Rheinberg Kandidat Nummer 6 nimmt's mit Humor

Rheinberg · Auch der 28-jährige Rheinberger Renan Cengiz geht ins Rennen um die Wahl zum neuen Bürgermeister. Er tritt für "Die Partei" an, deren Ortsverbandsvorsitzender er ist. Das Wahlprogramm könnte heißen: "Vorsicht, Satire!"

 Renan Cengiz übt schon mal die Siegerpose. Am 13. September möchte er neuer Bürgermeister sein.

Renan Cengiz übt schon mal die Siegerpose. Am 13. September möchte er neuer Bürgermeister sein.

Foto: die graue eminenz

Eigentlich habe er gar nicht vorgehabt, seinen Hut in den Ring zu werfen, gesteht Renan Cengiz. Aber manche Dinge entwickeln sich eben. So sei das schon auf dem Amplonius-Gymnasium bei ihm gewesen: "Da war ich plötzlich Schülersprecher, weil viele zur mir sagten: Du kannst das!" So ähnlich war das jetzt auch in seiner Partei - "Die Partei". Cengiz - 28, unverheiratet, freischaffender Künstler und Publizist - war im Herbst 2014 Mitbegründer des Rheinberger Ortsverbands der Partei und ist seither dessen 1. Vorsitzender. Als es um die Bürgermeisterwahl ging, waren die aufordernden Worte seiner Freunde wieder da: "Mach du das!"

Jetzt ist Renan Cengiz dabei, seine 230 Unterstützungsunterschriften zu sammeln. Er will kandidieren. Vorstellbar ist dieser Schritt für ihn nur in Verbindung mit seiner Partei. "Mit den etablierten Parteien konnte ich nicht viel anfangen", erzählt er. "Erst als ich auf Die Partei gestoßen bin, wusste ich: Das ist das Richtige für mich."

Satire als politisches Stilmittel - so wie man das vom Parteiengründer Martin Sonneborn kennt - das ist genau die Wellenlänge, die Renan Cengiz zusagt. Sonneborn gehört inzwischen dem EU-Parlament an und zieht den Politik-Betrieb oft und gerne durch den Kakao.

Auch sein Rheinberger Kollege nimmt's mit Humor. Danach gefragt, wie er seine Chancen bei der Wahl einschätzt, sagt er: "Wir holen 100 Prozent plus X. Ich gebe mein Ehrenwort, dass wir auf jeden Fall die ,plus X' schaffen."

Seine Kandidatur verbinden er und seine Parteifreunde mit einem durchaus ernsten Ansatz. "Wir hoffen, dass wir Die Partei durch die Wahl bekannter machen können." Wenn Cengiz "Wir" sagt, meint er 15 bis 20 junge Partei-Kollegen, die zu den Treffen jeweils am letzten Donnerstag eines Monats um 19 Uhr in die Gaststätte "Zur Schopsbröck" an der Römerstraße kommen.

Den exakten Fahrplan für den Wahlkampf hat Cengiz noch nicht. "Aber sicher ist, dass wir in den nächsten Tagen eigene Wahlwerbespots bei ,YouTube' einstellen und Plakate drucken lassen. Außerdem planen wir eine Pressekonferenz." Alles Weitere findet man bei Facebook unter "Die Partei Rheinberg". Zahlen müssen die Rheinberger ihren Aufwand aus eigener Tasche, nur der Kreisverband steuert einen kleinen finanziellen Zuschuss bei.

Es gibt auch eine Art Wahlprogramm unter dem Slogan "Rheinberg, Rheinberg, Rheinberg", wenngleich Renan Cengiz solche Willensbekundungen für entbehrlich hält. "Wir sind für die Rehistorisierung der Rheinberger Innenstadt. Die Stadtmauer und das Schloss sollen wieder aufgebaut, der Stadtgraben wieder geflutet werden. Und als Opium fürs Volk soll es auf dem Marktplatz einen Schokoladenbrunnen geben. Außerdem muss Rheinberg wieder eine starke Hafenstadt werden. Wir brauchen endlich wieder einen Zugang zum Meer." Wieder verworfen wurde die Idee, Kamp-Lintfort einzumauern ("um ein klares Feindbild zu haben"). Und, ach ja, eine U-Bahn, die wäre auch nicht schlecht - "um die schöne Innenstadt zu schonen".

Grundsätzlich verfolgt "Die Partei" und damit auch Kandidat Renan Cengiz eine offensive "Turbo-Demokratie" und einen "radikalen Populismus". Der 28-Jährige erklärt, was das heißt: "Wir gehen dahin, wo die Menschen sind, und wir wollen alles, wofür sich eine Mehrheit finden lässt."

(RP)
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