Alpen Im Irrenhaus kann Oberarzt auch Pastor

Alpen · 170 Zuschauer bei Premiere des Alpener Laienspiels amüsierten sich köstlich bei Komödie "Alles auf Krankenschein".

 Kreative Lösungen fürs Bühnenbild: Die Dekoration fürs Chefarzt-Zimmer stammt aus der ehemaligen Alpener Praxis von Dr. Anker.

Kreative Lösungen fürs Bühnenbild: Die Dekoration fürs Chefarzt-Zimmer stammt aus der ehemaligen Alpener Praxis von Dr. Anker.

Foto: Christoph Reichwein

Um ihr neues Stück "Und alles auf Krankenschein" von Ray Cooney ansprechend in Szene zu setzen, haben sich die Schauspieler vom Alpener Laienspiel einiges einfallen lassen. "Die Dekoration stammt aus der Praxis von Doktor Anker, der Röntgenschirm vom Gesundheitsamt, und die Liege haben wir für 2,50 Euro bei Ebay ersteigert", erklärte Regisseur Walter Kühn zum Auftakt das detailliert ausgestattete Chefarzt-Zimmer auf der Bühne. Die 170 Besucher im voll besetzten "Wartezimmer" des Pädagogischen Zentrums taten gut daran, bereits jetzt ihre Lachmuskeln aufzuwärmen. Denn sie erwartete bei der Premiere ein wahres Feuerwerk an Gags und ganz viel Situationskomik.

Den Startschuss lieferte die gut aufgelegte Nina Meyer in der Rolle der Jane Tate, indem sie dem designierten Chefarzt Dr. David Mortimore (Horst Wenig) wenige Minuten vor dessen bislang wichtigster Rede in seiner beruflichen Laufbahn eröffnet, einen gemeinsamen Sohn zu haben.

Kurz darauf taucht der herrlich schräge Sohnemann Lesley Tate (Jannik Wittmann) in der Klinik auf und bringt damit die Kugel endgültig ins Rollen. Anfangs blass, nimmt Horst Wenig die Hauptrolle als Chefarzt nun immer besser an und webt ein stetig engmaschiger werdendes Lügennetz, um sich den bohrenden Fragen von Ehefrau Rosemary (Birgitt Schulte-Kellinghaus), Sergeant Connolly (Kerstin Gaß) und Klinikchef William Drake (Walter Kühn) zu entziehen.

Unterstützt wird er dabei von Hans-Jörg Theußen, der den schusseligen Dr. Robert Bonney überzeugend verkörpert sowie den facettenreich agierenden Marc Stroh als Oberarzt Mike Conolly. Weil dieser ohnehin für das große Sommerfest-Theaterstück probt, nutzt Dr. Mortimore die Verkleidungskünste des Kollegen und verpflichtet ihn wahlweise als Pastor, als Oberschwester oder auch als buckelige Oma Tate mit Faltenrock und Stachelbeerbeinen - Kompliment an Maskenbildnerin Susanne Theußen.

Dazwischen sorgt Petra Wittman als pflichtbewusste Oberschwester für reichlich Lacher, in dem sie die Verpflegung fürs anstehende Sommerfest zur Kühlung in die Leichenkammer bringt oder Patienten mit der Spritze in der Hand bis auf den Fenstersims verfolgt. Zu den Höhepunkten der turbulenten Komödie zählen zweifellos die Auftritte von Michael Ahlborn. Der Routinier trägt als Patient Bill Lesley maßgeblich dazu bei, das sich die altehrwürdige Klinik zur großen Freude des Publikums in ein Irrenhaus verwandelt, in dem auch mal eine Leiche putzmunter über die Bühne läuft.

Um in den vielen Wirrungen den Überblick zu behalten, ist nicht nur beim Publikum höchste Konzentration angesagt. "Das Stück ist für uns Darsteller sehr anspruchsvoll. Man läuft ständig hin und her, muss höllisch aufpassen und nebenbei seinen Text im Kopf behalten", erläuterte Nina Meyer in der Pause. Davon zeugte auch die Tatsache, dass Souffleuse Bianca Heier bei der Premiere stärker als üblich gefordert war. Das Publikum verzieh ihrem Alpener Laienspiel jedoch die Texthänger und spendete am Ende minutenlang Beifall.

Fazit: Der freundliche Arzt und auch der Apotheker empfehlen dringend einen Besuch der zweiten Vorstellung am kommenden Sonntag, 2. April, um 17 Uhr im PZ.

(erko)
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