sein Gegenüber, dem er doch eigentlich so richtig verbal einen verdonnern wollte, furchtbar nett und verständnisvoll ist und ihm komplett den Wind aus den Segeln nimmt. Das geht doch nicht, "das entzieht mich doch der Existenzgrundlage, wenn ich nichts mehr habe, worüber ich mich aufregen kann".

Und wenn er sich aufregen will, dann will er sich aufregen. Und er weiß auch, wie man in die beste Grundstimmung kommt, um jemanden fertig zu machen: "Das Gegenüber immer duzen und wie eine Frau behandeln." Oder mit der S-Klasse durch soziale Brennpunkte fahren, dabei den Arm mit der teuren Rolex am Handgelenk lässig aus dem offenen Seitenfenster halten.

"Ich bin gegen alles", sagt er. Auch gegen Schnecken und Austern - "Wer um Himmels Willen hat beschlossen, dass dies eine Delikatesse ist?"-, gegen Sterneköche, "die sich in der Küche schlapplachen über den Deppen, der 108 Euro für eine Mini-Wachtel mit drei Erbsen bezahlt", und arrogante Arzthelferinnen, "die Schlüsselstelle medizinischer Versorgung, schwarze Löcher für Empathie und Freundlichkeit". Und er schubst auch alte Leute, nicht nur junge. Warum? "Um das globale Gleichgewicht wieder herzustellen!"

Und er mahnt: Dagegenhalten, gegen AFD und Pegida. "Lassen Sie sich nicht einnorden, räumen sie einem rechten Vollidioten keinen Platz ein, setzen Sie dem Terrorismus Optimismus entgegen."

Für unter der Woche ein schöner Abend. Stimmt!

(jas)
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