Alpen Kleine Sauger, rote Beute

Alpen · Mit dem Hochwasser kommen die Mücken. Apotheker erleben einen enormen Ansturm. Besonders Kinder und Ältere sollten sich schützen.

 Mehr als 3000 Stechmückenarten wurden weltweit bereits klassifiziert. In der Region weit verbreitet ist die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens).

Mehr als 3000 Stechmückenarten wurden weltweit bereits klassifiziert. In der Region weit verbreitet ist die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens).

Foto: DPA

Der Akt dauert nur wenige Sekunden. Brutal klingt er trotzdem. Und weh tut es auch. Vor allem hinterher. Auf Arm oder Bein gelandet, bohrt die Mücke ihren Stechrüssel in die Haut, sucht nach einer Kapillare und stochert solange in der flüssigen Nahrung, bis sie sich angenehm gesättigt wieder davon macht. Fortpflanzen, Eier ablegen, die Art erhalten. Für die Mücke ist das ihr natürlicher Gang. Für Menschen und vor allem Kinder sind Steckmücken aber nicht nur lästig, sondern können mitunter auch Erreger übertragen und Blutvergiftungen verursachen.

In diesem Jahr werden die Menschen besonders geplagt. Schuld ist das feucht-warme Wetter, in dem sich die Mücken zu wohl fühlen. In Büderich sei die Belastung deshalb besonders hoch, sagt Apotheker Michael Jilek. "Wir haben täglich viele Kunden, die nach Anti-Mückenmitteln fragen", sagt Jilek. Dass deutlich mehr Menschen gestochen werden, als in den vergangenen Jahren, können auch seine Kollegen in anderen Apotheken bestätigen. Denn nicht nur die vielen Pfützen und überschwemmten Wiesen kommen den Mücken zu Gute; mit dem Wind werden sie auch in Wohngebiete getragen, die nicht direkt am Wasser liegen. "Das ist schon enorm dieses Jahr", sagt auch Klaus Kretschmer von der Biologischen Station im Kreis. "Das habe ich selten so erlebt." Die Mücken legen ihre Eier im flachen, warmen Wasser ab. Dort schlüpfen die Larven nach gut einer Woche. Ein Mückenleben dauert dann etwa drei Wochen.

Auch wenn die Mückenlarven die Gewässer reinigen, für den Menschen sind die surrenden Blutsauger vor allem nervig. Wer da nach erster Kontaktaufnahme schon mal dazu neigt, das Tier mit einem kräftigen Klaps zermalmen zu wollen, dem sei davon aber abgeraten. Denn damit werde der Speichel der Mücke schlagartig injiziert, dem Wissenschaftler den Juckreiz zuschreiben. Beim Saugen lässt die Mücke langsam ihren Speichel einfließen, um zu verhindern, dass das Blut gerinnt. (Übrigens der Grund dafür, warum der Körper nach einem Mückenstich keinen schützenden Schorf bildet.) Das Ergebnis: Beulen, Pusteln, Rötungen, Schwellungen, leidiger Juckreiz.

Wirklich gefährlich sei ein Mückenstich hierzulande aber nicht, sagt Dr. Martin Binder, Leiter des Kreisgesundheitsamts. Obgleich auch Tigermücken im Gebiet gesichtet wurden, seien noch keine Fälle bekannt, in denen hiesige Mücken Krankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber übertragen hätten. Genaue Daten über die spezifischen Mückenarten wurden im Kreis allerdings noch nicht erhoben. Gefährlich könne ein Mückenstich nur dann werden, sagt Dr. Binder, wenn man den Stich mit dreckigen Fingernägeln wund kratzt. Dann könne es zu Blutvergiftungen kommen. Und auch bei immungeschwächten Menschen und Kindern können Mückenstiche mitunter zu Entzündungen führen. Kinder müssten daher besonders geschützt werden. Dass einige Menschen dabei die Mücken eher anzuziehen scheinen als andere, liegt an den körpereigenen Duftstoffen. "Pheromone wirken anziehend auf Insekten", sagt Dr. Martin Binder. Weibliche Mücken, für die das Blut von Säugetieren und Vögeln im Gegensatz zu den männlichen Artgenossen zum Speiseplan gehört, sollen sich von weiblichen Hormonen eher angelockt fühlen. Ebenso wie von süßen Parfüms. Eine gute Nachricht gibt es aber: "Noch schlimmer wird es dieses Jahr nicht", sagt Kretschmer.

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