Alpen Lamborghini-Fahrer außer Lebensgefahr

Alpen · Mutige Ersthelfer retten dem 34-jährigen Reeser das Leben. Sie befreien ihn, kurz bevor das Wrack in Flammen steht.

Aufräumarbeiten auf der Autobahn: Die Reste des superteuren Sportwagens werden zusammengefegt. Die Ermittlungen zur Unfallursache laufen an.

Aufräumarbeiten auf der Autobahn: Die Reste des superteuren Sportwagens werden zusammengefegt. Die Ermittlungen zur Unfallursache laufen an.

Foto: Reichwein

Der Fahrer des Lamborghini schwebt nach dem schweren Unfall, der sich am Sonntagmorgen auf der A 57 in Höhe des Parkplatzes Leucht ereignete, nicht mehr in Lebensgefahr, wird aber weiter intensivmedizinisch betreut. Gestern meldete sich Jörg Rickers aus Goch. Er war einer der Ersten an der Unglücksstelle und hat den 34-jährigen Reeser unter Einsatz seines eigenen Lebens aus dem brennenden Wrack seines Sportwagens gezogen und ihn so wohl vor dem sicheren Tod bewahrt. Straßen NRW hat gestern die demolierte Leitplanke ersetzt. Ob auch die durch die Flammen ramponierte Fahrbahn repariert werden muss, werde sich erst in den nächsten Tagen entscheiden, so ein Sprecher. Unterdessen ist eine Debatte über den baulichen Zustand des Autobahn-Abschnittes entbrannt.

Johannes Schwerdt aus Alpsray engagiert sich seit Jahren in der Schutzgemeinschaft Bergbaubetroffener (SGB). So sind ihm Bodenwellen auf der A57 in Höhe der Leucht bei Alpen bekannt. "Wie es aussieht, ist der schwere Verkehrsunfall ja auf zu schnelles Fahren zurückzuführen", sagte Schwerdt gestern. In diesem Bereich gelte allerdings keine Geschwindigkeitsbegrenzung. "Dort müsste wegen der Bodenwellen ein Schild stehen und eine Höchstgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern gelten", so der Alpsrayer. "Außerdem sollte der Bergbau dringend aufgefordert werden, die Schäden zu reparieren, damit nicht noch mehr passiert."

Auch auf der Facebook-Seite "Du bis Alpener, wenn ..." wird heftig über ein Tempolimit diskutiert. Das lehnen die meisten Diskutanten strikt ab. Allerdings sind einige User der Auffassung, die Fahrbahn zwischen den Anschlussstellen Alpen und Kamp-Lintfort sei "für hohe Geschwindigkeiten nicht geeignet". Einer spricht von "langgezogenen Bodensenkungen- und wellen" und "dazu Spurrillen". Das sei für Autos und Motorräder, die häufig mit mehr als 200 Sachen unterwegs sind, sehr wohl gefährlich. Deshalb sei er für ein Limit auf Tempo 130 als "eine Vorwarnung". Die Behörden wollen jetzt erst einmal die Gutachten der Sachverständigen abwarten.

Für den Reeser war es vermutlich Rettung in letzter Minute, als ihn mehrere Ersthelfer aus dem brennenden Wrack ziehen. Jörg Rickers aus Goch ist immer noch aufgelöst, wenn er über den Unfall spricht. Er war einer der Ersten an der Unfallstelle. Der weiße Sportwagen fällt ihm Mann schon kurz vor dem Unglück durch sein hohes Tempo auf. Da ist er mit Bekannten auf dem Weg von Goch nach Gelsenkirchen. "Eigentlich wollte ich gerade zum Überholen ansetzen. Da habe ich aber im Rückspiegel gesehen, dass der angesaust kam", erinnert sich Rickers. Nur wenig später sieht der Gocher eine Rauchsäule. "Dann haben wir die Leitplanke gesehen, die total zerstört war. Der Lamborghini muss da irgendwie durchgebrochen sein." Der hintere Teil des Autos steht in Flammen. "Ein Mann versuchte bereits, die Flammen mit einem Feuerlöscher zu löschen", erzählt Rickers. "Der Mann saß noch auf dem Fahrersitz und war angeschnallt. Ich konnte sehen, dass er bewusstlos war und schwer atmet." Der Lamborghini ist nur noch Wrack. Der erste Versuch, den Fahrer zu befreien, scheitert an der enormen Hitze. Rickers: "Das war so heiß. Von der Fahrerseite aus konnte ich ihn nicht abschnallen. Die Tür hat geklemmt. Also bin ich auf die andere Seite. Das Autodach war abgerissen, da habe ich durchgegriffen und den Gurt von oben gelöst. Die Kopflehne hatte da schon Feuer gefangen. In Panik habe ich dann die Türe einfach aufgerissen." Rausgeholt habe er den 34-Jährigen dann mit weiteren Ersthelfern. Gerade noch rechtzeitig. Nur wenige Momente später steht der komplette Sportwagen in Flammen. Trotz Panik und Hitze zögerte Rickers, ein Berufskraftfahrer, keine Sekunde: "Ich konnte ihn da doch nicht einfach verbrennen lassen. Das hätte mein Sohn sein können." Nach Angaben von Alpens Feuerwehrchef Michael Hartjes sind unter den Ersthelfern auch zwei Kollegen aus Alpen und Duisburg. Im Stau steht zufällig eine Ärztin, die zu Hilfe eilt. Als die Rettungskräfte zur Unfallstelle kommen, ist der Mann geborgen. Ein Hubschrauber fliegt den Schwerstverletzten in die Klinik.

(RP)
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