Rheinberg Jugendliche überstehen Anschlag unverletzt

Rheinberg · Drei Mädchen aus Rheinberg - 15 und 16 Jahre alt - waren mit einer Ferienfreizeit in Barcelona dabei, als der Van-Fahrer über die Ramblas raste. Rheinberger Lehrer ist mit seiner Familie in Cambrils im Urlaub.

Die islamistischen Terroranschläge von Barcelona und Cambrils haben die Welt erschüttert. Nach aktuellem Stand hat der Fahrer eines Vans auf der zum Mittelmeer führenden Flaniermeile Ramblas in der katalanischen Stadt 14 Menschen getötet, 100 sind verletzt worden. Unter den Opfern sollen auch 13 zum Teil schwer verletzte Deutsche sein. Mindestens drei Jugendliche aus Rheinberg waren zur Anschlagszeit im Zentrum von Barcelona in unmittelbarer Nähe des Tatorts unterwegs. Sie sind körperlich unverletzt geblieben, erlitten aber einen Schock. Wie die RP gestern erfuhr, geht es ihnen gut.

In Cambrils verbringt Karsten Schmidt, stellvertretender Leiter der Rheinberger Europaschule, seinen Urlaub. Er, seine Frau und die beiden Kinder sind ebenfalls unverletzt geblieben.

Die drei Mädchen aus Rheinberg - sie sind 15 beziehungsweise 16 Jahre alt - gehören zu einer Ferienfreizeit eines privaten Reiseveranstalters. Die Gruppe ist im Badeort Tossa del Mar untergebracht.

Ausgerechnet am Donnerstag ist die Gruppe mit 50 Kindern und Jugendlichen mit einem Reisebus zu einem Tagesausflug nach Barcelona gefahren. Die jungen Deutschen erlebten den Anschlag hautnah. Sie konnten sich in einem Einkaufszentrum in der Stadt in Sicherheit bringen, wo sich Mitarbeiter um die aufgelösten Mädchen kümmerten. Übers Handy informierten sie ihre Eltern in Deutschland. Niemand aus der Gruppe sei verletzt worden.

Die Gruppe ist inzwischen wieder in Tossa del Mar angekommen. Die Jugendlichen haben sich nach Rücksprache mit den Reiseveranstaltern, den Betreuern und den Eltern dazu entschieden, den Urlaub nicht abzubrechen. Sie wollen das Erlebte gemeinsam verarbeiten. Die Rückkehr ist für nächste Woche Donnerstag geplant. Die Mutter eines der drei Mädchen aus Rheinberg erzählte, ihre Tochter habe ihr am Telefon gesagt: "Wir weinen zusammen und wir lachen zusammen."

Unterdessen berichtet Karsten Schmidt, der mit seiner Familie in Moers lebt, von einer Kleinstadt an der Mittelmeerküste, die unter Schock stehe. "Wir fahren seit 25 Jahren nach Cambrils, meine Frau stammt aus der Stadt, wir haben in der Stadt geheiratet, wir haben ein Haus hier", so der stellvertretende Leiter der Europaschule Rheinberg. Auch in Cambrils überfuhren Attentäter mehrere Passanten. Die Polizei erschoss später die fünf mutmaßlichen Täter. Eine Frau, die überfahren und dabei schwer verletzt wurde, ist gestern offenbar verstorben.

"Uns ist zum Glück nichts passiert", sagt Karsten Schmidt. Er sei froh, dass auch seine 19 und 21 Jahren alten Kinder bei ihm und seiner Frau sind. Erstaunt sei er, dass es die 30.000-Einwohner-Stadt Cambrils getroffen habe. "Die Stadt ist eher ein malerisches Fischerstädtchen und keine Touristenmetropole. So ein Anschlag ist natürlich ein Hammer für einen so kleinen Ort."

Karsten Schmidt beschreibt seine Gefühlslage: "So ein Anschlag dauert nur einen kleinen Moment, und dann ist alles schnell wieder vorbei. Aber es ist nichts mehr wie vorher. Das ist ein schreckliches Gefühl." Er könne nur hoffen, dass sich das bewahrheite, was man ihm gesagt habe: "Wenn es einmal hier passiert ist, passiert es nicht noch einmal."

Familie Schmidt macht sich am Wochenende mit dem Auto auf den Rückweg nach Deutschland - mit gemischten Gefühlen.

(up)
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