Rheinberg Kabarett mit Migrationshintergrund

Rheinberg · Das Comedyduo Ozan Akham und Tunc Denizer trat im Budberger Bürgerhaus auf und begeisterte das Publikum.

"Ab- und Zuwanderer" - so heißt das Programm des Comedyduos Ozan Akham und Tunc Denizer, mit dem die beiden Kölner seit drei Jahren unterwegs sind. Was sich hinter dem Programm verbirgt, zeigten die beiden im Budberger Bürgerhaus eindrucksvoll. Die zwei seien gleichermaßen "Migranten" und "Immigranten", wie Tunc erklärte. Dass die Comedians mit türkischen Wurzeln Vollblutschauspieler sind, was sie etwa in der Kölner "Stunksitzung" beziehungsweise dem Bonner "Pink Punk Pantheon" unter Beweis stellen, machten sie auf der Bühne schnell klar.

Das Thema Migration spiegelten Ozman und Tunc im Verlauf der Veranstaltung in feinster humorvoller Gangart wieder. Das Publikum erlebte zahlreiche Begegnungen mit vielen Charakteren. Ozman und Tunc nahmen sich selber, Türken, Deutsche und stereotype Denkweisen zum Thema Flüchtlinge aufs Korn. Abgedroschene Klischees bedienten sie permanent und räumten dabei mit eingefahrenen Ressentiments auf. Wer ist überhaupt ein Flüchtling, wer Migrant, wer Zuwanderer, wer Abwanderer. Dieser Frage ging Tunc nach. Er selber sei in Hamburg geboren als ein typisches "Gastarbeiterkind". "Ich war ein Kofferkind", verriet er. So hätten Soziologen Kinder wie Tunc in den 80er Jahren genannt.

Von Hamburg sei es irgendwann in die Türkei gegangen, wo er mit seinem Kollegen Ozman unter anderem Schauspielerei studiert habe. Zurück in Deutschland sei er dann erst Migrant und dann Immigrant gewesen. Parodierend verdeutlichte er, wie schnell Menschen kategorisiert werden, sei er doch einfach nur gebürtiger Hamburger mit türkischen Wurzeln. Nach der kleinen witzigen sozialwissenschaftlichen Begrifflichkeitskunde zum Thema Migration, die Menschen schnell in Schubladen stecke, startete das Duo mit Vollgas in die nächste Comedyrunde. Es glich eher eine Partycomedy, was die Kölner auf der Bühne veranstalteten. Musik, Disco-Licht, knallige und farbenfrohe Pointen sowie viele bunte Kostüme verwandelten das Bürgerhaus in einen pulsierenden Comedytempel, in dem laut mitgeklatscht und gelacht wurde. Als philosophierende deutsche Obdachlose mit Bierpulle in der Hand, erklärten sie sich gegenseitig den Begriff Burnout. Denn das hatten sie beide, wie sie auf der Bühne feststellten. Schließlich könne keiner von den beiden arbeiten.

Im Laufe des Programms tauchten viele weitere komische Persönlichkeiten auf, die mit witzigen Spitzen gesellschaftliche Themen aufs Korn nahmen. Für jede Menge Spaß sorgte Tunc als Lothar. Ein verwirrter Dauersingle in den Vierzigern, der dem Publikum einen Rap mitgebracht hatte und in Internetportalen nach seiner Traumfrau sucht. "Ich bin Lothar, wohne bei meiner Mutter und suche eine Frau aus Kalkutta", rappte er. Dabei zuckte er beim Breakdance wie ein elektrisierter Hampelmann.

Für Spaß sorgte auch der klischeebehaftete Kampfsportlehrer Ali, der mit seinem Riesen-Handy angab. Immer wieder schlüpften die Komiker in neue Rollen rein, setzten dabei auf Kopfkino, das sie bei den Gästen hervorriefen. Etwa mit einem Brief eines türkischen Mitarbeiters an seinen ausbeuterischen deutschen Chef, den Ozman vorlas. Jeder hatte die Geschichte direkt vor Augen. Es gab auch einige Seitenhiebe gegen Erdogan, von dem sie sich beobachtet fühlten und deshalb seinen Namen nur flüsterten. Motto: Wer weiß, wer alles zuhört.

(sass)
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