Rheinberg Kreis-Awo will in Enni-Zentrale ziehen

Rheinberg · Dem Vernehmen nach verhandelt Enni-Chef Stefan Krämer schon seit Wochen mit Awo-Geschäftsführer Bernd Scheid über einen Ankauf der derzeitigen Enni-Verwaltung in der Uerdinger Straße.

 140 Menschen arbeiten in der Enni-Verwaltung ander Uerdinger Straße. Dort befindet sich auch das Kundenzentrum.

140 Menschen arbeiten in der Enni-Verwaltung ander Uerdinger Straße. Dort befindet sich auch das Kundenzentrum.

Foto: Reichwein

Die Chancen stehen gut, dass der Kreisverband der Awo nach Moers zurückkehrt. Dem Vernehmen nach sollen die Verhandlungen zwischen Enni-Chef Stefan Krämer und Awo-Geschäftsführer Bernd Scheid weit gediehen sein. Zwar war von beiden Seiten weder am Freitag noch gestern ein Kommentar zu erhalten, doch muss man nur einige Fakten zusammenzählen, um zu diesem ziemlich eindeutigen Schluss zu kommen.

So hatte Krämer bei der Vorstellung des jüngsten Jahresberichts mitgeteilt, dass man nur noch mit einem einzigen Interessenten über den Verkauf der Verwaltung an der Uerdinger Straße spreche und sich optimistisch gezeigt, die Verhandlungen bald zum Abschluss bringen zu können. Scheid, dessen Geschäftsstelle derzeit noch im Gebäude der Sparkasse am Niederrhein in Rheinberg untergebracht ist, hatte kreisweit nach einem neuen Standort gesucht. Dabei wurden zuletzt vor allem Kamp-Lintfort und Moers genannt.

Dafür dass es nun offenbar auf Moers hinausläuft, spricht auch, dass Kamp-Lintforts Bürgermeister Christoph Landscheidt gestern auf Anfrage sagte, dass Bernd Scheid ihm mitgeteilt habe, dass die Awo-Pläne in Bezug auf Kamp-Lintfort "derzeit nicht mehr aktuell" seien. Die Stadt Kamp-Lintfort hatte ihm dort das Grundstück neben den Stadtwerken angeboten.

In Moers hingegen könnte die Awo ein bezugsfertiges Gebäude übernehmen, wäre dabei aber von dem Tempo abhängig, mit dem die Enni die Neubaupläne für ihren zentralen Verwaltungssitz am Jostenhof vorantreibt. Erfahrungsgemäß könnte dies noch zwei bis drei Jahre dauern. Für Scheid hätte die Enni-Variante den Vorteil, dass er die letzten Jahre vor seiner Verrentung noch ganz inhaltlichen Aufgaben widmen könnte und er sich nicht mit den Aufgaben eines Bauherren belasten müsste. Zwar ist das Enni-Gebäude, in dem 140 Menschen arbeiten, zu groß, um nur die rund 50 Mitarbeiter der Awo-Geschäftsstelle aufzunehmen, doch will die Awo dort mittelfristig weitere Dienstleistungen zusammenziehen. Offenbar haben sich in Moers neben Krämer vor allem Enni-Geschäftsführer Hans-Gerd Rötters und Bürgermeister Christoph Fleischhauer um die Awo bemüht. Für die Stadt Moers würde eine Rückkehr der Awo Steuermehreinnahmen pro Jahr vermutlich in Höhe knapp unter 100 000 Euro bedeuten. Zudem hätte die Enni Einnahmen aus dem Verkauf (oder der Vermietung) ihrer Liegenschaft an der Uerdinger Straße.

Ein starkes Argument für den Standort an der Uerdinger Straße könnte für Scheid sein, dass er dort Probleme mit dem Denkmalschutz nicht zu befürchten hätte. Bis 2011 lag die Awo-Kreisgeschäftsstelle an der Rheinberger Straße in Moers, unmittelbar neben dem historischen Utforter Rathaus. Als der Awo ihr Domizil zu beengt wurde, reichte sie Pläne für einen Erweiterungsbau bei der Stadt ein. Die Moerser Verwaltung stand dem Projekt zunächst positiv gegenüber, doch dann wurden im Gestaltungsbeirat Bedenken laut. Der Awo-Anbau läge doch wohl zu nahe an dem ehemaligen Rathaus und würde zudem den städtebaulichen Gesamteindruck beeinträchtigen. Schließlich verkündete Scheidt 2011 den Umzug der Awo nach Rheinberg. Aber auch dort genügten die Räumlichkeiten bald nicht mehr den Anforderungen, und die Awo suchte eine größere Bleibe, die sie schließlich im historischen Stadtkern fand. Mit der Stadt wurde man sich rasch über den Ankauf der alten Montessorischule handelseinig. Die Baupläne wurden für genehmigungsfähig befunden. Doch dann gründete sich eine Bürgerinitiative, die sich gegen die Pläne wehrte. Denkmalschützer befanden schließlich, dass das Vorhaben das historische Ambiente der Stadt störe. Die Awo trat 2016 vom Kaufvertrag zurück und machte zudem ihre Planungskosten geltend.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort