Rheinberg Luther-Kabarett in einem eigenwilligen Dialekt

Rheinberg · Im Wallacher Gemeindehaus führte der Schauspieler Frank Grünert auf amüsante Weise durchs Leben des Reformators.

Zur Feier des 500-jährigen Reformationsjubiläums hatte das Presbyterium der evangelischen Kirche in Wallach einen besonders interessanten Gast in das Gemeindehaus eingeladen: den Sprachforscher Dr. Konrad Büchner. Büchner, dessen Rolle in unnachahmlicher Weise von Frank Grünert (Schauspieler am Stadt- und Burgtheater Bad Belzig in Brandenburg) gespielt wurde, führte das Publikum in einem anderthalbstündigen Vortrag durch das bewegte Leben des Reformators Martin Luther. Frank Lemmer, Mitglied des Presbyteriums, hatte Büchners Bühnenprogramm während einer Klausurtagung in Berlin kennengelernt und sich sofort gesagt: "Den musst du nach Wallach holen."

Grünert alias Büchner stellte sich dem Publikum als "Schnökologe" vor, als einen Sprachwissenschaftler, der sich mit "Schnökendön'schen Manuskripten" beschäftigt. Es sei eine Reimsprache, die man im Fläming (ein Höhenzug in Brandenburg) in der Vergangenheit gesprochen habe - ungefähr bis zum Dreißigjährigen Krieg, erklärte er mit einem zwinkernden Auge. Zum Einsatz kam dieser(erfundene) "Dialekt" immer dann, wenn Büchner zu Beginn einer "Lektion" auf amüsante Art in die jeweiligen Lebensumstände Martin Luthers einführte.

Das "Gewittererlebnis" in Stotternheim, das wenig sittenhafte Leben der Menschen in Rom während des Mittelalters sowie das "Turmerlebnis" auf der Wartburg in Thüringen gehörten zu diesen besonderen Lebensumständen, die Büchner teils in Reimen, aber auch mit acht kleinen Bühnenbildern illustrierte. Zum Leben erweckte Büchner die Bilder durch bunte Flachfiguren, die er auf oder vor ihnen agieren ließ.

Mit gewitzten Wortspielen, kleinen Macken und verrückten Ideen, so zum Beispiel die Einbindung des Publikums bei der Geräuscherzeugung während der Darstellung des "Gewittererlebnisses", hatte das Stück einen hohen Unterhaltungswert. Das Publikum im Wallacher Gemeindehaus zeigte seine Begeisterung mit herzhaftem Lachen und lautem Beifall.

Zu den vielen Gästen zählte auch das Ehepaar Gabi und Michael Rolle aus Kerken. "Der Weg nach Wallach hat sich gelohnt", freute sich die Kerkener Küsterin, und ihr Gatte ergänzte: "Grünert hat Luther mit Hingabe auf das sprichwörtliche Maul geschaut und seine Beobachtungen hervorragend umgesetzt."

Am nächsten Tag ging's für den Schauspieler zunächst weiter nach Solingen, danach zurück in die Heimat.

(hvh)
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