Rheinberg Mit dem Ei durch die Wand

Rheinberg · Landestrainer Dirk Frase vom Rugby-Verband NRW war in der Millinger Grundschule am Bienenhaus zu Gast. Er übte mit den Kindern die harmlose Variante "Touch Rugby", bei der Körperkontakt nur simuliert wird.

 Kraftakt in der Millinger Grundschule am Bienenhaus: Rugby- Ländertrainer Dirk Frase machte Unterricht mit der Klasse 4a. Rugby soll zum festen Bestandteil des Schulsports werden.

Kraftakt in der Millinger Grundschule am Bienenhaus: Rugby- Ländertrainer Dirk Frase machte Unterricht mit der Klasse 4a. Rugby soll zum festen Bestandteil des Schulsports werden.

Foto: Arfi

In der Turnhalle der Millinger Grundschule am Bienenhaus liegen jede Menge Eier auf dem Boden und das schon lange vor Ostern. Allerdings sind die aus Kunstleder und dienen als Spielgerät für einen außergewöhnlichen Sportunterricht. "Ich war auf der Suche nach einer Sportart, die nicht so bekannt ist und bin dann bei einer Fortbildung auf den Rugby-Kurs gestoßen", erklärt Sportlehrerin Miriam Schöndeling. Mit dem Landestrainer Dirk Frase vom Rugby-Verband NRW hatte die Pädagogin auch gleich den richtigen Ansprechpartner. Dirk Frase vermittelt die vor allem in den Commonwealth-Staaten populäre Sportart an Grundschulen, um sie auf diese Weise auch hierzulande bekannter zu machen. Aber auch, um Vorurteile abzubauen.

Frase: "Rugby gilt als eine brutale Sportart. Aber das ist es nicht. Für Hauen, Treten oder Beißen gibt es wie beim Fußball eine Verwarnung oder einen Platzverweis." Ohnehin trainiert er mit den Viertklässlern an diesem Vormittag die harmlose Variante "Touch Rugby", bei der Körperkontakt nur simuliert wird. Das ist nicht leicht, wenn der Angreifer mit dem eiförmigen "Leder" in den Händen durch die Wand der gegnerischen Verteidiger stürmen muss.

"Wird ein Angreifer von einem Verteidiger mit beiden Händen am Oberkörper berührt, muss er sofort abspielen", erläutert Frase den Schülern. Wenn diese das komplizierte Regelwerk halbwegs verstanden haben, will Miriam Schöndeling den nächsten Schritt gehen: "Heute geht es darum, die Grundlagen kennenzulernen. Dahinter steht aber schon der Plan, Rugby zum festen Bestandteil des Schulsports zu machen." Möglicherweise dürfen die Rheinberger dann eines Tages auf Medaillen hoffen. Denn das beliebte "7er Rugby", bei dem sich je sieben Spieler zweimal sieben Minuten das Ei abjagen, war in diesem Jahr erstmals olympisch.

"Immer nur seitlich passen, so kommt man besser durch. Man nennt das den Treppeneffekt", erläutert Frase den Schülern eine Technik, die an den Doppelpass im Fußball erinnert. Dass der ein besseres Image genießt als Rugby, hält der Übungsleiter für unbegründet: "Rugby vermittelt auch Werte wie Respekt und Toleranz. Auf dem Feld darf nur der Kapitän mit dem Schiedsrichter sprechen, Rudelbildungen wie beim Fußball gibt es nicht."

Auch die Fankultur ist eine völlig andere, so der Sportpädagoge: "Selbst bei wichtigen Spielen sitzen die Anhänger beider Mannschaften nebeneinander auf der Tribüne und fachsimpeln. Das liegt an der Historie. Rugby wurde lange nur von Akademikern gespielt. Es war der Sport der Oberschicht."

Den Viertklässlern gefällt der etwas andere Sportunterricht auch noch nach fünf Stunden harten Trainings. "Rugby ist cool, es macht mir riesen Spaß", sagt Yves Bauguitte und erntet Zustimmung seiner Mitschüler. Und Mitschülerinnen. Denn entgegen allen Klischees handelt es sich bei dem Spiel mit dem Ei um keinen reinen Männersport.

(RP)
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