Rheinberg Inovyn-Sicherheitskonzept: Fragen zum Tankwagen-Leck

Rheinberg · "Deutsche Solvay-Werke" - das war einmal. Längst ist auf dem 261 Hektar großen Areal zwischen Ossenberg und Millingen der "Industriepark Solvay Rheinberg" entstanden.

 Dr. Michael Klumpe leitet das Inovyn-Werk in Rheinberg.

Dr. Michael Klumpe leitet das Inovyn-Werk in Rheinberg.

Foto: ARFI

Zu den dort ansässigen Unternehmen gehören neben Solvay Chemicals beispielsweise die Unternehmen Kemira mit einer Eisen-III-Chlorid-Anlage und Praxair, die Luft in ihre Bestandteile Sauerstoff und Stickstoff zerlegen und für die weitere Nutzung vor Ort anbieten. Seit Juli 2015 ist Inovyn im westlichen Werkteil für die Herstellung von Vinylchlorid, Polyvinylchlorid (PVC), Allylchlorid und Epichlorhydrin, Natronlauge sowie Di- und Polyglycerine verantwortlich. Seit November 2015 betreibt die Imerys Minerals GmbH die Produktion von gefälltem Calciumcarbonat.

Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt stellten sich jetzt erstmals Werkleiter Dr. Michael Klumpe und der Leiter Sicherheit und Umweltschutz Uwe Schnepel von Inovyn vor. Denn Inovyn - in den ersten drei Jahren noch ein Fifty-Fifty-Joint-Venture von Ineos und Solvay, danach läuft es ohne Solvay-Beteiligung weiter - ist eine Hausnummer in Rheinberg: Dafür spricht schon die Zahl von 406 Mitarbeitern. 4300 sind es insgesamt in den 18 Inovyn-Werken in Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Norwegen, Spanien, Schweden und Großbritannien. Insgesamt macht Inovyn mit Hauptsitz in London eine Jahresumsatz von über drei Milliarden Euro.

Klumpe und Schnepel stellten in erster Linie das Sicherheitskonzept von Inovyn vor. Dabei erkannte man viele Parallelen zu den Mechanismen, die sich seit vielen Jahren bei Solvay bewährt haben. Es gibt regelmäßige Nachbarschaftsinformationen und auch ein Nachbarschaftstelefon. Anwohner aus dem näheren Umfeld des Werks werden im Falle des Falles über ein Servicetelefon informiert, die weiter entfernt liegenden mit Lautsprecherwagen. Schnepel: "Die VSR-Werkfeuerwehr ist auch für uns zuständig und soll innerhalb von drei Minuten am Einsatzort sein." Bei Inovyn sei ein Gasaustritt wahrscheinlicher als ein Feuer, sagte Uwe Schnepel.

Die beiden Chemiker informierten auch über die Tankwagenleckage, die am 6. Januar dieses Jahres an einem BASF-Kesselwagen im Millinger Bahnhof festgestellt wurde (die RP berichtete). Damals hatte ein Kesselwagen während der Fahrt vermutlich weniger als einen Liter Dichlorethan verloren. Von der BASF als Betreiberin der Wagen habe man bisher noch keine befriedigende Antwort auf die Frage bekommen, wieso die Ventile nicht richtig dicht waren und so die giftige Flüssigkeit austreten konnte.

Was die Zuständigkeiten angeht, so war dies ganz klar ein Einsatz für die Freiwillige Feuerwehr Rheinberg, da der Tankwagen in Millingen im öffentlichen Bereich stand. Der Wagen wurde allerdings schnell ins Werk gezogen, wo sich die Werkfeuerwehr um den Schaden kümmerte. Warum in der ganzen Stadt Sirenenalarm ausgelöst wurde und ein Sondermesszug aus Moers angefordert wurde, sei auch ihm nicht klar, sagte Werkleiter Michael Klumpe.

Ausschussmitglied Tobias Faasen (CDU) regte eine "Sicherheits-App" fürs Handy an. Bei einem Störfall im Werk könne man damit viele Betroffene über Smartphone erreichen. Theoretisch sei dieser Weg der Information durchaus denkbar, sagte Uwe Schnepel.

(up)
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