Rheinberg Krimi über Anschlag auf einen Bürgermeister

Rheinberg · RP präsentiert Lesung: Eva Karnofsky stellt in der Stadtbibliothek Rheinberg ihren Niederrhein-Krimi "Opferfläche" vor. Rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse ist der Folge-Krimi "Mutterkälte" erschienen.

Dass der kubanische Geheimdienst seine Fühler bis in ein beschauliches Dörfchen am Niederrhein ausstreckt - Kenner vermuten Hamminkeln -, war lange so abwegig wie unvorstellbar. Nun aber ist die globale Welt zusammengerückt. Und spätestens seit dem NSA-Skandal weiß jedes Kind, dass Geheimdienste beim Ausspähen keine Grenzen kennen. Da alarmiert es Staatschef Castro in Havanna, wenn am Niederrhein ein mächtiger US-Konzern Erdgas fördern will, das bislang tief in der Erde eingeschlossen ist. Mit der politisch heiß umstrittenen Fracking-Methode. Der Commandante habe im kommunistischen Zentralorgan Granma Fracking mal als "Abgrund der Menschheit" bezeichnet, sagt Eva Karnofsky (60). Aus Sorge um Absatzmärkte für kubanisches Öl.

Das ist der Stoff für Karnofskys Polit-Krimi "Opferfläche", der im Düsseldorfer Droste-Verlag erschienen ist und den sie am Donnerstag, 1. Oktober, um 19 Uhr in der Stadtbliothek in Rheinberg vorstellt. Die Lesung wird präsentiert von der Rheinischen Post und moderiert von RP-Redakteur Bernfried Paus.

Die in Wesel aufgewachsene Autorin hat lange als Südamerika-Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung in Argentinien gelebt und wohnt seit drei Jahren in Hamminkeln - kennt sich also bestens aus in beiden sich so fremden Welten.

Sich auf die Opferfläche zu begeben, kann tödlich enden. Bürgermeister Reinhard Wilke stirbt bei einem feigen Bombenattentat. Das bringt Lokaljournalistin Karola Krauss auf den Plan. Die Niederrhein-Redakteurin hat sich nach turbulenten Jahren in Lateinamerika in die Heimat versetzen lassen.

Karola Krauss hat Ähnlichkeit mit Karnofsky, was ihre Biografie betrifft: "Aber sie ist nicht ich." Krauss' kubanischer Ex-Lover Andrés, der sie so schmählich hat sitzenlassen, taucht plötzlich wieder auf. Als Agent Castros in der deutschen Zentrale des US-Konzerns. Der Computerspezialist durchleuchtet die Datenbank nach Fracking-Aktivitäten der Firma. Karnofsky war mit einem Kubaner verheiratet, bevor sie nach Hamminkeln kam.

"Opferfläche" ist ihr zweiter Krimi. Sie bleibt auch als Roman-Autorin Journalistin. Krimis seien nur eine andere Form, gesellschaftliche und politische Verhältnisse zu beschreiben. "Es muss nicht immer der Leitartikel oder die Reportage sein", so die preisgekrönte Hörspiel-Autorin. Es gehe darum, Realität in Fiktion zu verwandeln, oder wie es der peruanische Literatur-Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa sage: "Romane lügen, um die Wahrheit zu sagen."

Bei einem Glas Wein habe der mit ihr befreundete Hamminkelner Noch-Bürgermeister Holger Schlierf - ein entschiedener Frackling-Gegner - mal darüber sinniert, warum es nicht ausgeschlossen ist, dass Bürgermeister Mordopfer werden. Die Idee für ihren ersten Polit-Thriller mit Schauplatz Niederrhein war geboren. Auf der rechten Seite des Rheins schlägt das Thema Fracking hohe Wellen. Hier haben internationale Konzerne ihre Claims längst abgesteckt.

Die Krimi-Autorin hat Gabriele Obschernicat aus dem Hamminkelner Stadtteil Mehrhoog getroffen, engagierte Kämpferin gegen Gasbohren, hat von ihr erfahren, dass Mehrhoog mal ein akutes Skinheadproblem hatte, hat sich RP-Artikel über Fracking besorgt. "Diese Realitäten werfe ich in einen Mixer und drücke drauf." Rausgekommen ist ein fesselnder Roman.

Und: Karnofsky hat Blut geleckt. Sie mixt schon wieder. Karola Krauss kümmert sich im zweiten Krimi um verwöhnte Wohlstandskinder, die emotional verwahrlosen. Auch "Mutterkälte" wird Eva Karnofsky bei ihrem Gastspiel in Rheinberg kurz vorstellen.

(RP)
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