Rheinberg Keine unbefristete Stelle - abgeschoben

Rheinberg · Familie Xhika ist bestens integriert, der Vater hat gearbeitet. Morgen müssen die Albaner Deutschland verlassen.

 Die Koffer sind schon gepackt. Migena und Albert Xhika mit Tochter Algersa sowie den Freunden Peter Mokros und Leonie Jordan (v.l.), die sich noch einmal den Abschiebebescheid anschauen.

Die Koffer sind schon gepackt. Migena und Albert Xhika mit Tochter Algersa sowie den Freunden Peter Mokros und Leonie Jordan (v.l.), die sich noch einmal den Abschiebebescheid anschauen.

Foto: Armin Fischer

Die Atmosphäre ist nett und freundlich wie bei einer Adventsfeier. Gastgeber und Gäste sitzen im gemütlichen Wohnzimmer der kleinen Wohnung an der Fossastraße in Rheinberg. Auf dem Tisch stehen Gebäck und etwas zu trinken. Es wird geplaudert, auch gelacht. Dabei ist Familie Xhika überhaupt nicht nach Lachen zumute. Denn es wird Abschied "gefeiert". Vater Albert (38), Mutter Migena (25) und Töchterchen Algersa (5) müssen Deutschland nach 15 Monaten verlassen: Sie sind Albaner, und Albanien gilt als "sicheres Herkunftsland". Keine Chance also, als Asylbewerber anerkannt zu werden. Morgen fliegt die Familie sie zurück nach Tirana.

Im April 2015 kamen die Xhikas aus der albanischen Hauptstadt nach Rheinberg. "Wir haben in Albanien keine Perspektive mehr für uns gesehen", erzählt Albert Xhika. "Es herrscht Korruption, es gibt keine Arbeit, das war kein Leben mehr." Er möchte seiner Familie ein besseres Leben ermöglichen, erzählt der Mann, der von 1998 bis 2007 schon in England - in London - sein Glück versucht hat. Allerdings auch dort ohne langfristigen Erfolg.

In Rheinberg lief es für die drei Albaner im Prinzip wie am Schnürchen. "Wir haben in Deutschland unsere Heimat gefunden", betont der Albaner. Von Beginn an sei das erklärte Ziel gewesen, sich so schnell wie möglich zu integrieren.

"Albert hat jede Chance genutzt, Deutsch zu lernen", versichern Monika und Karl-Heinz Lochen aus Orsoy. Das Ehepaar - pensionierte Lehrer - geben Flüchtlingen ehrenamtlich Deutschkurse und haben sich mit den Xhikas angefreundet. Und tatsächlich: Insbesondere Albert Xhika spricht schon fast fließend Deutsch, auch seine Frau und seine Tochter machen sich gut.

Peter Mokros aus Ossenberg, Gründer der Flüchtlingsfußballmanschaft Inter Rheinberg, ist ebenfalls mit Albert befreundet. "Er spielt aktiv im Team, ist mein Betreuer und Übersetzer", so Mokros. "Ein Supertyp, dem ich blind vertraue." Es sei schwer zu akzeptieren, dass solche Leute abgeschoben werden. Leonie Jordan aus Rheinberg, auch sie ist als ehrenamtliche Flüchtlingshelferin eine Freundin der Familie geworden, sieht das ganz genau so. "Das ist alles sehr traurig", sagt sie.

Albert Xhika hat handwerkliche Erfahrung, er hat lange als Maler und Lackierer gearbeitet. Er habe zahlreiche Wohnungen, die die Stadt für Flüchtlinge angemietet hat, renoviert. In den vergangenen Monaten hat er bei Amazon in Rheinberg gearbeitet.

Das Problem: Albert Xhika ist es nicht gelungen, einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu bekommen. "Wir haben alles versucht, ich habe viele Handwerksbetriebe abgeklappert und auch mit Amazon gesprochen", sagt Karl-Heinz Lochen. "Aber es hat sich nichts ergeben." Migena möchte gerne eine Ausbildung zur Altenpflegerin beginnen. Auch diesbezüglich laufen noch Gespräche.

Die Xhikas haben ihre Ausweisung akzeptiert und widersetzen sich nicht. "Deshalb bekommen sie nur eine zehnmonatige Einreise-sperre", so Karl-Heinz Lochen. "Andernfalls wäre sie mit 36 Monaten deutlich länger ausgefallen." Die Freunde wollen auch weiterhin versuchen, eine unbefristete Arbeitsstelle für Xhika zu finden. Dass das nicht leicht wird, ist ihnen klar. "Vielleicht", so Peter Mokros, "gibt es ja einen Betrieb, der bereit ist, ihn einzustellen."

Unterdessen erzählt Albert Xhika von jenem Brief, der alle Pläne für ihn und seine Angehörigen durchkreuzte. "Das Schreiben kam am 20. Oktober mit der Post", so der 38-Jährige. Was sein erster Gedanke gewesen sei, als er den Umschlag öffnete und den Inhalt las? "Ehrlich gesagt, haben wir die ganze Zeit damit gerechnet, dass es irgendwann passiert. So sind halt die Gesetze." Die Familie werde sich jedenfalls nicht unterkriegen lassen. Albert Xhika: "Aber wir möchten endlich wissen, wohin wir gehören."

In Tirana wird die albanische Familie zunächst bei den Eltern von Albert Xhika unterkommen, die in der Hauptstadt eine Wohnung haben. Dann will man weitersehen. "Wir geben nicht auf", sagt auch Migena Xhika. Es sei jedenfalls gut zu wissen, dass sie Freunde in Deutschland gefunden haben, die zu ihnen halten und ihnen unter die Arme greifen. Auch diese Freunde sehen die geltende Rechtslage in Deutschland und akzeptieren sie auch. Richtig verstehen - das wurde in den Gesprächen deutlich - können sie sie jedoch nicht.

Wer Familie Xhika helfen möchte, kann sich mit Peter Mokros in Verbindung setzen - telefonisch unter der Nummer 01520 5624133 oder per E-Mail unter petermokros@gmx.de

(up)
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