Alpen Kirchenbasis begehrt auf gegen Konzerndenken

Alpen · Dr. Hartmut Becks, Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Alpen, ist einer der Initiatoren der Bewegung "KirchenBunt", die sich morgen formiert.

 Pfarrer Dr. Hartmut Becks sieht die Selbstständigkeit der Kirchengemeinden und somit am Ende auch die Nähe zu den Menschen in Gefahr.

Pfarrer Dr. Hartmut Becks sieht die Selbstständigkeit der Kirchengemeinden und somit am Ende auch die Nähe zu den Menschen in Gefahr.

Foto: Privat

Die Evangelische Kirche ist im Umbruch, Sie will sich aufstellen für die Zukunft. Tendenz: Die Zahl der Kirchenglieder sinkt. Damit droht auch die finanzielle Basis zu schwinden. Wie die Rheinische Landeskirche darauf reagiert, sorgt an der protestantischen Basis inzwischen für vernehmbaren Unmut. Der Protest wird lauter. Der Widerstand gegen die Zentrale formiert sich. Morgen will sich in Rommerskirchen bei Köln die Initiative "KirchenBunt" gründen, Die will sich der abzeichnenden "Hierarchisierung" der Kirche entgegenstemmen. Einer der drei Initiatoren der Gegenreform-Bewegung ist Dr. Hartmut Becks (51), Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Alpen.

Becks ist die Entwicklung seiner Kirche schon länger ein Dorn im Auge. Nun will er nicht mehr stillhalten. Er sieht das "Kernprinzip der reformatorischen Tradition" in Gefahr: die presbyterial-synodale Ordnung. Die sieht vor, dass in der evangelischen Kirche alle Macht vom Kirchenvolk ausgeht. Becks sagt's mit Nikolaus Schneider, ehemaliger Superintendent des Kirchenkreises Moers: "Bei uns ist oben unten." Die Gemeinde wählt das Presbyterium, und das wiederum wählt den Pfarrer. Die Finanzhoheit liegt bei den Gemeinden, die die eigenen Grenzen festlegt und "auch mit allen geistlichen Rechten ausgestattet" ist.

An dieser Basiskirche werde von oben immer mehr gerüttelt, auch wenn die "ihre Wurzel bereits in vorreformatorischer Zeit hat", so Becks und in der Bibel Ecclesia für Gemeinde stehe. Der gegenwärtige Kurs der Kirche, begründet durch viel zu "pessimistische Prognosen", so die Kritiker, führe letztlich zur Entmündigung der Gemeinden zugunsten der Kirchenleitung.

Die Kirche gehe einen unseligen Weg, denke - geleitet von Unternehmensberatern - wie ein Konzern, regiere "von oben nach unten" und rücke die Finanzen immer mehr ins Zentrum aller Überlegungen. Die Sorge trägt einen sperrigen Namen, der unten Schrecken verbreitet: Verwaltungsstrukturgesetz.

Das zwinge seit Jahresbeginn - "rechtlich höchst zweifelhaft" - die Gemeinden, so Becks, in zentrale Zwangsverwaltung durch den Kirchenkreis. Der müsse seinen Apparat personell aufstocken, ohne Gewinn. Folge für die finanziell grundsolide Kirchengemeinde Alpen: Die Umlage an den Kirchenkreis verdoppelt sich nahezu. Da mache knapp 90 000 Euro pro Jahr aus. Sein Presbyterium halte das für "absoluten Widersinn". Alpen verliere nicht nur Einfluss, sondern zahle drauf. Vermögen werde schlichtweg sozialisiert. Becks hält nicht von verordneter Solidarität. Ihm ist das Prinzip der Subsidiarität lieber. Pfarrer Udo Otten von der Ev. Kirchengemeinde Rheinberg hatte die Umverteilung zuletzt auch kritisiert und als Grund angeführt, die Trägerschaft fürs Familienzentrum Kinderhaus abgeben zu müssen.

Die Protestler wollen die Zentralisierungstendenz stoppen, wehren sich, dass geistliche Arbeit zur Größe im Neuen Kirchlichen Finanzmanagement verkommt. Dass innerkirchlicher Friede gefährdet sei, sieht Dr. Becks nicht: "Es braucht den Streit unter den Theologen."

(RP)
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