Alpen Inklusion: Platztausch weitet den Blick

Alpen · Die Lebenshilfe-Werkstatt in Veen und der Toom-Baumarkt Neukirchen-Vluyn wollen Partner sein.

 Philipp Pauen, Bildungsbegleiter Holger Landers, Katja Köhnen, Handwerkskoordinator Christian Feikes und Fachverkäuferin Denise Ruckriegel.

Philipp Pauen, Bildungsbegleiter Holger Landers, Katja Köhnen, Handwerkskoordinator Christian Feikes und Fachverkäuferin Denise Ruckriegel.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Katja (17) hat sichtbar Freude an der Arbeit. Die 17-jährige Xantenerin zieht in der Gartenabteilung des Toom-Baumarktes in Neukirchen-Vluyn mit einem Schlossschraubendreher eine Mutter an, um die Beine eines Gartentisches zu befestigen. "Das macht Spaß", sagt sie. Wie Katja arbeiten bei Toom fünf junge Menschen mit Behinderung, die sonst im Bereich Berufsbildung in der Lebenshilfe-Werkstatt in Veen tätig sind. Im Gegenzug haben tags zuvor fünf Toom-Mitarbeiter in der Lebenshilfe-Werkstatt angepackt.

Alpen: Inklusion: Platztausch weitet den Blick
Foto: dieker

"Bunte Vielfalt" heißt das Nachhaltigkeits-Projekt der Baumarkt-Kette, die zur Rewe-Gruppe gehört. Bundesweit planen 20 Toom-Märkte Partnerschaften mit Einrichtungen der Lebenshilfe - eine davon am linken Niederrhein. "Ende November haben wir überlegt, wie wir starten wollen", erzählt der Veener Werkstattleiter Hans-Jürgen Liffers. "Wir haben uns für den Mitarbeiteraustausch entschieden, um uns besser kennenzulernen. Wir liegen mit 25 Kilometer ja nah beieinander." Es geht darum, umzudenken, Menschen mit Behinderung eine Chance zu geben.

Die Partner funken vom Start weg auf der gleichen Wellenlänge. Werkstattleiter Liffers und Bildungsbegleiter Holger Landers sowie Baumarktleiter Dirk Heisters und Handwerkskoordinator Christian Feikes beteuern: "Die Chemie stimmt." Beide Seiten profitieren. "Wir haben die Chance, unser ,Bürsten- und Besen-Image' abzulegen", so Werkstattleiter Liffers, "und können zeigen, dass wir durchaus nach den Regeln des Marktes arbeiten." Und die Toom-Mitarbeiter erfahren eine Menge über einen Bereich des Arbeitsmarktes, "über den man sich normalerweise nicht so viele Gedanken macht", sagt Tim Hoffmann.

Die fünf Toomer sind schon nach den ersten Stunden in Veen begeistert von ihrem Kennenlern-Job. "Die vorbehaltlose Offenheit und die Freundlichkeit, mit der wir hier aufgenommen worden sind", ist nicht nur für Denise Ruckriegel der nachhaltigste Ersteindruck. "Man bekommt auf Anhieb das Gefühl, ein Teil des Ganzen zu seien", bestätigt Kollege Tim Hoffmann. Die anderen nicken.

In der Werkstatt in Veen, neben Rees-Groin und Wesel die kleinste der drei Werkstätten der Lebenshilfe Unterer Niederrhein, arbeiten 175 Menschen mit Behinderung zwischen 18 und 65 Jahren, die in acht Lohngruppen eingeteilt sind - sowie 50 Hauptamtliche. Hier werden beispielsweise Zubehörteile für den Garagentor-Hersteller Novoform verpackt. Außerdem Medizinprodukte wie etwa Brillentücher von "bb med" aus Kalkar.

Die Partner wollen weiter kooperieren. Im Frühjahr wird in Rees-Groin ein Integrations-Cup für Kicker mit und ohne Behinderung angepfiffen. "Geplant sind gemischte Mannschaften", erläutert Liffers. Im Gegenzug beteiligen sich Mitarbeiter der Lebenshilfe-Werkstatt an den nächsten Toom-Aktionswochen, um beispielsweise eine Hüpfburg oder ein Glücksrad zu betreuen.

Markt-Chef Heisters kann sich weitere Aufgaben vorstellen für Lebenshilfe-Mitarbeiter. "Das Ganze soll eine nachhaltige Geschichte werden", bekräftigt er.

(RP)
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