Rheinberg Kleine Erdkröten wandern in Budberg

Rheinberg · Nabu-Mitglieder sammelten rund 300 daumen-nagel-große Tiere ein. Autofahrer sollten Bereich der Seenplatte meiden.

Achtung Autofahrer: In Budberg sind zahlreiche Jungtiere der Erdkröte Bufo Bufo unterwegs. Nabu-Mitglieder sammelten jetzt rund 300 daumen-nagel-große Tierchen im Bereich der Straßenzüge Raiffeisenstraße/Ecke Wolfskuhlenallee und im Gebiet Raiffeisenstraße/von Büllingen-Straße auf der Höhe des Friedhofs ein.

Der dort durchfließende Berufsverkehr am Nachmittag und in den frühen Morgenstunden machte ein Aufsammeln vom Asphalt nur schwer möglich, so dass zahlreiche Tiere unter die Räder kamen. Autofahrer und Anwohner werden deshalb gebeten, die Seenplatte in Budberg in den nächsten zwei Wochen bis zum Abschluss der Wanderzeit von Jungtieren zu meiden. Spaziergänger und Fußgänger dürfen die Tiere gerne in Eigeninitiative von Straßen und Gehwegen absammeln und in die Grünbereiche setzen, so Sylvia Oelinger und Wilfried Ingensiep von der Nabu-Ortsgruppe.

Aus dem Laich entwickeln sich nach der Embryonalphase (die Dauer ist abhängig von der Umgebungstemperatur) Kaulquappen. Nach etwa zweieinhalb bis drei Monaten Wasseraufenthalt erreichen die Kaulquappen die Metamorphose zum lungenatmenden, vierbeinigen Landtier und gehen oft in großen Mengen gleichzeitig ans Ufer. Der Volksmund spricht wegen der herumwimmelnden Jungkröten von "Froschregen". Die frisch verwandelten Landgänger sind anfangs nur zwischen sieben und 12 Millimeter groß. Bis zur Geschlechtsreife nach drei bis fünf Jahren lauern sowohl im Gewässer als auch auf dem Weg ins Umland zahlreiche Gefahren und natürliche Feinde wie Iltis, Ringelnatter, Greif- und Rabenvögel oder Graureiher. Deshalb schaffen es von geschätzten 200 Jungtieren nur drei bis fünf lebend wieder zu ihrem Laichgewässer zurück.

In diesem Jahr fand eine sechswöchige Wanderperiode der geschlechtsreifen Erdkröten statt, die immer wieder durch kalte Temperaturen in den Nachtstunden unterbrochen wurde. Teilweise liefen die geschlechtsreifen Tiere von 20 Uhr bis 23 Uhr auf dem aufgewärmten Asphalt und unterbrachen nach Einsetzen der frostigen Temperaturen um die 1 bis 0 Grad die Wanderaktivitäten. Insgesamt wurde die nächtliche Vollsperrung an 21 Tagen durchgeführt. Die 18 ehrenamtlichen Helfer waren während der gesamten Wanderzeit seit Anfang März, mehrmals abends und teilweise auch nachts im betroffenen Gebiet unterwegs. Zählungen haben ergeben, dass 1925 Tiere vor dem Verkehrstod gerettet werden konnten. Dennoch fielen etwa 30 Tiere dem Verkehrstod zum Opfer.

Das Populationsverhältnis 80 Prozent Männchen zu 20 Prozent Weibchen wird durchaus als normal eingestuft. Auch wurden auf der Rheinkamper Str. zahlreiche Teichmolche beobachtet, die bereits Ende Februar unterwegs waren.

Auf der von-Büllingen-Straße wandern seit Jahren zahlreiche Erdkröten von der Wohnbebauung bzw. dem Wäldchen am Busch aus kommend in Richtung Laichgewässer. Die Tiere, die es bis zur anderen Straßenseite schaffen, laufen dann an den hohen Bordsteinkanten entlang und plumpsen dabei in die Schlammeimer der Kanalschächte. In diesem Bereich wurden von Hand immerhin 214 Erdkröten gerettet.

Der NABU Rheinberg bedankt sich bei allen Betroffenen für die Geduld und das Verständnis der Sperrmaßnahme und für die Unterstützung durch die Ordnungsbehörden.

(RP)
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