Interview mit Dieter Paus "Logistiker sind für Rheinberg enorm wichtig"

Rheinberg · Der wiedergewählte Technische Beigeordnete Dieter Paus sieht die Stadt für die kommenden Jahre auf einem guten Weg.

 Dieter Paus, Erster Beigeordneter der Stadt Rheinberg, in der letzten Ratssitzung. Der 55-Jährige ist vom Rat für eine zweite Amtszeit von acht Jahren wiedergewählt worden.

Dieter Paus, Erster Beigeordneter der Stadt Rheinberg, in der letzten Ratssitzung. Der 55-Jährige ist vom Rat für eine zweite Amtszeit von acht Jahren wiedergewählt worden.

Foto: Armin Fischer

Dieter Paus ist in der Ratssitzung mit großer Mehrheit für weitere acht Jahre zum Technischen Beigeordneten gewählt worden (die RP berichtete). Dabei ist übereinstimmend seine große fachliche Kompetenz gelobt worden. Der 55-Jährige, der keiner Partei angehört, trat nach seinem Studium im Jahr 1989 eine Stelle als Stadtplaner in der Rheinberger Verwaltung an. Der verheiratete Vater eines erwachsenen Sohnes lebt seither in Borth.

Im Rat sagten Sie, dass eine Wiederwahl aus Ihrer Sicht höher zu bewerten sei als eine Erstwahl. Warum?

Dieter Paus Weil es ja besagt, dass man sich über siebeneinhalb oder acht Jahre in verantwortungsvoller Tätigkeit bewährt hat. In einem Vorstellungsgespräch kann man viel versprechen. Ob man das dann hält, muss sich zeigen.

Sie sind kein gebürtiger Rheinberger, wohnen aber seit 1989 in Borth. Fühlen Sie sich mittlerweile als Rheinberger?

Paus Ja, schon. Ich lebe ja den weitaus größten Teil meines Lebens hier. Bis zum 19. Lebensjahr war ich im Sauerland, danach acht Jahre in Dortmund, seither in Rheinberg. Rheinberg ist mein Zuhause.

Sie sind in der Verwaltungsspitze derjenige mit der größten Erfahrung im Stadthaus. Wie hat sich Ihre Arbeit nach der Bürgermeisterwahl verändert? Sind Sie als Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters häufiger als Führungsperson gefordert?

Paus Ja, das hat sich schon verändert. Mein Rat ist heute auch stärker in anderen Verantwortungsbereichen gefragt.

Bei Ihrer Wiederwahl haben Sie nur sechs Gegenstimmen bekommen. Hat Sie das gewundert? Schließlich gab es in den vergangenen Jahren Themen, die Ihr Dezernat betrafen und die für Wirbel gesorgt haben: die ausgebauten Pumpen in Budberg, die Awo-Geschichte, die Erweiterung der Europaschule, die Neugestaltung der Nord-Süd-Achse.

Paus Nein, es hat mich nicht gewundert, dass es nur sechs Gegenstimmen gab. Man sieht daran, dass es bei schwierigen Themen nicht um die Person, also um mich, geht, sondern um die Sache. Und wenn Sie die vollgelaufenen Keller in Budberg ansprechen: Da habe ich mich sehr frühzeitig zu den Fehlern, die hier gemacht worden sind, bekannt.

Wie gehen Sie mit solchen Themen um? Macht es Ihnen zu schaffen, wenn viel Kritik auf Sie einprasselt?

Paus Ja, ich gehe selbstkritisch damit um. Und ja, es macht mir auch persönlich zu schaffen, wenn es nicht gut läuft. Man wird im Bekanntenkreis darauf angesprochen. Und mitunter bin ich ja auch selbst betroffen. Beim letzten Starkregen stand auch mein eigener Keller in Borth voll Wasser. Ich kann heute nach Feierabend die Bürotüre nicht einfach zumachen und alles hinter mir lassen.

Hat das auch mit einer veränderten Gesellschaft zu tun? Im Fall der Awo-Planung hat sich eine sehr engagierte Bürgerinitiative gegründet. Eine Entwicklung, die man bundesweit, etwa bei "Stuttgart 21" sieht. Stichwort Bürgerbeteiligung.

