Rheinberg Kirche verliert wieder weniger Mitglieder

Rheinberg · Die Zahl der Katholiken im Kreis Wesel sinkt weiter, allerdings nicht so stark wie in den vergangenen Jahren.

 Geht die Sonne über St. Viktor auf oder unter? Die katholischen Gemeinden im Bistum Münster verlieren weiterhin an Mitgliedern, allerdings weniger stark als in den vergangenen Jahren.

Geht die Sonne über St. Viktor auf oder unter? Die katholischen Gemeinden im Bistum Münster verlieren weiterhin an Mitgliedern, allerdings weniger stark als in den vergangenen Jahren.

Foto: Fischer

Nachdem der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst mit seinem Hang zum Luxus für eine regelrechte Austrittswelle in der katholischen Kirche gesorgt hat, scheint sich die Situation zu entspannen. Vor allem im Kreis Wesel bleiben immer mehr Katholiken ihrer Kirche treu. Das zumindest geht aus einer Statistik des Bistums Münster hervor, demzufolge von den im vergangenen Jahr 213.819 im Kreisgebiet gemeldeten Katholiken lediglich 1297 Menschen ihren Austritt aus der Kirche erklärt haben - das sind immerhin 593 weniger als im Jahr zuvor. Insgesamt ist Wesel sogar das Kreisdekanat mit der niedrigsten Austrittsquote im gesamten Bistumsbereich Münster.

Dr. Felix Genn, Bischof von Münster, hofft darauf, dass die Zahlen mehr ausdrücken als einen vorüber gehenden Trend. "9794 Menschen sind in unserem Bistum im vergangenen Jahr aus der Kirche ausgetreten. Das ist eine schmerzhaft hohe Zahl, und die sollten wir nicht einfach so hinnehmen und zur Tagesordnung übergehen. Immerhin sind es aber gut 2000 weniger als im Jahr zuvor. Vielleicht, so hoffe ich, haben wir im Blick auf die Kirchenaustritte den Tiefpunkt überschritten", sagt er.

Leicht rückläufig sind im Kreis Wesel allerdings auch die Zahl der Taufen (von 1364 auf 1340) und der Trauungen (von 361 auf 335), deutlich ist sogar die Zahl der Erstkommunionen gesunken, um fast neun Prozent. Wolfgang Schmitz, Rheinberger Pfarrer und Dekan, lässt sich von diesen Zahlen nicht täuschen: "Dass weniger Menschen aus der Kirche ausgetreten sind, ist nichts, worauf wir uns ausruhen können. Denn noch verlieren wir viel mehr Menschen als durch Taufen und Eintritte hinzukommen. Unsere Gemeinde zum Beispiel wird in jedem Jahr um etwa 100 Mitglieder kleiner."

Was den Rückgang der Taufen und Erstkommunionen angeht, verweist Schmitz auf den demografischen Wandel mit immer weniger Geburten und einer stetig steigenden Zahl älterer Mitmenschen. "Schmerzlich ist vor allem die geringere Zahl der Kommunionskinder, denn über die Erstkommunion erreichen wir Familien, Verwandte und Großeltern gleichermaßen", so Schmitz. Er selbst kämpft seit Jahren mit immer neuen Ideen gegen leere Kirchenbänke - bietet beispielsweise die karnevalistische Kappenmesse an, eine Tiersegnung auf dem Marktplatz und niveauvolle Projektchöre. Trotz dieser Projekte erklärt er, dass es ihm um weit mehr geht, als nur Popularität der Kirche zu steigern. "Unser Ziel kann nicht sein, die Menschen in den Gottesdienst zu bewegen. Wir müssen insgesamt von der klassischen Kirche wegkommen, denn die Leute sind nicht mehr damit zufrieden, wie der Laden läuft."

Wolfgang Schmitz setzt sich für Veränderungen ein, regt an, Gottesdienstformen zu schaffen, die offener sind und ganze Familien ansprechen. "Wir müssen uns der Gesellschaft weiter öffnen, ohne irgendwelchen Trends hinterher zu laufen. Nicht den Menschen unseren Zug aufzwängen, sondern den Zug umgestalten muss, die Devise sein. Aber darin sind beide große Kirchen sehr schwerfällig", bedauert Schmitz.

Hoffnung macht ihm Papst Franziskus, der auf dem Weg zu einer moderneren Kirche auch vor verkrusteten Strukturen nicht zurückschreckt: "Das Schöne daran ist, dass seine Botschaften durch die modernen Medien sofort jeden Christen erreichen."

Dass viel diskutierte Grundsätze der katholischen Kirche wie die Nichtzulassung von Frauen ins Priesteramt oder der Zölibat für die nach wie vor hohe Zahl an Kirchenaustritten verantwortlich ist, glaubt Schmitz allerdings nicht: "Dann hätte die evangelische Kirche ja wesentlich weniger Austritte zu verzeichnen. Das ist aber nicht der Fall."

(RP)
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