Rheinberg Mantey: Klassik wird zu Swing und Swing zu Klassik

Rheinberg · Das Klavierspiel von Holger Mantey sprengt die Kategorien. Der Pianist verbindet Elemente aus Klassik und Jazz. Er spielt Klassiches swingend und Swingendes klassisch. Dazu improvisiert er, springt mit seinen Gedanken und lässt eigene meditativ-romantische Kompositionen einfließen. So können die Zuhörer innehalten und ganz in die Musik versinken. Das machten auch 50 Besucher in der Evangelischen Kirche in Orsoy. Dort gastierte Holger Mantey mit seinem Programm, dem er bezeichnenderweise den Titel "Von Mozart bis Gershwin" gegeben hat.

Dabei spielt der 52-jährige Rügener, der in Berlin Musik studierte und heute in Lübeck lebt, Stücke nicht einfach nach, sondern er nutzt sie als musikalischen Steinbruch für seine Variationen und Improvisationen. Aus der Arie des Papageno aus Mozarts "Zauberflöte" isoliert er die Melodie. Diese trägt er am Schimmelflügel vor, nachdem er den Text der Arie rezitiert hat: "Der Vogelfänger bin ich ja." Er unterbricht das Klavierspiel, um auf einer Trommel zu schlagen und in eine Vogelpfeife zu blasen.

Schließlich führt er gerne Klavierspiel und Blasmusik zusammen, wie seine regelmäßigen Auftritte mit dem Saxofonisten Michael Hornstein zeigen, beispielsweise bei den Leverkusener Jazztagen. In Orsoy verwandelte sich Holger Mantey noch ein zweites Mal in einen Bläser. Zum Kinderlied Pippi Langstrumpf blies er in eine verzinkte Gießkanne, die er Blow-Drum nannte, weil er später darauf trommelte. So transportierte er das freche und fröhliche Lebensgefühl, das die Figur von Astrid Lindgren verkörpert. Schließlich ist es ein Merkmal seiner Stücke, ein Lebensgefühl zu transportieren, beispielsweise der überwältigende Blick auf eine Gebirgslandschaft in "Morgentau", das aus seiner Feder stammt. Oder das Einatmen des lauwarmen Sommersonnenscheins in Summertime, das von George Gershwin komponiert wurde. Oder die herbstliche Abschiedsstimmung im Kanon D-Dur, der vom Barockkomponisten Johann Pachelbel geschrieben wurde. Eineinhalb Stunden setzte Holger Mantey die Luft im Gotteshaus in Schwingung. Er gab zwei Zugaben und bedankte sich nach langem Applaus, gespielt haben zu dürfen. "Diese Kirche ist ein Schmuckstück", sagte der Pianist, der bereits 13 eigene Scheiben veröffentlicht hat. "Nirgendwo klingt Musik so schön wie in der Kirche hier."

(got)
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