Paus Es wird tatsächlich mehr Transparenz gefordert, und das ist auch gut so. Eine hundertprozentige Übereinstimmung wird es trotzdem nicht geben. Die stärkere Beteiligung von Bürgern ist wichtig und sinnvoll, ist aber kein Allheilmittel.

Ist es eigentlich so, dass man als Technischer Beigeordneter häufiger in der Kritik steht, weil die von Ihnen umgesetzten Aufgaben besser sichtbar sind? Etwa im Vergleich mit den oftmals sehr theoretischen Fragen des Haushalts und der Finanzen?

Paus Ich habe mich immer darüber gewundert, dass das so ist. Dass beispielsweise nicht soziale Themen stärker im Fokus stehen. Aber es ist so, dass augenscheinlich die gebaute Umwelt stärker wahrgenommen wird.

Es ist ja nicht so, dass es nur Kritik gab. Dass Rheinberg als Logistikstandort sehr gut aufgestellt ist, dass es mit dem Integrierten Handlungskonzept eine probate Grundlage für Fördermöglichkeiten gibt, darf man Ihrer Arbeit zuschreiben.

Paus Die Ansiedlung insbesondere der Logistikunternehmen wie Amazon oder Havi halte ich für enorm wichtig. Sie schaffen Arbeitsplätze, und daraus ergeben sich Folgen, die Rheinberg extrem positiv beeinflussen. Es ziehen mehr Menschen nach Rheinberg, das hat wieder Auswirkungen auf den Handel und so weiter. Wir haben in Rheinberg eine gute Basis für die nächsten Jahre und Jahrzehnte geschaffen. Beispiel Amazon: Das war damals die arbeitsplatzintensivste Ansiedlung in Nordrhein-Westfalen. Und zum Integrierten Handlungskonzept: Es bietet uns gute Möglichkeiten, die Innenstadt weiter zu entwickeln.

Das Geld ist knapp, die Stadt verschuldet, der Handlungsspielraum sehr eng. Wie kann sich Rheinberg trotzdem weiterentwickeln?

Paus Das finanzielle Korsett ist ja nicht erst seit gestern eng, das Geld ist ja seit Jahren knapp. Dem muss man Erfindungsreichtum und Kreativität entgegensetzen. Ein Beispiel dafür ist das schon angesprochene Integrierte Handlungskonzept für die Innenstadt, ein anderes die energetische Sanierung der Grundschule Millingen. Es gibt Möglichkeiten, an Fördermittel zu kommen, um Rheinberg nachhaltig weiter entwickeln zu können.

Was haben Sie sich für die nächsten acht Jahre vorgenommen? Gibt es Pläne?

Paus Mein Dezernat mit rund 60 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen besteht ja aus drei Fachbereichen. Im Bereich Stadtplanung und Bauordnung liegt mir die Innenentwicklung wie zum Beispiel über das Integrierte Handlungskonzept am Herzen. Im Bereich Tiefbau und Grünflächen wird der neue Generalentwässerungsplan eine große Herausforderung sein, um auch Starkregenereignissen künftig besser begegnen zu können. Im Bereich Immobilienmanagement schließlich stehen unter anderem die Schulen im Mittelpunkt. Besonders natürlich die teure Erweiterung der Europaschule. Haushaltsbedingt müssen wir über eine Reduzierung des städtischen Gebäudebestands nachdenken. Dabei geht es mir nicht um einzelne Gebäude, sondern um das Grundsätzliche. Rheinberg hat durch seine historisch gewachsene Struktur - die Stadt ist aus vier ehemals selbstständigen Kommunen gebildet worden - zum Beispiel mehrere ehemalige Rathäuser oder Grünflächen. Da schleppen wir Vieles mit durch. Wir haben aber auch bewiesen, dass man leerstehende Gebäude entwickeln kann. Die Orsoyer Müschensteg-Schule ist heute ein Wohnobjekt, und die frühere Borther Hauptschule wird von der Montessorischule genutzt.

Wie sieht es mit der ehemaligen Seniorenbegegnungsstätte an der Bahnhofstraße/Gelderstraße aus?

Paus Sie wird voraussichtlich 2017 abgerissen, wie es im Haushaltssicherungskonzept festgelegt ist.

UWE PLIEN FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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