Alpen Kein Fest zum Gruseln

Alpen · Heute feiert die Evangelische Kirche Reformationstag. Am Abend ist Halloween. Wie passt das? - In Alpen ist das heute Thema eines Schülergottesdienstes.

 Die Schüler der Realschule Alpen haben gestern Morgen schon einmal für ihren Auftritt im Gottesdienst geprobt. Im Anschluss wurde die Kirche mit selbst gebastelten Kürbissen und Fledermäusen geschmückt.

Die Schüler der Realschule Alpen haben gestern Morgen schon einmal für ihren Auftritt im Gottesdienst geprobt. Im Anschluss wurde die Kirche mit selbst gebastelten Kürbissen und Fledermäusen geschmückt.

Foto: armin fischer

Halloween, das ist für Dr. Hartmut Becks, den Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Alpen, so eine Sache. "Es hilft nicht, schadet aber auch nicht", sagt er. Es lässt sich unschwer erahnen, dass der Pfarrer kein allzu großer Anhänger des Schauerfestes ist. "Halloween fällt ausgerechnet auf den Tag, an dem wir Luthers gedenken. Inzwischen feiern so viele Halloween, dass die eigene Kultur darüber vergessen wird", fügt Becks hinzu.

Damit beschreibt der Pfarrer in nur wenigen Worten den Konflikt, der viele Evangelischen Christen beschäftigt, seitdem das ursprünglich keltische Fest Halloween zunehmend auch in Deutschland gefeiert wird: Die Kirchen bangen um die Aufmerksamkeit für den Reformationstag und Allerheiligen. Während viele Kirchenvertreter Halloween ausklammern, will Becks versuchen, eine Brücke zu schlagen: Unter dem Motto "Reformation - ein Fest zum Gruseln?" gestaltet er mit Schülern der Realschule Alpen einen Gottesdienst, der zum Nachdenken anregen soll.

"Wir wollen hier sicher nichts verteufeln", sagt Becks. "Aber die Schüler sollen ein Gefühl für den Feiertag kriegen." Was beide Feste verbindet und doch entzweit, ist das Thema Angst: Der Reformationstag, das ist, erklärt der Pfarrer, eigentlich ein Fest gegen die Angst. Das hat mit dem theologischen Urheber der Reformation, Martin Luther zu tun. "Luther war ein frommer Katholik, der ständig von Ängsten geplagt war." Erst später habe er erkannt, dass diese Ängste nur eine Projektion sind und sie überwunden. Das passt mit der Idee vom Halloweenabend, an dem Angst und Schrecken verbreitet werden sollen, nicht gut zusammen, findet Becks. "Der Reformationstag ist eigentlich kein Fest zum Fürchten", sagt Becks, der mit dem Gottesdienst an die Idee, die hinter dem Reformationstag steht, erinnern möchte.

Bestimmendes Thema ist die Angst: Die Schüler spielen in einem kleinen Theaterstück die Geschichte des verlorenen Sohnes nach. "Das ist eine Geschichte gegen die Angst", erklärt Becks. Ziel des Gottesdienstes soll es sein, Ängste loszuwerden, so wie es Luther gelungen ist. Während des Gottesdienstes wird deswegen eine Box aus Holz aufgestellt. Dort hinein sollen die Schüler der Klassen acht und neun symbolisch Zettel werfen, auf die sie ihre Ängste gemeinsam mit den beiden Lehrern Dennis Offermann und Katja Reinelt aufgeschrieben haben. "Wir haben vergangene Woche mit den Schülern einen Projekttag gemacht und alles vorbereitet", sagt Reinelt. Auch sie hält es für wichtig, daran zu erinnern, "was der Reformationstag bedeutet". Das bedeutet aber nicht, dass Halloween verboten ist, im Gegenteil: "Die Kinder haben Spaß an Halloween, ich finde, man kann beide Feste miteinander verbinden", sagt Reinelt. Zum Beispiel in einem Gottesdienst.

Gottesdienst, heute, 10 Uhr, Evangelische Kirche, Burgstraße, in Alpen

(RP)
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